Dachbegrünung in der Stadt / Fotocredit: Aloha Jon
Dachbegrünung in der Stadt / Fotocredit: Aloha Jon
Vorteile von Gründächern in der Stadt
Dieser Artikel wurde am 3. Juni 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung lebt bereits in Städten und in den nächsten Jahrzehnten sollen es immer mehr und mehr Menschen werden.1 Um für alle Wohn- und Lebensraum zu schaffen, wird immer mehr verbaut und Natur, Wald und Wiese gehen verloren. Mit dem Verlust dieser Flächen geht aber auch ein Verlust an wertvollen Ökosystemleistungen verloren. Ohne Pflanzen wird die Luft nicht mehr gefiltert, die Temperatur (mikroklimatisch) reguliert, das Stadtklima verbessert und ohne Boden(substrat) wird das Regenwasser nicht mehr zurückgehalten und gefiltert. Ganz abgesehen von dem Verschwinden der Naturräume für Tiere und dem Erholungsraum für Menschen.2

Mit der Errichtung von Gründächern können Teile dieser Funktionen wiederhergestellt und ganz neue Vorteile generiert werden. Doch zuerst, was ist ein Gründach überhaupt?

 

Extensive und intensive Dachbegrünung

Je nach Substrataufbau und Schichthöhe können extensive und intensive Gründächer unterschieden werden. Beide Arten können natürlich auch in einer reduzierten Form ausgeführt werden.3

Die extensive Dachbegrünung mit einer geringeren Aufbauhöhe zeichnet sich durch geringeren Planungsaufwand, geringeres Gewicht, geringere Pflegeintensität und geringere Kosten aus. Die Begrünung ist nur für Pflegemaßnahmen begehbar und wird daher vorwiegend auf Industriegebäuden, Einfamilienhäuser oder auch kleineren (Vor-)Dächern errichtet. Die Pflanzenauswahl besteht hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern, Moosen und Sukkulenten.

Die intensive Dachbegrünung hat eine höhere Substrathöhe mit mehreren Substratschichten, wiegt dadurch mehr, muss zusätzlich bewässert und auch regelmäßig gepflegt werden. Dadurch können aber auch eine Vielzahl an Nutzungen ermöglicht werden, von Kinderspielplatz mit Bäumen bis Gartenoase mit Teich ist alles möglich. Dies erfordert natürlich einen höheren Planungsaufwand und höhere Anforderungen an die tragende Gebäudestruktur. Die baulichen Voraussetzungen für beide Arten der Dachbegrünungen sind natürlich vorweg von Expertinnen und Experten zu überprüfen.    

 

Vorteile für das Stadtklima

Die Vegetation verbessert das Stadtklima nicht nur subjektiv, sondern reguliert Hitzeperioden, sorgt für höhere Luftfeuchtigkeit, filtert und bindet Staub und Schadstoffe und ermöglicht ein nachhaltiges Regenwassermanagement.3 Die verwendeten Substrate können optimiert werden und somit eine verbesserte Retentionsleistung aufweisen. Bis zu 80% des Niederschlagswassers kann zurückgehalten werden, was bei Starkregenereignissen zu einer Minderung der Abflussspitzen führt und damit zu einem Schutz vor Überflutungen. Das Regenwasser kann entweder komplett zurückgehalten werden und dient den Pflanzen zur Bewässerung oder wird sehr verlangsamt weitergeleitet und sorgt damit für eine Entspannung im städtischen Abwassersystem.4

 

Positive Effekte für die Bauwerke

Die Gebäude profitieren von der Begrünung am Dach. Durch den zusätzlichen Schutz vor Wind und Wetter verlängert sich die Lebensdauer der Dachabdichtung und der gesamte Energiehaushalt wird positiv beeinflusst.5 Im Sommer wird das Gebäude vor starker Hitze geschützt, im Winter fungiert die extra Substratschicht als Wärmedämmung. Das bedeutet der Energieverbrauch wird ganzjährlich gesenkt.3

 

Zusätzlicher Nutzen

Energie

In Kombination mit PV- oder Solarpanelen können die Dachflächen gleichzeitig auch zur Energiegewinnung genutzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Vegetation an die Konstruktion angepasst wird, um keinen unerwünschten Schatten zu verursachen. Der Kühleffekt durch die Vegetation ist allerdings wieder von Vorteil für die Ertragsleistung, da sich die Anlagen nicht so aufheizen. In neuen Kombinationen können auch nicht-extensive Dachterrassen oder -gärten mit PV-Anlagen ausgestattet werden und somit die Fläche doppelt für Mensch und Strom genutzt werden.6

Grauwasserklärung

Gründächer können auch für die Klärung des Regen- oder Grauwassers (Brauchwasser aus Dusche und Abwaschbecken) verwendet werden. Selbst auf Wohnwägen können kleinteilige Systeme installiert werden.7

Biomasse

Die Vegetation kann bei Pflegemaßnahmen geschnitten und als Biomasse thermisch genutzt werden.8

Kohlenstoffsequestrierung  

In Zeiten der Klimakrise sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, dass auf einem Gründach durchschnittlich 375 g CO2 auf einem Quadratmeter gebunden werden kann.4 Jeder Beitrag zählt.  

 

Die Vorteile und Nutzen von Gründächern sind äußerst vielseitig und sollten nicht ungeachtet bleiben. Die Stadt Wien hat dies erkannt und fördert die Errichtung von Gründächern. Es wird Zeit, dass wir es alle erkennen und uns gemeinsam dafür einsetzen die Vorteile nicht ungenutzt zu lassen.

Sollten Sie weiterführende fachspezifische Fragen haben, können Sie sich gerne an das Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (Fachgruppe Vegetationstechnik) an der Universität für Bodenkultur wenden.

 

Quellen:

1 United Nations | 2 Stadt Wien – UHI STRAT | 3 GRÜNSTATTGRAU | 4 Irish Examiner | 5 Energieleben | 6 Universität für Bodenkultur | 7 Energieleben | 8 Energieleben