Was haben Klimaanlagen mit der Weltbevölkerung zu tun? US-Autor Tyler Frank entwickelt eine Besorgnis erregende These: Was, wenn mehr Energieverbrauch mehr Menschen macht? Die mehr Energie verbrauchen?
Dieser Artikel wurde am 12. Juli 2012 veröffentlicht
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Die Bevölkerungsexplosion auf der Erde wird oft auf die so genannte Dritte Welt bezogen. Doch auch der Aufstieg der Städte in Europa und den USA hat seinen Teil dazu beigetragen. Sie lassen außerdem erahnen, wie die Entwicklung vergleichbarer Ballungszentren in entwickelnden Ländern verlaufen könnte, denn Verstädterung oder Metropolisierung ist ein weltweiter Trend. 2007 lebten erstmals in der Geschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Der Anteil der Stadtbevölkerung wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf über 60 % steigen und im Jahr 2050 rund 70 % erreichen.

Klimaanlagen als Wachstumsmotor

Mit dem Stadtleben kommen auch Stadtprobleme. Eines davon ist der starke Energieverbrauch in Städten. „Atlantic Cities“-Autor Tyler Frank ist dem Thema in den USA nachgegangen und stellt anhand des Energiefressers “Klimaanlage” die These auf, dass mehr Stadtbewohner nicht nur mehr Klimaanlagen (und mehr Energie) brauchen – 87 % aller amerikanischen Haushalte verfügen über Air Condition – sondern auch mehr Klimaanlagen (und mehr Energie) mehr Stadtbewohner bringen.

Anders gesagt: Ohne Klimaanlagen gäbe es viele große Städte in den USA gar nicht.

Ursprünglich waren die Klimaanlagen nicht dazu gedacht, Wohnräume und Autos zu kühlen. Sie sollten Fabrikshallen und Maschinenräume auf Betriebstemperatur halten. Das hinderte sie freilich nicht, einen Siegeszug durch die amerikanischen Wohnungen anzutreten – parallel zum Bevölkerungswachstum in heißen Ballungszentren.

Frank nennt sechs große US-Städte, in denen die Jahresdurchschnittstemperatur bis auf eine Ausnahme bei über 20 Grad Celsius liegt. Das Extrembeispiel Las Vegas hat zwar nur einen Jahrestemperaturdurchschnitt von 19,5 Grad, steht jedoch an einer Stelle, die ohne enormen technischen Aufwand nicht mehr als ein Dorf versorgen könnte. Dank (unter anderem) Klimaanlagen hat sich die Bevölkerung der Casinometropole von 8.422 im Jahr 1940 auf 580.000 im Jahr 2010 fast versiebenfacht.

Die Zukunft

Freilich: Klimaanlagen sind nicht auf die USA beschränkt. Sie haben zuerst den Sprung über den Atlantik geschafft und erfreuen sich inzwischen auch in Indien und Zentralasien wachsender Beliebtheit.
Sechs der weltgrößten Metropolen haben im Jahresmittel eine Außentemperatur über 32 Grad Celsius.

  • Ahmedabad, Indien (6,4 Mio)
  • Chennai, Indien (8,4 Mio)
  • Ar-Riad, Saudi-Arabien (6,8 Mio)
  • Bangkok, Thailand (14,5 Mio)
  • Yangon, Myanmar (4,3 Mio)
  • Dhaka, Bangladesh (16,6 Mio)
  • Ho Chi Minh City, Vietnam (7,4 Mio)

In Indien und China wächst der Absatz von Klimaanlagen jährlich um 20 Prozent. Mit 55 Prozent werden schon jetzt mehr als die Hälfte aller neu produzierten Klimaanlagen in der Asien/Pazifik-Region verkauft.
Wir können uns also darauf einstellen: Mehr Klimaanlagen in Asien werden größere Städte in Asien möglich machen, und größere Städte in Asien werden mehr Klimaanlagen nutzen. Die Auswirkungen auf das Weltklima können wir uns vorstellen. Hoffnung gibt nur die chinesische Ausbauoffensive für erneuerbare Energie.