Dieser Artikel wurde am 13. September 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Professoren streiten anhand umfangreicher Statistiken darüber, ob es nun bergauf gehe, mit der menschlichen Kultur, oder ob…
Dieser Artikel wurde am 13. September 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Professoren streiten anhand umfangreicher Statistiken darüber, ob es nun bergauf gehe, mit der menschlichen Kultur, oder ob der totale Zusammenbruch bevorsteht. Professor Hans Rosling (Karolinska Institut, Schweden) will das Gute am Fortschritt der letzten Jahrzehnte beweisen und die Menschen zu einer optimistischen Sicht auf ihre Zukunft animieren, Professor Stephen Emmot (Cambridge, England) will nachweisen, dass jede Hoffnung umsonst ist. Der Streit zeigt wieder einmal, wie Statistiken die Wirklichkeit verzerren und wie gut sie sich völlig konträr auslegen lassen. In jedem Fall sind sie völlig Wertfrei und helfen nicht sonderlich, bei Überlegungen, wohin der Weg den nun gehen sollte.

Es geht doch allen gut und Atomkraft ist halt besser als Kohlekraft?

Wenn man das Geschehen auf der Welt so wertfrei betrachtet wie Statistiker, kommt man sicher zu Erkenntnissen und Lösungen von Problemen, die vielleicht in der nächsten Statistik einen Effekt zeigen. Über die Qualität der Maßnahme und überhaupt der gesamten Aussage zeigen sich nichts. Hans Rosling ist Mediziner und behauptet anhand seiner Zahlen, dass die Menschen mit ihrem notorischen Pessimismus in eine völlig überflüssige Panik geraten. Er behauptet, dass es Mensch und „Natur“ nie besser ging, als aktuell. Sollte es tatsächlich ein „Klimaproblem“ geben, wäre es die einzig vernünftige Lösung, sich endlich grundsätzlich auf die Kernkraft zu besinnen und so eben fossile Energieträger zu ersetzen. Rein statistisch gesehen ist das logisch, in Wahrheit grober Unfug, also „Bullshit“.
(http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/hans-rosling-der-regisseur-der-zahlen-a-680116.html;
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/medizinprofessor-hans-rosling-die-welt-wird-besser-und-keiner-glaubt-es-12747539.html)
Es ist sicher richtig, dass global die Lebenserwartung gestiegen und die Kindersterblichkeit gesunken ist, die Weltbevölkerung wächst auch lange nicht mehr so rasant – tatsächlich ist das Maximum bereits überschritten – und die statistische Armut geht rapide zurück. Dabei wird nicht erklärt, dass zum Beispiel die allgemeine Gesundheit in einem Land wie Kuba am höchsten ist und der statistische Rückgang vieler Erkrankungen – und auch der Kindersterblichkeit – allein durch die Einführung von hygienischen Maßnahmen erreicht wurde. Auch hier wurden besonders negative Auswirkungen der „Slumbildung“ in Städten – aufgrund der Landflucht infolge der Industrialisierung – ausgemerzt. Die Menschen wurden an die Achtsamkeit sich selbst und ihrer Mitwelt gegenüber erinnert, mehr nicht.
Und wenn es nun mehr Menschen gibt, die mehr als 1,50 Dollar am Tag zur Verfügung haben, sagt das nichts über ihre Lebensqualität. Vielleicht wollen sie das Geld gar nicht, benötigen es nicht für ihre Zufriedenheit oder aber sie können sich ohnehin nichts davon kaufen. Also: Zahlenunsinn.

Lasse nie einen „Fachmann“ einen Fehler beheben, den er selbst verursacht hat

„Wenn Wissenschaftler Probleme beheben sollen, die sie selbst verursacht haben, schaffen sie sofort neue Probleme“ hat schon der „Wissenschaftler“ Professor von Weizsäcker festgestellt. Der wesentliche Teil des sogenannten Fortschritts, insbesondere aber die Bewältigung von Problemen dieses Fortschritts hat inzwischen einen immensen Schaden verursacht. Dieser taucht in den Statistiken nicht auf. Die Menschen leben zwar global – statistisch – recht lange, jedoch um welchen Preis und unter welchen Bedingungen? Die galoppierende Zahl seelischer Erkrankungen wird in medizinischen Zahlenwerken nicht erfasst. Die „wissenschaftliche“ Medizin arbeitet allein im Dienste einer übermächtigen Pharmaindustrie und nicht im Dienste der Gesundheit. Gerade haben – unabhängige – „Wissenschaftler“ entdeckt, dass der Körper selbst antibiotikaähnliche Substanzen herstellen kann und die Verwendung synthetischer Substanzen nur jede körpereigenen Möglichkeiten mit Krankheiten, also dem Angriff schädlicher Substanzen umzugehen zerstört. Das ist nicht im Sinne der Pharmaindustrie, aber im Sinne einer nachhaltigen Gesundheit.
Ebenso grober Unfug sind „Energiesparmaßnahmen“ durch eine überdimensioniert Wärmedämmung oder gar „Passivhäuser“. Seit der ersten Wärmeschutzverordnung in Deutschland (1974) sind hier durch „Wärmeschutzmaßnahmen“ mehr Gebäude zerstört worden als im letzten Krieg. Ohne einen natürlichen Energiefluss, einen Austausch von Luft und Feuchtigkeit können Menschen und Gebäude (deren Bausubstanz) nicht überleben. Die Zahl von allergischen Erkrankungen, ja chronischer Leiden ist seitdem auch exponentiell gestiegen.

Die „Zivilisation“ steht am Abgrund, ist aber nicht verloren

Es gibt sicher mehrere Wege, einer nachhaltigen Zukunft den Weg zu bereiten. Weder Panikmache, noch blinder Optimismus wie, „die Technik wird es schon richten“ sind dabei zielführend. Die Energiewende zum Beispiel wurde bisher von den westlichen Industrienationen nach rein kapitalistischen Kriterien umgesetzt und ist allein für Konzerne ökonomisch. Nachhaltig ist sie aber nur, wenn sie für alle Menschen, also insbesondere die Nutzer ökonomisch ist, also auch sozial. Inzwischen hat China die einstigen „grünen Nationen“ längst überholt, erzeugt mehr grüne Energie (über 30%) als der einstige Musterknabe Deutschland.
Nicht die Technologie ist das Problem, sondern der richtige Einsatz. Dieses muss über alle Fachgrenzen hinweg jeweils passend für den jeweiligen Ort mit Achtsamkeit, Respekt für alle Beteiligten und unter Wahrung der Würde jedes Lebewesens geschehen. Alle industriellen Konzepte, Großkraftwerke als Windparks, Solarwüsten, ja selbst Monsterstauseen haben mit einer nachhaltigen Entwicklung nichts zu tun. Und die statistische Menge sagt nichts darüber aus, wer tatsächlich profitiert und welche weiteren Auswirkungen als Kollateralschäden hingenommen werden.
Die „Werte“ der westlichen Zivilisationen sind ignorant, egoistisch, ja arrogant gegenüber allem „Außenstehenden“, wobei hierzu die sogenannte Natur (also die Gesamtheit der Schöpfung) und alle anderen Lebewesen gehören.
(http://www.zeit.de/2013/37/sachbuch-stephen-emmott-zehn-milliarden)