Macht es überhaupt Sinn, sich Neujahrsvorsätze zu machen?
Dieser Artikel wurde am 17. Januar 2018 veröffentlicht
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Es wirkt teilweise so, als würde seit Ende Dezember von allen Seiten die Frage kommen, was denn nun meine Neujahrsvorsätze sind, Tipps wie ich sie umsetzen kann, Tricks, wie man sie so formuliert, dass sie länger als nur bis zum 3. Jänner halten, oder auch, dass sie sowieso gar nichts bringen, und ich es gleich bleiben lassen soll. Jetzt, wo die ersten schon ihre Neujahrsvorsätze aus dem Fenster geworfen haben, beschäftige ich mich noch immer damit, was das neue Jahr für mich bedeutet, und was ich erreichen möchte.

Aber woher kommt die Idee von diesen guten Vorsätzen zum Jahreswechsel? Und was bringt es uns eigentlich, Vorsätze zu machen, wo nur die Frage ist, wie lange wir durchhalten und wann wir sie wieder brechen? Macht es überhaupt Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, und wenn ja, welchen? – Diese und noch viel mehr Fragen habe ich mich die letzten Jahre immer häufiger gestellt.

Ziel und Wirkung von Vorsätzen

In meinen Beobachtungen zeigt es sich sehr oft, dass es durchaus hilfreich sein kann, in regelmäßigen Abständen zu reflektieren, wie es bisher gelaufen ist, und was man für die Zukunft ändern oder anpassen möchte, bzw. ob die Richtung noch stimmt, in die man gehen möchte. Das muss nicht zwingend zum Jahreswechsel sein, und es kann auch Sinn machen, es öfter als ein mal pro Jahr zu machen.

Sehr oft stolpern wir während dem Jahr von einer Aufgabe in die nächste. Oder es überschneiden sich mehrere Aufgaben und „fertig“ ist sowieso sehr selten etwas. Wenn wir aber niemals die Zeit nehmen, von unseren Aufgaben aufzuschauen, um herauszufinden, ob wir noch in die Richtung gehen, die wir ursprünglich eingeschlagen haben, kann es irgendwann zu einem bösen Erwachen kommen.

Innehalten und einen Schritt zurück machen, um das größere Bild zu betrachten – speziell auch in regelmäßigen Zeitabschnitten – kann daher sehr wertvoll sein.

Formulieren von Vorsätzen

Vorsätze wie „Ich möchte weniger Müll produzieren“ oder ähnliches bringen wenig. Sie sind nicht konkret, und man kann oft nicht einmal genau überprüfen, ob man das Ziel erreicht hat. Ist es schon genug, wenn man einen Müllsack im Jahr weniger produziert hat? Oder einen im Monat weniger? Ist die Größe des Müllsacks relevant? Und wie sieht es mit dem Inhalt, dem Material des Mülls aus?

Neujahrsvorsätze

Manchen Menschen hilft es, den Vorsatz als SMART definiertes Ziel zu formulieren. Anderen hilft ein Schaffen oder Stärken der eigenen Vision für einen Lebensbereich, das nächste Jahr, oder auch das ganze Leben um lediglich die Richtung anzupassen. Wieder andere brauchen einen oder mehrere Menschen, um ein Ziel gemeinsam umzusetzen, oder zumindest sich gegenseitig auszutauschen und auch Rechenschaft schuldig zu sein.

Warum Vorsätze scheitern

Wenn es sich um jahrelang kultivierte Muster handelt, bringt einem die Klarheit des Ziels und die Disziplin vielleicht ein Stückchen weiter, aber irgendwann passiert es meist trotzdem, dass man frustriert aufgibt. Speziell wenn es mehr als nur eine Gewohnheit ist, sondern auch mit vielen Emotionen verbunden ist, braucht es mehr als nur den Vorsatz, etwas nicht mehr zu tun, von etwas anderem mehr zu tun.

Was kann man tun damit sie nicht scheitern?

Bei jedem Ziel, jedem Neujahrsvorsatz ist es vor allem auch wichtig, dass man sich ehrlich die Frage stellt, warum bzw. wofür man etwas ändern möchte. So hart es klingen mag: Wenn man keinen persönlichen Vorteil von dem Zielzustand hat, hält die Veränderung höchstwahrscheinlich nicht auf Dauer an.

Wichtig ist daher, herauszufinden wie sich das eigene Leben durch diese Veränderung verbessern wird. Es können so einfache Dinge sein wie dass man beschließt, keine oder weniger Mineralwasser oder Säfte zu kaufen und stattdessen Leitungswasser zu trinken. Der persönliche Vorteil ist, dass man die schweren Flaschen und Saftpackungen nicht mehr vom Supermarkt in die Wohnung schleppen muss. Und es dient zusätzlich dem übergeordneten Ziel, den eigenen Müll zu reduzieren.

Wenn du auf die Frage des persönlichen Vorteils im ersten Moment keine Antwort weiß, heißt das noch nicht automatisch, dass der Vorsatz zum Scheitern verurteilt ist. Es bedeutet lediglich, dass du nun bewusst auf die Suche nach deinem Vorteil gehen kannst. Wenn sich dann der ursprüngliche Vorsatz leicht verändert, ist es auch kein Problem. Es ist lediglich eine ehrlichere Antwort darauf, was du nun tatsächlich erreichen möchtest.

Fazit

Ich habe für mich erkannt, dass es extrem wertvoll ist, mir um den Jahreswechsel – bzw. in der Zeit um die Wintersonnwende und den folgenden Rauhnächten – Zeit zu nehmen, zur Ruhe zu kommen und das vergangene Jahr zu reflektieren und auch meine Ausrichtung für das kommende Jahr anzupassen. Das Reflektieren hilft einerseits, zu erkennen, was nicht so gut gelaufen ist, aber auch um sich daran zu erinnern, was ich alles in einem Jahr geschafft habe.

Beim Blick ins nächste Jahr habe ich dieses Jahr vor allem das Visionieren für mich entdeckt. Es ist eine Methode, bei der man sich auf diversen Sinnesebenen vorstellt wie das Leben sich anfühlt und aussieht, wenn man die Dinge bereits erreicht hat, die man tun oder haben möchte. Dadurch werden sie realer und man bekommt das Gefühl, dass es tatsächlich möglich ist, all das zu erreichen.

 

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Bildquellen

Beitragsbild: unsplash.com / Matthew Henry
Bild im Text: pexels.com / pexels-photo-288394

 

Elisabeth Demeter, MSc.

Elisabeth 180x180Nach langjähriger Arbeit im Bereich IT-Sicherheit beschäftigt sie sich aktuell mit der Begleitung von Menschen wieder mit der Natur, mit anderen und mit sich selbst Verbindung aufzubauen. Die Erfahrungen aus ihrem Leben und diversen Ausbildungen (Coach, Trainerin, Wildnislehrerin) fließen hierbei sowohl in ihre Arbeit z.B. im Verein Wilde Wurzeln als auch in ihren Blog “follow the wild roots” ein. Generell beschäftigt sie sich mit dem Erforschen und Ausprobieren neuer, alter und alternativer Lebensweisen und -philosophien mit speziellem Schwerpunkt, sich selbst besser kennen zu lernen und den eigenen Weg authentisch zu gehen.