Dieser Artikel wurde am 18. Juni 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Dreißig Prozent des gesamten Energiebedarfs werden im Verkehrssektor verbraucht, zwanzig Prozent bei der Stromerzeugung. Steigt mit einem…
Dieser Artikel wurde am 18. Juni 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Dreißig Prozent des gesamten Energiebedarfs werden im Verkehrssektor verbraucht, zwanzig Prozent bei der Stromerzeugung. Steigt mit einem Umstieg auf die Elektromobilität der Strombedarf am Ende auf fünfzig Prozent? Und woher kommt dann dieser Strom?

 

Der Individualverkehr war der Goldesel der Ölkonzerne

 

Die Rockefellerdynastie, als Urzelle der Ölindustrie erzwang Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den Beginn des Ölzeitalters. Der daraufhin boomende Individualverkehr sorgte für steten und gewinnbringenden Absatz des anfänglich so billigen Treibstoffs. In der Folge wurde das gesamte Verkehrssystem mehr und mehr auf die Bedürfnisse des PKW ausgerichtet, Landschaften mit betonierten Pisten überzogen, zerschnitten, und Städten das Gesicht genommen. Der öffentliche Nahverkehr wurde immer mehr vernachlässigt, Pendlerströme stehen seitdem täglich im Stau und zuletzt verlagerte sich auch der Gütertransport, besonders nach der Öffnung des „eisernen Vorhangs“ fast komplett auf die Strasse. Auf Autobahnen könnte nun eine Spur eigentlich komplett für LKW reserviert werden, da diese ohnehin in einer fast durchgängigen Schlange den manchmal fünfzig Jahre alten Beton nun endgültig zerreiben. Die Staaten sind dabei nur noch damit beschäftigt, die lädierten Strassen zu reparieren und mit immer neuen Trassen die Landschaft zu zerschneiden. Dieser gigantische Aufwand zehrt einen wesentlichen Teil des Steueraufkommens auf, zumal die Gewinner dieses absurden Spiels, die Öl- und Automobilkonzerne nicht an diesen Lasten beteiligt sind.

 

Die Energiewende muss auch im Verkehrssektor zu einem Umdenken zwingen

 

Eine nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur, des gesamten Verkehrsaufkommens kann nicht ohne eine komplette Veränderung des Verkehrs- und Transportsystems erfolgen. Eine Fortsetzung der bisherigen Politik, wobei einfach der Treibstoff, von fossil auf regenerativ umgestellt wird, löst das Problem nur oberflächlich, beseitigt kurzzeitig ein Symptom ohne zu heilen. Die bisherigen Szenarien für die „Energiewende“ gehen davon aus, dass der bisherige Strombedarf in den kommenden vierzig Jahren auf regenerative Quellen umgestellt werden kann. Dieser Strombedarf beträgt zurzeit etwa zwanzig Prozent des gesamten Energiebedarfs. Der Verkehr verbraucht weitere dreißig Prozent, also eineinhalbmal so viel. Will man also hier wesentlich auf Elektroantriebe umstellen, ist dieser zusätzliche Strom natürlich zu dem bisherigen Bedarf hinzuzuaddieren. Ganz nebenbei wird hier nur von einem Monopolkartell, den großen Ölkonzernen auf das nächste Monopolkartell, nämlich der Stromriesen umgeschichtet. Das dabei kein besonderes Interesse besteht, das gesamte System zu überdenken, ist verständlich.

 

Kann das Verkehraufkommen nachhaltig und erheblich reduziert werden?

 

Im Verkehr verschlingt der Straßenverkehr mit über achtzig Prozent die meiste Energie. Der Flugverkehr verbraucht bis zu vierzehn Prozent, der Schienenverkehr lediglich knapp vier Prozent, davon den Löwenanteil als Strom. Eine Reduktion des Straßenverkehrs um mehr als die Hälfte sollte mittelfristig möglich sein. Der leichteste Part ist hier der Anteil des Güterverkehrs. Länder wie die Schweiz und Österreich haben längst auf bestimmten Strecken erzwungen, dass LKW, insbesondere im Transitverkehr, auf die Schiene gebracht werden. Das sollte in der Bundesrepublik, insbesondere auf den wichtigsten Nord-Süd und Ost-Westrouten recht kurzfristig machbar sein. Es erfordert lediglich etwas Durchsetzungskraft der Politik. So manche Autobahn müsste dann nicht mehr dreispurig ausgebaut werden, diese Mittel könnten in den Schienenausbau umgeleitet werden. Gleichzeitig würden erhebliche Mittel eingespart, wenn nicht mehr alle paar Jahre die Fahrbahndecken saniert werden müssen, weil die Trucks diese nicht mehr zerreiben. Natürlich ist hierzu ein drastisches Umdenken bei der Deutschen Bahn AG erforderlich, verbunden mit der Reanimation regionaler Strecken und Bahnhöfe. Dass dabei eine Konkurrenz zu dem bahneigenen Transport- und Logistikunternehmen Schenker entsteht, ist ein Managementfehler der letzten zwanzig Jahre, aber kein Hindernis diesen gravierenden Fehler der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Strasse schnellstmöglich rückgängig zu machen.

