Ein kleiner Einblick in Herstellung, Verwendung und Nutzen von Pflanzenkohle. – Interview mit Pflanzenkohle-Spezialist Cristof Jellinek.
Dieser Artikel wurde am 27. Juni 2018 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Pflanzenkohle entsteht – wie der Name vermuten lässt – durch verkohlen von Pflanzenteilen. Sie ist für sich alleine kein Düngemittel, aber fungiert als Trägermittel für Nährstoffe und als Mikrohabitat für Bakterien und Pilze. Das bedeutet, dass sie zur Kompostier-Optimierung am besten mit den frischen organischen Stoffen wie Küchen und Garten-Abfällen oder auch Mist vermischt wird um mehr und lebendigeren Kompost zu erlangen der zur umgehenden Bodenverbesserung mit Langzeitwirkung beiträgt. Außerdem wird Pflanzenkohle als Zutat bei der Herstellung von Terra Preta verwendet, die sich besonders positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirkt.

Herstellung

Pflanzenkohle wird durch Pyrolyse hergestellt, was bedeutet, dass organisches Material – zum Beispiel Holz, aber auch dünnes Geäst und vieles mehr – unter Sauerstoff-Mangel bzw. -Ausschluss erhitzt wird, damit der stabile Kohlenstoffanteil als hochporöser Festkörper erhalten bleiben kann.

Das hört sich sehr kompliziert an, muss es aber nicht sein. Mit etwas praktischem know-how kann zum qualitativen Verkohlen unter anderem der Kachelofen oder das Lagerfeuer verwendet werden. Eine andere Möglichkeit ist auch ein speziell entwickelter Ofen verwendet werden, wie z.B. der CriStove, der vom Pflanzenkohle-Spezialisten Cristof Jellinek aus vorhandenen Quellen weiterentwickelt und optimiert wurde und als #CarbonKitchen unter Beweis stellt, dass sich Pflanzenkohle-Produktion als Energie-Quelle nutzen lässt.

carbon kitchen - cristove
CriStove // Foto: Christian Bock

Dieser Do-it-yourself upcycling Ofen ist darauf angelegt, sowohl Pflanzenkohle herzustellen, als auch den Prozess so rauchfrei wie möglich zu gestalten, und dadurch eine optimale Verbrennung & Hitzeausbeute zu ermöglichen. Dadurch wird nicht nur der Verbrennungs-Prozess zugunsten der Pflanzenkohle- Herstellung optimiert, sondern zusätzlich das Erlebnis des Kochens am offenen Feuer angenehmer gestaltet.

Pflanzenkohle im Permakultur-Kreislauf

Möchte man Pflanzenkohle selbst herstellen ist zu empfehlen, die Herstellung nach den Permakultur-Prinzipien zu organisieren, das heißt, dass sie gleich vielerlei Nutzen auf einmal hat. Mit dem CriStove zum Beispiel können “Abfälle” wie holzige Ernte-Rückstände, Gartenschnitt-Häcksel, Nussschalen, Tannenzapfen und ähnliches, die normalerweise meist aufwändig entsorgt werden müssen, nicht einfach ‘nur’ zur wertvollen Ressouce Pflanzenkohle veredeln werden, sondern gleichzeitig auch die Wärme der sauberen Verbrennung genutzt werden, um sich etwas gutes zu Kochen oder Raum/Warmwasser zu heizen. Das spart dann auch Energie aus anderen Quellen.

Verwendung

Pflanzenkohle wirkt – wie schon beschrieben – als Speicher für Nährstoffe und Feuchtigkeit. Das bedeutet konkret, dass sie als Hilfsmittel bei der Kompostierung – auch von Fäkalien – den Prozess hinsichtlich der Qualität und erzielten Menge verbessert und Geruchsbelastung ausschaltet. Dies ist aber nur einer der vielen Anwendungsbereiche, wo Pflanzenkohle eingesetzt werden kann.

frischer Kompost

Weitere Einsatzmöglichkeiten sind zum Beispiel in Funktionsbekleidung zur Absorption, als Dämmstoff beim Bau, Energiespeicher in Batterien, Filterstoff in Kläranlagen, Einstreu für Komposttoiletten und im Stall oder als Futterergänzungsmittel. Die Nutzungsmöglichkeiten werden außerdem aktuell immer weiter erforscht.

Zukünftige Entwicklung

Dieser kleine Einblick in die Anwendungsbereiche zeigt, dass das Thema Pflanzenkohle und was damit möglich ist, noch lange nicht ausgeschöpft ist. Gleichzeitig ist das Wissen über die Möglichkeiten noch sehr wenig in der Allgemeinheit angekommen.

Daher hat Cristof es sich als Mission gesetzt, Kohle-Feste, Schulprojekte, Seminare und Workshops zu diesem Thema sowie zum Bau von Öfen für die Pflanzenkohle-Herstellung anzubieten und Praktizierende und Interessierte im sogenannten ‘#KohleKtiv’ zu vernetzen. All das soll zur Weiterverbreitung und vermehrten verantwortungsvollen Anwendung des Wissens dienen.

Vor allem auch das Wissen darüber, dass für Pflanzenkohle keine Bäume abgeholzt werden müssen, sondern auch jegliches Kleinmaterial verwendet werden kann, das unbehandelt meist ohnehin zu lange braucht zum Kompostieren.

Fazit

Pflanzenkohle kann mit geeigneten Mitteln überraschend leicht hergestellt werden, und hat so vielseitigen Nutzen, dass es mich sehr überrascht hat, dass nicht viel mehr darüber berichtet wird. Speziell der Ansatz, das als Garten-Abfall angesehene Material durch verkohlen zu einem unglaublich nützliche Ressource umzuwandeln begeistert mich. Es macht mich auf jeden Fall neugierig, selbst noch mehr in dem Bereich zu experimentieren.

 

Weiterführende Quellen:

http://cristove.livelovefull.com/carbon_kitchen/
http://www.ithaka-journal.net/55-anwendungen-von-pflanzenkohle

 

Bildquellen:

Beitragsbild: pixabay.com // TheDigitalWay
Cristove: Christian Bock
frischer Kompost: pixabay.com // jokevanderleij8


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