Die Fernkälte ist eine effiziente Methode Gebäude klimafreundlich zu kühlen und ordentlich CO2 Emissionen einzusparen. Juli und August sind auch die Monate in denen die Fernkälte Netze Europas im Großeinsatz sind. So auch in Wien.

Es ist Sommer und „Houston, wir haben ein Problem“: Der Bedarf an Kühlung nimmt stark zu, allerdings soll unser Energieverbrauch wenigstens nicht zunehmen, um entsprechende Klimaziele zu erreichen. Wir brauchen also möglichst energieeffiziente Kühlsysteme. Passiv ist die Dämmung von Gebäuden immer noch die erste Wahl, die sich das ganze Jahr auszahlt. Die aktive Kühlung mit einem kleinen Klimagerät, dass die heiße Luft über einen Schlauch beim, nur mit einem Leintuch abgehängten, Fenster raus bläst – da müssen wir nicht über Effizienz diskutieren. Wenngleich es vor Ort seinen Sinn durchaus erfüllen kann. Die aktive Kühlung von großen Gebäuden verbraucht in den meisten Fällen viel Strom und erzeugt noch zusätzliche Wärme. Klimaanlagen sind für rund ein Zehntel des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich.

In Ballungszentren gibt es mit der Fernkälte eine Methode klimafreundlich zu kühlen und ordentlich CO2 Emissionen einzusparen. Juli und August sind auch die Monate in denen die Fernkälte Netze Europas im Großeinsatz sind. So auch in Wien. Bei Temperaturen ab 35 Grad Celsius wird etwa dreimal so viel Kühlleistung benötigt, wie an durchschnittlichen Sommertagen. In der lebenswertesten und unfreundlichsten Stadt der Welt gibt es mittlerweile über 28 Kilometer Fernkälteleitungen die rund 190 Gebäude bzw. 4 Millionen Quadratmeter kühlen.

Bis 2030 soll sich die Kapazität der Fernkälte von rund 200 Megawatt Kühlleistung auf 370 Megawatt fast verdoppeln. Damit kann dann eine Fläche von 7,3 Millionen Quadratmetern gekühlt werden, was größer als die Fläche des Wiener Praters ist. Zu den bereits mit Fernkälte versorgten Gebäuden zählen unter anderem die Universität Wien, die Nationalbank, das Allgemeine Krankenhaus Wien, das Parlament, das Rathaus, das Museum für angewandte Kunst (MAK), der Austria Campus sowie zahlreiche Hotels. Aber auch mehrere hundert Neubau-Wohnungen, etwa am Nordbahnviertel oder rund um den Hauptbahnhof, werden bereits mit Fernkälte gekühlt.

Fernkälte für die Wiener Staatsoper

Eines der wohl weltweit bekanntesten Wiener Gebäude, das noch in diesem Jahr an die Fernkälte angeschlossen wird, ist die Wiener Staatsoper. In der Spielpause ab Juli werden Fernkälteleitungen im Gebäude verlegt. In einer ersten Stufe bekommt die Wiener Staatsoper einen Fernkälte-Anschluss mit 700 Kilowatt. Umgerechnet entspricht das der Leistung von 200 herkömmlichen Klimageräten. Das spart über 50 Prozent der CO2-Emissionen und fast 70 Prozent des Energieeinsatzes. Diese Kapazität könnte in einer zweiten Ausbaustufe sogar verdoppelt werden.


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Bild: Wien Energie / Michael Horak