Diese Visualisierung zeigt, wie die Anlage für die Großwärmepumpe auf dem Gelände der ebswien Kläranlage in Simmering aussehen wird. Schon dieses Jahr liefert sie Fernwärme! Rendering: © smartvoll/Mathias Bank
Diese Visualisierung zeigt, wie die Anlage für die Großwärmepumpe auf dem Gelände der ebswien Kläranlage in Simmering aussehen wird. Schon dieses Jahr liefert sie Fernwärme! Rendering: © smartvoll/Mathias Bank
In Städten fallen große Mengen nicht genutzter Energie an, die noch nicht oder nur zum Teil genutzt werden. Dazu zählt Abwärme aus industriellen Betrieben, Fabriken, Abwässern oder beispielsweise Thermalquellen. Sie bieten ein hohes Potential für die Beheizung von Wohnanlagen oder die großflächige Bereitstellung von Warmwasser. Wärme Recycling ist daher ein wichtiger Teil jeder Dekarbonisierungsstrategie.

Dekarbonisierung spielt in urbanen Räumen eine bedeutende Rolle. Der Plan Wiens ist bis 2040 circa 56 Prozent der von den Einwohnern und Betrieben der Stadt benötigten Wärme durch Abwärme, Geothermie und Großwärmepumpen bereit zu stellen. Das Potential beträgt etwa 4TWh, also gut die Hälfte der Wiener Fernwärmeproduktion. Es bildet sich eine effiziente Kombination aus saisonalen Wärmespeichern, Kraft-Wärmekoppelungsanlagen, Geothermie, Wärmepumpen und der Müllverbrennung. Das bewirkt, dass Heizkraftwerke stillgelegt werden können.

Abwasser besitzt ein höheres Temperaturniveau als Geothermie, die Luft oder Grundwasser. Wärme kann durch Wärmepumpen effizient gewonnen werden. In Wien werden aktuell bereits derartige Projekte betrieben. Energieleben hat über Thermalenergie Oberlaa, Abwärme aus dem Rechenzentrum für die Beheizung der Klinik Floridsdorf, das Abwärmeprojekt der Firma Manner oder Vio Plaza, das Wärmerecycling in Meidling berichtet.

Heiße Quellen in Oberlaa

Das dampfend heiße Thermalwasser der Therme Wien dient nicht nur der Entspannung der Badegäste, sondern seit 2022 auch der Erzeugung von Fernwärme. Dank einer Wärmepumpenanlage kann die Abwärme des 30 Grad warmen Badewassers nun in Fernwärme für rund 1.900 Haushalte in der Umgebung Oberlaa umgewandelt werden.

Abwärme für die Klinik Floridsdorf

Ausgangspunkt für das innovative Projekt in Sachen Umweltschutz ist das Rechenzentrum Interxion, das sich im 21. Bezirk in Wien befindet und sich unter anderem auf Connectivity, Cloud Anbindungen sowie individuelle Server-Housing-Möglichkeiten spezialisiert hat.

Im größten Rechenzentrums-Campus des Landes befinden sich demnach zahlreiche Serverräume, die durch eine Kühlanlage gekühlt werden müssen. An eben jene Kühlanlage ist seit letztem Jahr eine Wärmepumpenanlage angeschlossen. Die überschüssige Wärme aus den Serverräumen wird dann wiederum in Fernwärme umgewandelt, die in die Klinik Floridsdorf eingespeist wird.

Manner Schnitten heizen Wien ein

Die Abwärme aus dem Backprozess der Manner-Schnitten wird schon seit Herbst 2016 in das lokale Fernwärmenetz auf einer Länge von 3,5 Kilometern eingespeist und für Heizung und Warmwasser verwendet. Die Leistung beträgt 1 Megawatt. 600 Haushalte und Betriebe werden in unmittelbarer Nachbarschaft der Waffelproduktion in Hernals und Ottakring versorgt. Manner wandelt zudem die überschüssige Abwärme des Herstellungsprozesses in Kälte um und verwendet diese für Kühlzwecke. 

Abwärme aus Kläranlagen

Auch international planen Städte vergleichbare Projekte, um von Gas, Öl und Kohle unabhängig zu werden. Ein Beispiel ist das zentrale Klärwerk Dradenau in Hamburg, in dem Johnson Control vier Wärmepumpen installiert und damit Hamburg hilft seine Dekarbonisierung des Fernwärmenetzes voranzutreiben.

In Wien ist in der Kläranlage in Simmering gerade ein vergleichbares Projekt in der Fertigstellung. Im Vollausbau – bis zum Jahr 2027 – sollen mit dieser nachhaltigen Technik bis zu 112.000 Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgt werden. Dafür baut Wien Energie in Simmering am Gelände der Wiener Hauptkläranlage eine der leistungsstärksten Großwärmepumpen Europas. In der ersten Ausbaustufe der Großwärmepumpe mit 55 Megawatt Leistung sollen ab Mitte 2023 bis zu 56.000 Haushalte versorgt werden können. Im Jahr 2027 soll die Leistung dann 110 MW betragen.


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Bild: Rendering: © smartvoll/Mathias Bank, Wien Energie