Wie entstand die Idee, eine Schneckenzucht in Wien aufzuziehen?
Allem voran, „Gugumuck“ ist kein Künstlername, das ist mein wirklicher Familienname. Ich bin Wirtschaftsinformatiker, unser Hof ist seit 400 Jahren im Familienbesitz. Durch Zufall bin ich auf das Schneckenthema gestoßen und auf das kulinarische Erbe, das Schnecken in Wien darstellen. So war es etwa gang und gäbe, dass im Wiener Kongress dem Adel Schnecken vorgesetzt wurden. Wien hat eine große Tradition an Schnecken. Meine Absicht ist, das hochleben zu lassen.
Wie schwierig war es, das Produkt wiedereinzuführen?
Mit den Schnecken habe ich mir ein sehr schwieriges Produkt ausgesucht. Vor zehn Jahren, als ich damit angefangen habe, konnte mit dem Thema noch kaum jemand etwas anfangen. Mittlerweile beliefern wir Restaurants von Vorarlberg bis Wien. Vom Marketing her musste ich mir deshalb etwas Besonderes einfallen lassen. Wir haben einen Food-Truck aus Kupfer in Schneckenform, mit dem wir auf Gourmet-Messen und bei Konzerten unterwegs sind. Das ist eine tolle Möglichkeit, an neue Schichten heranzukommen.
Wer sind Ihre Kunden?
Diese sind bunt durchgemischt – von älteren Herrschaften bis zu jungen Pärchen ist alles dabei. Zum Teil reisen die Gäste auch aus dem Ausland an. Mein Ziel ist es, immer neue Schichten zu erreichen. Caterings und Firmenevents sind eine wunderbare Möglichkeit dazu. Das Gourmet-Publikum haben wir sowieso. Die größte Hürde ist im Kopf. Man muss nur den ersten Schritt schaffen. Wirklich jeder, der unsere Schnecken ein Mal probiert hat, dem haben sie geschmeckt. Natürlich sind Schnecken nicht massentauglich, sie sind ein Feinkostprodukt und nicht für den täglichen Verzehr gemacht. Nicht jeder ist in der glücklichen Lage wie ich, jeden Tag Schnecken zu essen zu können.
Wo kann man Ihre Schnecken verkosten?
Neben der Gastronomie und dem Food-Truck haben wir am Hof ein eigenes Bistro, in dem wir ein siebengängiges Menü anbieten. Wir sind auf Wochen im Voraus ausgebucht – und das seit der Eröffnung im Jahr 2016. Wir haben sehr viele Stammgäste, die das nutzen.
Was macht Schnecken zu einem wertvollen Nahrungsmittel?
Schnecken sind nicht nur ein altes, traditionelles Nahrungsmittel, sondern auch ein echtes Future-Food. Sie brauchen nämlich nur einen Bruchteil an Land und Wasser. Ein Kilo Schnecken enthält vier Mal so viel Eiweiß wie Rindfleisch, braucht aber nur einen Bruchteil der Ressourcen. Wir züchten am Gugumuckhof drei verschiedene Sorten Weinbergschnecken.
Sie haben bereits viel erreicht. Wie soll es weitergehen?
Mein großes Ziel ist ein Projekt namens „Zukunftshof“ in Wien-Favoriten. Am gegenüberliegenden Hof habe ich eine Ausschreibung gewonnen. Dort möchte ich gemeinsam mit einer Gruppe engagierter Menschen und auch in Zusammenarbeit mit der TU Wien einen Stadtteil entwickeln, in dem die Stadtlandwirtschaft im Zentrum steht. In dem die Konzepte der Stadt der kurzen Wege gekoppelt werden mit dem eines „Stadtdorfs des dritten Jahrtausends“. In dem Arbeiten und Wohnen eng zusammenliegt. Mit essbaren Gärten, Permakulturgärten und solidarischen, modernen Geschichten. Ich habe mich mit Menschen umgeben, die alle in die Zukunft denken und die sich Gedanken über die Zukunft machen. Die Pilzzucht von Hut & Stiel ist zum Beispiel mit dabei, ebenso das Vertical Farming Institute, auch Wien Energie ist als Partner dabei. Wir wollen dort auch eine Brauerei einrichten. Wir wollen zeigen, wie Stadtlandwirtschaft funktionieren kann. Es gibt ein Rieseninteresse an diesem Projekt. Da ist gerade meine ganze Energie dahinter.
Quelle: Energieleben Redaktion
Foto: www.gugumuck.at
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