 

Pendler kommen bereits gestresst ins Büro oder zur Arbeit – der Irrsinn mit System

 

Wer sich alltäglich in die endlosen Schlangen der Pendler quer durch die Republik stellt, muss an der Intelligenz der Menschen zweifeln. Abgesehen von dem unnötigen Zeitaufwand ist der Energieverbrauch – und bisher auch der Anteil am Klimawandel – grober Unfug, abgesehen von der nervlichen Belastung, die die Arbeitskraft schon vor Beginn der eigentlichen Tätigkeit erheblich schwächt. Die Wiederbelebung aller regionalen Schienennetze und die Einführung eines vernünftigen Busnetzes auf den verbleibenden Strecken könnten diesem Irrsinn ein Ende bereiten. Gar nicht auszudenken, wie viele Kilometer Autobahn auf einmal verwaisen würden. Wenn dann auch noch ein großer Teil des Reiseverkehrs, sowohl des geschäftlichen, als auch des Urlaubsverkehrs auf die Schiene umstiege, könnten Straßenfeste auf der Autobahn, wie im Ruhrgebiet 2010 fast zur Regel werden. Diese Utopie der Vernunft ist keine romantische Illusion, sondern wird allein durch die massiven Interessen bestimmter Lobbygruppen torpediert. Der genervte Bürger, als Lenker eines PS – starken PKW, der damit nicht einmal abseits der Strassen das Gelände zerpflügen kann, ist viel eher bereit ein attraktives Angebot der Bahn anzunehmen, als mancher Politiker glaubt.

 

Öffentliche Verkehrsmittel können wieder auf regenerative Energie zurückgreifen

 

Zu Beginn des Straßenverkehrs dominierte das Elektroauto, der Elektrobus oder die Straßenbahn. Selbst in der Schweiz, mit nicht überall einfacher Trassenführung, fahren immer noch Elektrobusse auch über Land. Zusätzlich sind bereits vielerorts Wasserstoff oder Erdgas als Kraftstoff für den Busantrieb eingeführt worden. Beide Antriebsgase können mit Leichtigkeit aus Biomasse hergestellt werden. Auch die Bahn fährt nur noch auf wenigen Strecken mit Dieseltreibstoff, der ebenfalls sofort auf regenerative Quellen umgestellt werden kann. Es ist also im öffentlichen Nahverkehr nicht einsehbar, warum dort noch fossile Rohstoffe eingesetzt werden. Natürlich muss der Strombedarf der Bahn – und der lokalen Nahverkehrsmittel – auch aus regenerativen Rohstoffen gedeckt werden. Das ist allerdings der kleinste Teil, nämlich nur vier Prozent des Energiebedarfs im Verkehrssektor.

 

Das Auto als Freizeit- und allenfalls gelegentliches Shoppingmobil

 

Wenn also der wesentliche Teil des Individualverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert wird, kommt dem privaten PKW eine eher untergeordnete Rolle zu. Durch andere Veränderungen im gesamten System, zum Beispiel die Reaktivierung des lokalen Einzelhandels, weil die wachsende Zahl der Senioren auf dem Lande nicht mehr so mobil ist, zu jedem Einkauf in das nächste Zentrum zu fahren, durch ein funktionierendes Schultransportsystem  und den nunmehr funktionierenden Nahverkehr auch in der Fläche bleibt der private PKW in der Regel in der Garage oder wird gänzlich abgeschafft. Dass dies eine erhebliche Umstellung der Automobilindustrie mit sich bringt, ist auch eines der Probleme, die nur aufgrund krasser Fehlentscheidungen vor einigen Jahrzehnten beruht. Dass derartige Fehler trotz aller Schreckensszenarien der Konzerne reparabel sind, zeigt der ganz plötzlich doch machbare Ausstieg der Bundesrepublik Deutschland aus der Atomindustrie. Wenn die Deutschen Automobilkonzerne hier zu spät handeln, wird sie das Leben bestrafen. Mitleid ist nicht angebracht, es sind schon ganz andere Industriezweige zu Grabe getragen worden. Auch hier ist lediglich die fehlende Fantasie und Innovationsfähigkeit der Konzernleitung zu beklagen.

 

Nun kann über einen Treibstoffersatz für den Straßenverkehr nachgedacht werden

 

Womit diese noch rudimentär bewegten Fahrzeuge der individuellen Nutzung bewegt werden, ist nunmehr eine Frage, über die ganz entspannt nachgedacht werden kann. Der effizienteste Treibstoff ist zum Beispiel Gas, in Zukunft also in erster Linie sinnvoller weise Biogas. Hier ist die Erzeugung auch am effizientesten, weil alle Nebenprodukte in einen nachhaltigen Kreislauf eingebracht werden können. Nebenbei wird immer auch andere Nutzenergie produziert, in der Regel Wärme. Sinnvoll ist diese Nutzung für den Straßenverkehr auch deshalb, weil oft zusätzliches Biogas anfällt, das nicht sofort zur Wärmeerzeugung gebraucht wird. Biogasanlagen lassen sich eben nicht so leicht steuern. Sie sind daher für eine Grundversorgung einzusetzen. Das vorhandene Erdgasnetz ist damit ein innvoller Speicher, sowohl für die Nutzung zur Wärmeerzeugung, also in einem BHKW – Motor, als auch in einem PKW – Motor. Beide sind seit der Erfindung des Verbrennungsmotors auf dem Markt, und müssen nicht „neu erfunden“ werden. Elektromotoren, die auf Batteriebetrieb angewiesen sind – und nicht wie Bahn oder O-Bus an der Leitung geführt werden sollen – müssen noch auf die perfekte Batterie warten, deren Herstellung und spätere Entsorgung nicht in nachhaltige Programme passen wird. Hier läuft leider  die kurzsichtig denkende Politik – natürlich im Sinne der Stromkonzerne – wieder in eine völlig falsche Richtung. Eventuell noch benötigter Dieseltreibstoff ist längst in ausreichender Menge auch im Lande als Biodiesel vorhanden.