In Europa streiten sich die Großstädte mit den Gemeinden im Umland um Grundwasser, in der Wüste soll eine Stadt gebaut werden, die ihr Wasser aus der Luft und dem Meer erhält. Wasser wird das nächste große Problem der Menschheit.
Großstädte saugen dem Umland das Wasser ab
Seit fünfzig Jahren streitet sich die Stadt Hamburg mit den Gemeinden der nördlichen Lüneburger Heide um das lebenswichtige Grundwasser. Die Landwirte klagen über sinkende Grundwasserspiegel, an Häusern in der Stadt Winsen treten Risse auf. Bis zu dreizehn Millionen Kubikmeter entnimmt die Stadt Hamburg dem Heidegrundwasser, das sind dreizehn Prozent des jährlichen Trinkwasserbedarfs der Hansestadt. Das Wasser stammt aus Grundwasserschichten aus bis zu 450m Tiefe, wohin es durch die hier hauptsächlich vorhandenen Sand- und Kalkschichten gewandert ist. Oberflächennahere Schichten sind in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen inzwischen oft derartig mit Nitraten verseucht, dass man auf das sauberere Wasser in größeren Tiefen angewiesen ist. Diese Wassermengen fehlen dann aber an anderer Stelle.
Der Hamburger Regen rauscht ungenutzt in die Nordsee
Die Stadt Hamburg verbraucht im Jahr einhundert Millionen Kubikmeter Trinkwasser, während im selben Jahr auf das Stadtgebiet fünfhundert Millionen Kubikmeter Regen fallen. Davon fließen allein fünfzig Millionen Kubikmeter durch die Kläranlagen der Stadt, der Rückstau in den Sielen führt bei starken Regenfällen zu Überflutungen vieler Straßenzüge. Mehr als ein Drittel der gesamten Abwassersiele der Stadt befördern dabei ausschließlich Regenwasser, mit einer Länge von fast 2.000 Kilometern.
Allein dieses kostbare Wasser, das bereits aufgefangen, transportiert und gereinigt wird, würde das ebenfalls kostbare Heidewasser ersetzen und zudem noch fast vierzig Millionen Kubikmeter Grundwasser im Bereich der Stadt schonen können.
Würde man die Mischwasserleitungen noch trennen, in reine Schmutz- und Regenwasserleitungen, könnte bereits der gesamte Wasserbedarf der Stadt Hamburg aus Niederschlagswasser gedeckt werden. Dabei würde nicht ein Liter Wasser den Grünflächen der Stadt verlorengehen, weil ja ausschließlich Wasser aufgefangen werden würde, was ohnehin auf die versiegelten Flächen der Stadt fallen und durch die Siele der Stadt transportiert würde. Es wird nur nicht mehr ein großer Teil einfach in die Alster und die Elbe geleitet, sondern sinnvoll genutzt.
Wasser besitzt in den gemäßigten Breiten keinen Wert
Diese Aussage bestreiten viele Familienväter und Gartenbesitzer schon lange. Die Preise für Wasser, insbesondere aber das Abwasser steigen regelmäßig und belasten manchen Haushalt immer mehr. Findige Häuslebauer setzen schon seit den 70er Jahren auf Systeme der Wasser-Mehrfachnutzung und sparen damit mehr als die Hälfte der Gesamtkosten, obwohl sie im Haushalt auf keinen Liter Wasser verzichten. Das geht ganz einfach, indem das Abwasser aus Waschbecken, Dusche oder Bad in einer Zisterne landet, von wo aus Wasch- und Spülmaschine, sowie die Toilettenspülung versorgt werden. Erst dann gelangt das Wasser in den Schmutzwasserkanal. Aus dem Trinkwassernetz wurde am Ende nur die Hälfte entnommen, es fließt so auch nur die halbe Menge ins Abwasser, weil das Wasser eben zweifach genutzt wurde. In Verwaltungs- oder Schulgebäuden ist eine derartige Installation noch viel einfacher, gibt es doch fast nur Waschtische und Toiletten.
Ökostädte sollen kein Wasser der Umgebung entnehmen und kein Schmutzwasser abgeben
Auch für ganze Städte gibt es seit Jahrzehnten Konzepte, diese allein aus Niederschlagswasser und wenn dieses nicht reicht, aus dem Wasser von Flüssen, oder dem Meer – über eine solarbetriebene Entsalzungsanlage – oder gar der Luft zu entnehmen. Bis 1964 hat auch die Stadt Hamburg einen großen Teil des Wasserbedarfs aus der Elbe entnommen, musste dieses aber einstellen, weil die Elbe durch die in der damaligen DDR eingeleiteten Gifte zu stark verseucht war. Inzwischen kann man in dem Strom wieder baden, ja auch notfalls Trinkwasser entnehmen. Für Hamburg, wie alle anderen europäischen Städte gilt jedoch, dass allein das Niederschlagswasser den Wasserbedarf mehrfach decken kann. Wenn dann noch das geklärte Wasser zumindest den Brauchwasserbedarf abdeckt, schwimmt die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes im Wasser, ohne auch nur einen Liter der Umgebung entzogen zu haben.
Das direkt genutzte Wasser ist der geringste Teil unseres Gesamtverbrauchs
Kaum ein Mensch kann sich vorstellen, dass für die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts einige tausend Liter oder einige Kubikmeter Wasser benötigt werden. Auch der Wasserverbrauch für die Erzeugung eines guten Rindersteaks entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Der Wasserverbrauch aber, der durch unsere Kehlen fließt, oder über unseren Körper gespült wird, ist erfassbar, ebenso, wie die Zahlen auf der Wasser- und der Abwasserrechnung in jedem Monat. Hier befinden sich auch die Stellschrauben, an denen Bürger ansetzen kann, indem er von seinen lokalen Politikern fordert, endlich diese Verschwendung des kostbaren Lebensmittels einzustellen.
Jeder Stadtbürger nutzt – ohne den gewerblichen Verbrauch – im Jahr 40.000 Liter, oder vierzig Kubikmeter, nur für sich allein und direkt. In Afrika soll sich jeder Bürger dieses Wasser am Besten bei einem bekannten globalen Lebensmittelkonzern kaufen: in Plastikflaschen! Hier wird das Wasserproblem konkret zum Existenzproblem. Die Menschen in den Industrienationen haben es in der Hand, die globale Wassernutzung in erheblichem Masse zu steuern indem sie ihren direkten Verbrauch senken.
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