CMBlu ist ein Bayerisches Unternehmen, das eine besonders nachhaltige Speichertechnologie entwickelt hat. Das Elektrolyt, das in den sogenannten Organic-Flow-Batterien verwendet wird, basiert auf Lignin und ist erneuerbar. CEO Dr. Peter Gaigle spricht im Interview darüber, was es mit dieser Technologie auf sich hat und wo sie eingesetzt werden kann.
Was ist eine Organic-Flow-Batterie?
Der Begriff besteht aus zwei Wörtern – „organic“ und „flow“. „Flow“, da die Energie im Speichersystem in flüssiger Form gehalten wirdn, durch einen Energiewandler durchgepumpt wird und so gespeichert werden kann. In klassischen Systemspeichern wird Metall verwendet, wir verwenden organische Moleküle, die die Energie hocheffizient speichern und wieder abgeben können – daher „orgainic“.
Was ist nachhaltig an diesem System?
Die Nachhaltigkeit setzt bei der Art und Weise ein, wie man an die organischen Moleküle kommt. Bei klassischen Batterie-Systemen wird Lithium verwendet, für das wiederum seltene Erden nötig sind, also allesamt Metalle, die unsere Umwelt belasten. Unsere organischen Moleküle stammen hingegen aus nachhaltigen Quellen. Wir verwenden Lignin, ein Abfallprodukt der Zellstoffindustrie.
Wo können Organic-Flow-Batterien eingesetzt werden?
Überall dort, wo es darum geht, große und sehr große Energiemengen zu speichern. Der Vorteil ist, dass man die Leistung und Kapazität je nach Bedarf anpassen kann. Anwendungsgebiete für die Technologie sind zum Beispiel regionale Speicherung oder die Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Bei einer Stromtankstelle kann man Autos beispielsweise mit Energie aufladen, die einem Pufferspeicher entnommen wird. Das ist besonders dann interessant, wenn mehrere Fahrzeuge zugleich mit hoher Ladung geladen werden sollen.
Wie weit ist die Technologie für Stromtankstellen bereits fortgeschritten?
Die Stromtankstellen sind ein Zukunftsprojekt, das sich noch im Planungsstadium befindet. Sollten solche Projekte umgesetzt werden, gibt es verschiedene Technologien, die eingesetzt werden könnten. Auch unsere und ich denke, dass wir für diesen Bereich ein gutes Angebot haben. Besonders was die Nachhaltigkeit angeht, gibt es kein vergleichbares System.
Gibt es schon konkrete Pläne zur Umsetzung?
Wir sind mit Energie Versorgern im Gespräch, auch mit Industrieunternehmen – in Deutschland und Europaweit, auch in Österreich. Österreich ist für uns ein sehr attraktiver Markt.
Wo wird die Organic-Flow-Batterie hergestellt?
Die Batterie besteht aus zwei Hauptlkomponenten, die alle aus Europa kommen: aus der Hardware, also dem Energiewandler und aus dem Elektrolyt, also dem Energiespeicher. Für letzteres ist ein Zellstoffwerk nötig, und das gibt es überall dort, wo es Waldwirtschaft gibt. Standorte dafür gibt es in Österreich, in Deutschland und in den nordischen Ländern. Der Vorteil ist, dass man dort in aller Regel lokal produzieren kann.
Welches Ziel verfolgen Sie mit CMBlu?
Nach meinem ersten Vortrag zum Thema organische Speicher im Jahr 2011 habe ich gesagt, dass man damit eine Batterie mit einem Megawatt realisieren kann. Damals hat man mir gesagt, so eine große Batterie bräuchte keiner. Im Jahr 2016 spricht man plötzlich von Energiespeichern im Gigawattbereich. Das ist ein Faktor 1000! Und der Energiespeicherbedarf wird weiter steigen. Wir laufen dem gefühlten Markt hinterher. Der reale Markt ist jedoch überschaubar, da im Moment noch die Technologie fehlt. Unser Ziel ist es, mit der Marktentwicklung Schritt zu halten und Partner zu finden, die in diesen Marktkategorien denken.
Was ist Ihnen wichtig?
Wichtig ist für uns, dass wir eine Technologie entwickeln, die uns erlaubt, absolut nachhaltig sehr große Mengen an Energie zu speichern. Ein ernsthafter Energiewandel wird nicht möglich sein ohne große Energiespeicher. Wir wollen aber keine Wende vorantreiben, deren Lösungen noch größere Probleme aufwirft. Daher ist es schwer vorstellbar, dass ein Energiespeichersystem anders auskommt als mit einem organischen Speicher.
httpv://www.youtube.com/watch?v=kc8bmQHXySU
Quelle: Energieleben Redaktion
Foto: CMBlu
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