Wer aktuell keine Klimaanlage zu Hause hat, der schwitzt. Und obwohl wir alle wissen, wie viel Energie herkömmliche Klimageräte bündeln, so wünschen sich doch auch die besonders nachhaltig lebenden Menschen unter uns endlich ein bisschen Abkühlung oder zumindest ein wenig ruhigen Schlaf bei angenehmen Temperaturen. Gerade in anhaltenden Tropennächten und vor allem dann, wenn wie jetzt die städtischen Gebäude so gar nicht mehr abkühlen. Besonders in großen Gebäuden – wie zum Beispiel in Krankenhäusern – ist in den Sommermonaten das Bedürfnis nach Abkühlung ein immer größer werdendes, das nichts mehr mit Luxus, sondern mit Aufrechterhaltung der Konzentration und Arbeitsfähigkeit zu tun hat. Doch je größer die Gebäude, umso größer werden auch die künstlichen Hitzeinseln, die durch heiße Abluft von Klimaanlagen in der Stadt geschaffen werden. Aber hast du gewusst, dass es nicht zwingend teure, montageaufwändige und Abwärme nach außen transportierende Split-Gerät oder gar ein energietechnisch problematisches mobiles Klimagerät braucht, um Räume angenehm kühl zu halten? Das Stichwort ist „Fernkälte“. Mit diesem System schafft der größte Energieversorger des Landes, Wien Energie, seit Jahren ein angenehmes Raumklima in infrakstrukturell wichtigen Gebäuden. Auch bei einer Reihe von Hitzetagen.
Fernkälte als nachhaltige Kühlmöglichkeit
Auf einer Netzlänge von rund 24 Kilometern versorgt das auf Nachhaltigkeit spezialisierte Unternehmen derzeit bereits 180 Gebäude in Wien mit Fernkälte bei einer Kälteleistung von 200 Megawatt. Damit können im Vergleich zu herkömmlicher Klimatisierung 50 Prozent CO2 und 70 Prozent Energie eingespart werden. Schon 2019 hat die gesamte Kühlleistung der Wiener Fernkältezentralen der Kühlleistung von 1,3 Millionen Kühlschränken entsprochen! Und trotzdem war das erst der Anfang. Aber dazu später mehr. Erst einmal wollen wir uns näher ansehen, wie die klimafreundliche Fernkälte überhaupt funktioniert. Mit hocheffizienten Kältemaschinen, die nicht nur mit Strom, sondern auch mit Abwärme betrieben werden, erzeugt Wien Energie in seinen sieben großen Fernkältezentralen fünf bis sechs Grad Celsius kaltes Wasser, das über die hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt wird. Dort nimmt das Wasser die Wärme auf und transportiert dieses etwa über den Donaukanal oder das Fernwärmenetz wieder ab. Mehr über diesen spannenden Prozess und warum die Erwärmung des Donaukanal trotzdem so gering ist, dass es keine Auswirkungen auf das städtische Mikroklima hat, erfährst du in diesem spannenden „Profis am Wort“-Interview direkt vom Experten.
Neue Fernkältezentrale am Stubenring ans Netz gegangen
Die bekannteste Fernkältezentrale in Wien ist wohl die 2009 eröffneten Anlage in der Spittelau. Sie versorgt zum Beispiel das Allgemeine Krankenhaus, die Universität für Bodenkultur und das ö3-Gebäude mit Fernkälte. Aber wie gesagt: Die Spittelau war erst Teil des kühlenden Anfangs. Denn Wien Energie hat kürzlich verlautbaren lassen, dass bis 2027 rund 90 Millionen Euro in diese umweltfreundliche Kälteversorgung investiert werden. Bis 2030 soll in Wien so eine flächendeckende Versorgungsmöglichkeit in der Innenstadt geschaffen werden. Ein großer Schritt wurde dafür mit der Fernkältezentrale am Wiener Stubenring gemacht. Der Bau der Anlage begann im Jahr 2020 und nach einigen Monaten Probebetrieb hat sie mit der heurigen Saison ihre Arbeit aufgenommen. „Die Fernkältezentrale Stubenring ist ein wichtiger Meilenstein für den weiteren Ausbau, sie versorgt nicht nur neue Kund*innen in der Umgebung, sondern ermöglicht uns auch den Zusammenschluss unseres Fernkältenetzes in den nächsten Jahren“, sagt dazu der Vorsitzende der Wien Energie-Geschäftsführung, Michael Strebl. Die neue Fernkältezentrale in der Innenstadt hat eine Kälteleistung von 13 Megawatt und verfügt über vier Turbo-Kältemaschinen. Damit kann sie bis zu 300.000 Quadratmeter Fläche kühlen!
Fotocredit: © Wien Energie/Christian Hofer
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