Wie lässt sich Wärme nutzen, die sowieso schon vorhanden ist? Abwärme einfangen und recyceln hat viel Potential.

Die Energiekrise hat uns deutlich vor Augen geführt, dass es unabwendbar ist, in neuen Bahnen in Bezug auf die Versorgung mit Energie zu denken. Es liegt nahe, dass die Suche nach noch nicht genutzten Quellen das Gebot der Stunde ist.

In Wien wurde man fündig! Im 12. Wiener Gemeindebezirk entsteht unter dem Projektnamen Vio Plaza ein Gewerbe- und Wohnkomplex, der 3.500 Menschen Platz zum Arbeiten und Leben bietet. Wärme und Kühlung kommen dort durch ein ausgeklügeltes Wärmerecycling zustande. Unter federführender Projektbeteiligung von Wien Energie wird sowohl die lokale Abwärme aus der Kälteproduktion, als auch der benachbarte Kanal vor Ort als Energiequelle genutzt. So wird eine umweltfreundliche Heizungsform für die Gebäude ermöglicht – ein weiterer Schritt in Richtung raus aus Gas.

Herzstück der Anlage ist ein 180 Meter langer Wärmetauscher, der nach einer Veränderung des Kanalverlaufs in das Gerinne integriert werden konnte. Mittels Wärmepumpe wird das ca. 16 Grad warme Kanalwasser weiter erwärmt und dann in der Heizanlage des Vio Plazas genutzt. In den Sommermonaten, wenn die Klimaanlagen Wohnungen und Geschäfte kühlen, wird die anfallende Abwärme der Klimaanlagen in das lokale Fernwärmenetz eingespeist und so Warmwasser für das umliegende Grätzl bereitgestellt. Rückkühler, die üblicherweise bei konventionellen Klimaanlagen die warme Abluft in die Umgebung abgeben und das Stadtklima anheizen, werden überflüssig.

Abwärme in Wien

Die Verwendung von bisher ungenutzter Abwärme ist ein weiterer Puzzlestein in der Realisierung der Klimaziele. In Wien gibt es deshalb auch schon mehrere Projekte, in denen Abwärme „recycelt“ wird. So wird zum Beispiel die Klinik Floridsdorf mit Abwärme aus einem IT-Rechenzentrum geheizt. Ein weiteres erfolgreiches Abwärme-Recycling-Projekt betreiben die Manner Fabriken. Die Abwärme aus dem Backprozess der Manner-Schnitten wird seit Herbst 2016 in das lokale Fernwärmenetz eingespeist und für Heizung und Warmwasser verwendet. 600 Haushalte und Betriebe in unmittelbarer Nachbarschaft der Waffelproduktion in Hernals und Ottakring bekommen so Wärme aus der Traditionsfabrik. Manner wandelt zusätzlich die überschüssige Abwärme des Herstellungsprozesses in Kälte um und verwendet diese für Kühlzwecke.

So wie jeder Marathon, der aus einer Folge vieler kleiner Schritte besteht, ist auch der Umbau unseres Energiesystems ein Langstreckenlauf, bei dem jede einzelne Aktivität wichtig ist. Wie die Beispiele zeigen, hat die Nutzung von Abwärme viel Potential.


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Bild: Wien Energie