Mittlerweile gibt es ganz viele verschiedene Sorten an Garnen. -Fotocredits: Anastasia Zhenina
Mittlerweile gibt es ganz viele verschiedene Sorten an Garnen. -Fotocredits: Anastasia Zhenina
Bereits seit mehreren hunderten von Jahren wird Wolle in der Textilindustrie eingesetzt. Besonders in der kalten Jahreszeit schätzen wir das Naturprodukt. Denn Strickpullover sehen nicht nur toll aus, sondern halten uns auch noch wohlig warm. Doch wie nachhaltig sind Wollprodukte wirklich?
Dieser Artikel wurde am 12. Januar 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Bevor wir der Frage, wie nachhaltig Wolle wirklich ist, auf den Grund gehen, schauen wir uns an, welche verschiedenen Arten es gibt. Am bekanntesten und auch am weitesten verbreitet ist die Schafwolle. Sie wird aus dem Fell von Schafen oder Lämmern gewonnen. Dabei schert oder kämmt man die Tiere.

Die Körperregion und die Schafrasse wirkt sich auf die Qualität der Wolle aus. Nicht alle Schafwollarten sind auch für alle Produkte geeignet. Unterwäsche oder Sportbekleidung werden zum Beispiel aus der besonders feinen Wolle der Merinoschafe hergestellt. Denn sie ist extrem weich und kratzt nicht.

Verschiedene Schafrassen geben verschiedene Wolle. -Fotocredits: Tamas Tuzes/unsplash.com
Verschiedene Schafrassen geben verschiedene Wolle. -Fotocredits: Tamas Tuzes/unsplash.com

Doch wir beziehen Wolle nicht nur von Schafen. Es gibt auch sogenannte Edelhaare. Dazu gehört Kamel, Yak, Alpaka und Ziege (Kaschmir). Im Vergleich zur Schafwolle werden sie in nur einem sehr geringen Anteil weltweit gehandelt. Dementsprechend hoch sind auch die Preise.

Die Eigenschaften von Wolle

Aufgrund seiner zahlreichen Eigenschaften ist Wolle ein vielgeschätztes Material:

  • Wolle ist ein Temperaturregulator. Das bedeutet, dass sie je nach Außentemperatur entweder wärmt oder kühl hält
  • Wolle ist wasser- und schmutzabweisend und bindet unangenehme Gerüche
  • Sie ist atmungsaktiv und kann Feuchtigkeit aufnehmen
  • Sie ist schwer entflammbar
  • Reine Wolle ist kompostierbar

Wie nachhaltig ist Wolle wirklich?

Wolle weißt nicht nur eine lange Tradition als beliebter Stoff in der Textilindustrie auf, sondern besticht auch in anderen Bereichen durch seine einzigartigen Eigenschaften. Nichts desto trotz wird gegen die Wollproduktion häufig scharfe Kritik laut.

Besonders stark in der Kritik steht das sogenannte Mulesing. Bei diesem Verfahren werden einjährigen Lämmern (vor allem bei Merinoschafen) präventiv Hautstücke im Afterbereich herausgeschnitten, um so eine glatte Narbe anstatt einer Hautfalte zu bekommen und die Verunreinigung der Wolle durch Kot und Urin zu verhindern. Außerdem soll so dem Fliegenbefall vorgebeugt werden.

Meistens wird das Verfahren ganz ohne Betäubung durchgeführt. Auch die offene Wunde, die zurückbleibt, wird in vielen Fällen nicht verbunden oder versorgt. Das Verfahren wird zu großen Teilen in Australien eingesetzt. In Europa und in Neuseeland ist es mittlerweile verboten.

Aber auch bei der Schur selbst kommt es oft zu Verletzungen und Misshandlungen der Tiere. Denn die Tiere wehren sich gegen die Prozedur. Es gehört viel Erfahrung, Gespür, Feingefühl dazu und Sorgfalt, die Schafschur richtig durchzuführen ohne, dass die Schafe dabei verletzt werden.

Außerdem gibt es noch sogenannte Chemiebäder. Diese sollen zum Schutz vor Parasiten und Pilze dienen, sind allerdings hochgiftig und krebserregend. Nicht nur für Schafe, sondern auch für Menschen.

Doch nicht nur bei Schafen ist die Wollproduktion kritisch zu betrachten. Auch die Beschaffung von Angorawolle steht immer wieder unter scharfem Beschuss. Diese besonders weiche Wolle kommt von Angorakaninchen. Diese werden jedoch nicht geschoren, sondern gerupft. Eine besonders qualvolle Praxis.

Welche Gütesiegel gibt es?

Wenn euch eine artgerechte Tierhaltung wichtig ist, dann achtet beim Wollkauf auf Gütesiegel. Ihr könnt euch auch direkt vom Hersteller Informationen geben lassen. Denn leider sind Siegel auch immer mit Kosten verbunden und nicht alle Schäfer und Schäferinnen lassen ihre Wolle zertifizieren. 

Bekannte Siegel sind:

  • Responsible Wool Standard, kurz RWS genannt, ist ein Standard für den Tierschutz. Wollprodukte, die mit diesem Siegel gekennzeichnet sind, kommen zum Beispiel ohne Mulesing aus. Allerdings wird der Einsatz von Chemikalien nicht überprüft.
  • Global Organic Textile Standards, kurz GOTS genannt. Um das Siegel zu erhalten, muss mindestens 70 Prozent des Faseranteils aus kontrollierter biologischer Tierhaltung stammen.
  • Naturtextil IVN Best: bei diesem Siegel werden alle Schritte der Kleidungsproduktion überprüft. Außerdem schreibt es eine kontrollierte biologische Tierhaltung vor

Mittlerweile vermerken auch viele Hersteller und Herstellerinnen dass ihre Produkte Mulesing-Frei sind.

Alternativen zu tierischer Wolle

Wer ganz auf tierische Produkte verzichten mag, findet eine große Anzahl an tierfreundlichen Alternativen auch ganz ohne Kunststofffasern:

  • 
Der Klassiker ist Baumwolle. Sie ist sehr weich und reizt die Haut nicht. Hier ist es allerdings wichtig, auf eine ökologisch angebaute Biobaumwolle zu achten! Herkömmliche Baumwolle kann stark mit Pestiziden belastet sein.
  • Monocel aus Bambus ist ein leichter, kühler Stoff, der sich vor allem im Sommer gut eignet
  • Hanf ist als Textilfaser immer beliebter. Er erinnert auf Grund seiner Struktur an Leinenstoffe
  • Lyocell / Tencel /Modal lässt sich in einem besonders umweltfreundlichen Herstellungsverfahren aus Holz gewinnen

Weiter nachhaltige Alternativen findet ihr hier.

In Wollgeschäften findet ihr Garne aus ganz unterschiedlichen Materialien. Hier könnt ihr euch auch beraten lassen. -Fotocredits: Paul Hanaoka/unsplash.com
In Wollgeschäften findet ihr Garne aus ganz unterschiedlichen Materialien. Hier könnt ihr euch auch beraten lassen. -Fotocredits: Paul Hanaoka/unsplash.com

Quellen:
https://utopia.de/ratgeber/nachhaltige-wolle/
https://utopia.de/ratgeber/mulesing-wie-merinoschafe-fuer-kuschelige-wollpullover-leiden-muessen/
https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/wolle
https://www.peta.de/veganleben/vegane-wolle/ 
https://www.peta.de/themen/wolle/