Mikroplastik
Mikroplastik
Mehr Arten als angenommen nehmen Mikroplastik auf.
Dieser Artikel wurde am 27. Januar 2016 veröffentlicht
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Auf der Suche nach Auswirkungen von Mikroplastik in den Weltmeeren hatten sich Meeresforscher bisher vor allem auf die Erforschung von Lebewesen konzentriert, die bei der Nahrungsaufnahme das Wasser filtrieren oder den Meeresboden durchwühlen. Doch neuesten Erkenntnissen zufolge ist das Spektrum der betroffenen Arten viel größer. 

 

Makrelen nehmen verhältnismäßig viel Mikroplastik auf

Da Plastik nicht verrottet, sondern lediglich durch Wind und Wellen in immer kleinere Fragmente zerbrochen wird, bleibt es in den Ozeanen. Plastikteile, die kleiner als fünf Millimeter sind, nennt man Mikroplastik. Plastikteile und Mikroplastik fand man bisher etwa im Magen von Walen, die das Meereswasser für die Aufnahme von Nahrung filtrieren, oder etwa bei Seevögeln.

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), haben weitere Tierarten identifiziert, die Plastikteile und Mikroplastik aufnehmen, so etwa Nord- und Ostseefischen wie Kabeljau und Makrelen. Bei der Untersuchung des Mageninhaltes der Fische zeigte sich, dass der Prozentsatz an Tieren, bei denen Mikroplastik nachzuweisen war, unter den Makrelen zwischen 13 und 30 Prozent lag. Im Vergleich zu Fischarten wie Flunder und Kliesche, die in Bodennähe leben, schluckten sie damit deutlich mehr Mikroplastik.

Die Vielzahl an Plastikfasern im Verdauungstrakt der Makrelen erklären sich die Forscher so, dass die Fische das Plastik wahrscheinlich mit Beute verwechselten. Die Plastikfasern ähnelten etwa frisch geschlüpften Seenadeln. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Fischarten, die in den oberen Wasserschichten nach Nahrung suchten, sogar eher Plastikpartikel verschluckten als andere Arten.

Selbst marine Pflanzenfresser nehmen Mikroplastik auf

Mikroplastik
Die Gemeine Strandschnecke Littorina littorea. Foto: Alfred-Wegener-Insti- tut/Reinhard Saborowski

In einer weiteren Untersuchung zeigte sich, dass selbst Pflanzenfresser wie die Gemeine Strandschnecke Littorina littorea Mikroplastikpartikel bei der Futtersuche aufnimmt. Die Schnecken, die etwa an der Felsküste Helgolands vorkommen, leben von Blasentang und Algen. Je höher die Konzentration an Mikroplastik im Wasser sei, desto mehr Partikel blieben an den Algen haften. Beim Abgrasen nähmen die Schnecken das Mikroplastik mit auf. Die langfristigen Folgen einer Aufnahme von Mikroplastik auf die Gesundheit der Tiere seien sowohl bei Fischen als auch bei Strandschnecken bisher noch unbekannt.

Originalpublikation
Christoph D. Rummel, Martin G.J. Löder, Nicolai F. Fricke, Thomas Lang, Eva-Maria Griebeler, Michael Janke, Gunnar Gerdts: Plastic ingestion by pelagic and demersal fish from the North Sea and Baltic Sea, Marine Pollution Bulletin
Lars Gutow, Antonia Eckerlebe, Luis Gimenez, and Reinhard Saborowski: Experimental evaluation of seaweeds as vector for microplastics into marine food webs, Environmental Science & Technology, DOI: 10.1021/acs.est.5b02431

Quelle:
Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung: Mikroplastikpartikel in Speisefischen und Pflanzenfressern. Neue AWI-Studien zeigen, dass die Plastikreste in Nord- und Ostsee auch von Speisefischen und Meeresschnecken gefressen werden. 11. Januar 2016. http://www.awi.de/nc/ueber-uns/service/presse/pressemeldung/mikroplastikpartikel-in-speisefischen-und-pflanzenfressern.html
Titelbild: Mikroplastik-Partikel nach der Analyse im Labor. Foto: Alfred-Wegener-Institut / Svenja Mintenig, Ivo Int-Veen