Wie bereits bei der Thematik der nachhaltigen Investitionen, ist die Frage, wo und wie unser Geld von Versicherungen eingesetzt wird sehr spannend, aber noch viel zu wenig bedacht. Viele denken ja nicht mal dran, dass das ganze Geld, das wir in unsere Kranken-, Lebens-, Unfall- und sonstigen Versicherungen stecken auch veranlagt und investiert wird.
Versicherungen verbinden wir außerdem sehr häufig mit Eigenschaften wie konventionell und träge, und selten mit nachhaltigen Themen. Bei genauerer Recherche zeigt es sich aber, dass es sowohl überraschend progressive, als auch nicht so schöne Aspekte beim Thema Nachhaltigkeit von Versicherungen gibt.
Was versichern?
Generell hilft es, sich bei der Frage rund um Versicherungen auch nochmal auf den Kern zu besinnen und zu fragen, was uns überhaupt wichtig ist. So oft sind wir in unserem Kulturkreis auf Sicherheit getrimmt, und wollen alles ab- und versichern. In welchen Bereichen können wir aber schon vorsorgen, damit möglicherweise eine Versicherung gar nicht notwendig ist, oder zumindest nur in reduziertem Umfang?
Das kann etwa ein Reduzieren von Habseligkeiten sein, die Entscheidung, gar kein oder ein gebrauchtes Auto zu kaufen, um entsprechend gar keine oder nur eine minimale Autoversicherung zu benötigen. Und zusätzlich kann es hilfreich sein, sich genauer zu überlegen, welche Bereiche und Situationen in der jeweiligen Versicherung wirklich abgedeckt werden sollen.
Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen
Versicherungen können auf unterschiedlichen Ebenen nachhaltig handeln. Das beinhaltet nicht nur, wie und worin sie das ihnen anvertraute Geld anlegen, sondern auch wie sie das Unternehmen führen, oder welche Aspekte die Versicherung abdeckt. So kann etwa eine Krankenversicherung auch bereits Gesundheitsvorsorge- oder -präventions-Aktionen unterstützen oder alternative Heilvarianten abdecken. Bei einer Haushaltsversicherung kann der Ersatz durch Second-Hand-Varianten der beschädigten oder gestohlenen Gegenstände genauso ermöglicht werden. Wir merken also schon recht bald, dass das Thema nachhaltige Versicherungen nicht so einfach zu betrachten ist.
Problem konventioneller Versicherungen
Konventionelle Versicherungen – genauso wie konventionelle Banken – investieren sehr häufig mit dem Fokus auf den größten Gewinn. Dies beinhaltet aber immer noch sehr häufig auch Unternehmen die umweltschädlichen Praktiken nutzen, Kinder als Arbeitskräfte einsetzen, oder sogar Unternehmen in der Rüstungsindustrie.
Die Seite dontbankonthebomb.com etwa hat weltweit diverse Finanzinstitute überprüft, ob sie durch ihre Investitionen von der Produktion von Massenvernichtungswaffen profitieren. Hier scheint zumindest in den Daten bis Jänner 2020 auch der deutsche Versicherungsanbieter Allianz mit sehr hohen Investitionen in diverse Unternehmen im Bereich der Waffenproduktion auf.
Wo überall noch Geld hinfließt bedarf oft einem recht hohen Zeitaufwand, oder ist teilweise gar nicht transparent nachzuvollziehen.
Die Qual der Wahl
Betriebliche Vorsorgekassen sind in Österreich bei dem Thema bereits seit 2014 Vorreiter. Alle der Kassen sind inzwischen mit dem ÖGUT-Nachhaltigkeitszertifikat versehen, wobei sie in die unterschiedlichen Kategorien Bronze, Silber und Gold eingereiht werden.
Für andere Versicherungen hat sich dieses Zertifikat jedoch noch nicht so richtig durchgesetzt. Aus 2019 findet sich ein Bericht über die Bronze-Kategorie eines bekannten Versicherungsanbieters aber dann wird es auch wieder still.
Suchen wir im Internet nach nachhaltigen Versicherungen, finden wir von jedem größeren Versicherungsanbieter eine „nachhaltige“ Sparte. Auf gruenesgeld.at gibt es auch für Österreich eine schöne Übersicht. Die Qualität ist jedoch aufgrund der fehlenden Zertifizierungen so gut wie unmöglich auf einen Blick zu beurteilen. Bei der Auswahl müssen wir daher derzeit noch entweder blind vertrauen, oder recht viel zusätzlichen Rechercheaufwand betreiben.
Fazit
Das Thema nachhaltige Versicherungen ist noch viel komplexer und verzweigter als das Thema nachhaltige Investments oder Banken. Es ist daher höchste Zeit, dass hier auch ein umfassendes Gütesiegel entwickelt, oder das ÖGUT Zertifikat breiter eingesetzt wird. Das kann uns helfen, damit wir vertrauensvoll auch bei der Wahl der Versicherung wirklich eine bewusste, unserer Vorstellung der Nachhaltigkeit entsprechende Entscheidung treffen können.
Weiterführende Quellen
Investieren in nachhaltige Startups
Weltspartag: Zeit für Green Investment!
Nachhaltig investieren – „grünes Geld“
dontbankonthebomb.com
gruenesgeld.at: Lebensversicherungen
gruen-versichert.de
utopia.de: Ethische Versicherungsanbieter
businessart.at: Sustainable Finance in Österreich
oegut.at: Prüfung Vorsorgekassen
fair-finance.at
utopia.de: Nachhaltige Versicherung
greenfinance.at