Nachhaltigkeit ist ein großes und komplexes Thema, das jeder Mensch anders versteht und interpretiert. Es reicht von Aspekten des täglichen Lebens über Ernährung, Garten, Mode, Mobilität, Architektur, Veranstaltungen, bis zu Produktionsketten und weit darüber hinaus.
Wir wissen inzwischen immer genauer, wie ein ideal nachhaltiges Leben aussehen würde, was wir tun müssten, und was lassen sollen. Aber in der Realität schaut es meistens etwas anders aus. Wie kann man damit umgehen, nicht perfekt nachhaltig zu leben, und trotzdem den Weg nicht aufgeben? – Dieser Frage werde ich hier nachgehen.
Im Grunde geht es bei Nachhaltigkeit um den bewussten Umgang mit Ressourcen auf allen Ebenen. Es geht zum Einen darum, dort zu reduzieren, wo es ohnehin nicht notwendig ist mehr zu haben oder zu verbrauchen. Der andere Aspekt ist, das was wir wirklich brauchen auf eine Art umzusetzen, die die Natur für unser späteres Leben und auch unsere Nachkommen erhält oder sogar wieder sauberer und lebenswerter macht.
Hürden und Herausforderungen
Aber auf diesem Weg stehen sowohl den Individuen (also uns), als auch den Firmen einige Hürden bevor. Und auch wenn man schrittweise schon mitweltfreundlicher lebt, so wirkt es dennoch immer wieder wie eine Sisyphus-Aufgabe. Zwei Schritte vor, einer zurück, einer vor, zwei zurück. Es hört sich wie ein Tanz an, und so sollte es auch gesehen werden. Nicht immer so ernst, sondern mit viel mehr Freude für eine schöne Zukunft.
Nachhaltigkeit bedeutet nicht, immer, alles, richtig zu machen. Und wenn man einmal nicht Bio-Produkte gekauft hat, ist man ein schlechter Mensch und nicht mehr nachhaltig. Dennoch sind dieser oder ähnliche Gedankengänge in vielen Menschen vorhanden – sowohl bei denen, die sich nicht um Nachhaltigkeit kümmern, als auch den bewusst nachhaltigen Menschen.
Auswirkungen
Aus einem Frust heraus, sowieso nicht perfekt nachhaltig leben zu können, können unterschiedliche Reaktionen entstehen. Die wohl am meisten auftretenden habe ich hier aufgelistet, wobei vorweg gesagt werden muss, dass keine dieser Reaktionen besser oder schlechter ist. Meist passiert es sogar, dass wir in jede dieser Phasen irgendwann kommen – zumindest in Teilaspekten unseres Lebens.
Vertrauen und Ignoranz
Bei dieser Reaktion will man einfach in den Markt vertrauen, und stürzt unreflektiert auf jede Empfehlung für mögliche Ersatzprodukte, die jede nächste Trendwelle mit sich bringt. Man möchte in Aufschriften mit “natürlich”, “grün”, “bio” und ähnlichen vertrauen. In dieser Situation übergibt man die Verantwortung zu einem Stück der öffentlichen Meinung und versteckt sich dahinter. Wenn man ehrlich zu sich ist, weiß man, dass es wahrscheinlich nicht genug ist, aber man ist sehr kreativ mit Gründen, warum es jetzt gerade einfach genau so ausreichend ist.
Schuld und Selbstgeißelung
Viele von uns, denen die Nachhaltigkeit wichtig ist, waren schon einmal (oder sind gerade) in der Phase, wo ein Gefühl der Schuld und Selbstgeißelung bei allem was man diesbezüglich tut mitschwingt. Ja, es ist wichtig, die Verantwortung mitzutragen, dass wir mit unserem Handeln und unserem Konsum indirekt andere Teile des Planeten ausbeuten. Aber das andere extrem, sich für jeden einzelnen Schritt schuldig zu fühlen, und zu meinen, dass wir deshalb gar keine Ressourcen mehr nutzen dürfen, hilft auch nicht weiter.
Jojo
Nicht nur bei Diäten, sondern auch wenn wir unser Leben nachhaltig gestalten wollen, kann es zum Jojo-Effekt kommen. Wenn wir uns lange genug selbst gegeißelt haben und schlecht gefühlt haben, dass wir noch immer in so vielen Aspekten nicht nachhaltig genug leben, kommt oft irgendwann eine Phase, wo man einfach völlig aufgibt. Man hat das Gefühl, dass es sowieso nichts verändert. Dann kauft man plötzlich wieder Billigprodukte, fährt überall mit dem Auto, oder ähnliches.
Motivation und Freude
In dieser Phase ist man idealistisch, begeistert, voll Energie und möchte am besten über Nacht die ganze Welt verändern. Man findet Freude daran, all die Dinge zu tun, die zu einer nachhaltigeren Welt beitragen, und möchte am liebsten diese Freude mit allen teilen.
Wichtig zu Beachten
Wo auch immer man sich auf dieser Skala der Nachhaltigkeit befindet – es ist vor allem wichtig, immer wieder innezuhalten. Es ist wichtig herauszufinden, ob man gerade in einer nicht zielführenden Gefühls-Ecke feststeckt, und wenn ja, wie man sich dort wieder herausmaneuvrieren kann. Die Welt – und somit wir alle – sind im ständigen Wandel. Es ist absolut natürlich, auch beim eigenen Lebensstil zwischen mehr und weniger nachhaltig zu schwanken (und allen Gefühlen, die damit verbunden sind).
Und wenn man über den aktuellen Status der Natur-Zerstörung frustriert ist, bringt es nichts, sich davon in ein emotionales Loch ziehen zu lassen. Es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, dass Veränderung nicht von Heute auf Morgen passiert, und über die Jahre sehr wohl auch schon einiges sich verändert hat, das in die richtige Richtung zeigt.
Fazit
Auf meinem Weg, nachhaltig zu leben, bin ich in allen dieser Phasen zu unterschiedlichen Graden schon gewesen. Und es gibt natürlich noch viel mehr, und diverse Mischformen. Ich habe bei mir auf jeden Fall beobachtet, dass ich egal in welcher Phase, mich immer daran erinnern kann, dass ich mein Bestes in der aktuellen Situation gebe. Außerdem ist jeder Schritt wichtig ist, solange ich meine Richtung und meine Vision einer lebenswerten Zukunft nicht aus den Augen verliere.