Herausforderungen die aufkommen, wenn wir räumlich eingeschränkt zusammenleben.
Dieser Artikel wurde am 1. April 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Immer mehr Menschen interessieren sich nicht nur für das Leben, sondern auch das Zusammenleben in einem Tiny House oder auf engerem Raum, und möchten auch sonst ihr Leben auf das Wesentliche reduzieren. Oder aber wir sind aufgrund äußerer Umstände dazu gezwungen auf engem Raum zusammenzuleben.

Egal aus welcher Ursache heraus sich so eine Wohnsituation ergibt, ob sie nun freiwillig gewählt oder etwas unfreiwilliger: die Herausforderungen sind großteils die gleichen. Und je länger wir einen gemeinsamen Bereich nicht verlassen können, und uns die Rückzugsräume ausgehen, umso kleiner wirkt der Ort.

Wie können wir also damit umgehen, und das Zusammenleben so gestalten, dass wir gut miteinander auskommen, uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen, und vielleicht sogar noch enger zusammenwachsen und die Beziehungen untereinander stärken?

Auch große, geräumige Wohnungen oder Häuser können sich klein und eng anfühlen, wenn wir uns dauerhaft darin aufhalten. – Photocredit: pixabay.com/kirkandmimi

In einem Tiny House erwartet man es, dass es eng ist, aber je länger wir einen gemeinsamen Bereich nicht verlassen können, umso mehr wird der größte Palast zum kleinsten Häuschen. Ich habe Tipps, wie wir dennoch auf beschränktem Raum gut zusammenleben können, zusammengetragen.

Kleine Dinge, die uns gut tun

Jeder und jede Einzelne von uns ist in dieser Situation gefragt, darauf zu achten, dass es ihm und ihr gut geht. Dies beinhaltet vor allem auch kleine Dinge. Etwa, dass wir uns die Dusche oder das Bad gönnen, das uns entspannt. Oder die Musik hören, die uns zur Ruhe kommen lässt. Auch ausreichend Schlaf oder künstlerische Betätigung wie malen, basteln, schreiben oder musizieren sind nur einige Ideen, die uns helfen können, dass wir uns von uns selbst gut versorgt fühlen. Dass wir sehen, dass wir unsere Bedürfnisse ernst nehmen.

Auch wenn wir uns manchmal am liebsten anschreien oder ins Gesicht boxen würden, ist offene Kommunikation meist wesentlich zielführender. – Photocredit: pixabay.com/RyanMcGuire

offene Kommunikation

Kommunikation ist auf engem Raum das um und auf. Klare, offene Kommunikation, ohne Vorwürfe, ohne starker emotionaler Ladung, reflektiert und bedürfnisorientiert kann viele Konflikte entschärfen oder gar nicht erst aufkommen lassen.

Hier kann eine Beschäftigung mit Gewaltfreier Kommunikation oder anderen Formen der respektvollen Kommunikation und des aktiven Zuhörens zusätzlich hilfreich sein. Vor allem, weil viele von uns es nie wirklich gelernt haben, wie wir wirklich respektvoll miteinander kommunizieren.

Rückzugsräume klar definieren

Speziell wenn manche Mitbewohner oder auch wir selbst von zuhause aus arbeiten ist es wichtig, dass klare Grenzen und Rückzugsräume definiert werden. Zu welcher Uhrzeit, bei welchem Signal, und in welcher Form wollen wir nur im äußersten Notfall gestört werden? Ist es ein bestimmter Raum, wo eine geschlossene Tür ein klares Signal gibt? Oder ist es ein bestimmtes Kleidungsstück, ein Schild, eine Lampe oder ähnliches das signalisiert, dass man jetzt nicht gestört werden möchte. Dabei ist es auch egal, ob es sich um Erwerbsarbeit oder persönlichen Rückzug handelt.

Einen ruhigen Ort suchen um zu lesen kann für das eigene Wohlbefinden sehr hilfreich sein. – Photocredit: pixabay.com/Pexels

Routinen

Wenn wir bestimmte tägliche oder wöchentliche Routinen etablieren, wann es gemeinsame Zeit, wann Rückzugszeit, wann (gemeinsam) alltägliche Dinge erledigt werden, dann können wir uns viel besser auf gewisse Dinge einstellen und unsere eigene Zeit auch besser planen. Ein Abweichen von den Routinen ist dann in Ausnahmefällen natürlich immer noch möglich. Soll dann aber klar kommuniziert sein.

Bewegung

Körperliche Betätigung, egal ob es sich um Laufen, Tanzen, Gymnastik, Yoga oder sonst etwas handelt hilft dem Körper, Spannungen abzubauen. Wenn also durch das Leben auf engem Raum dicke Luft herrscht, kann es helfen, durch unterschiedliche sportliche Aktivitäten die innere emotionale Spannung aufzulösen. Dann kann danach auch entspannter kommuniziert werden.

Gemeinsam spielen

Speziell wenn man eng zusammenlebt, und der Alltag, die Aufgaben und Erledigungen stark im Vordergrund stehen, ist es umso wichtiger, auch das Spielen mit einzuplanen. Gemeinsam Spaß haben, zu lachen, locker zu sein, erinnert uns alle daran, dass wir auch gut miteinander auskommen können. Es erinnert uns daran, dass das Leben nicht nur ernst ist, sondern auch entspannt und ausgelassen sein kann. Dieser Fokus auf die positiven Dinge hilft auch in schwierigen Situationen besser auszukommen.

Brettspiele, aber auch selbst erfundene Spiele können die Stimmung heben und die Verbindung stärken. – Photocredit: pixabay.com/EsaRiutta

Zeit für Wertschätzung

Ein weiterer wichtiger Aspekt – und zwar nicht nur beim Zusammenleben auf engem Raum – ist die Wertschätzung den anderen Menschen im gleichen Haushalt gegenüber. Eine Möglichkeit ist, das man sich regelmäßig eine fixe Zeit nimmt, wo gezielt jeder seine Wertschätzung ausdruckt.

Oder man hält durchgehend den Fokus auf dem Thema und teilt sie immer dann, wenn das Gefühl der Wertschätzung dem anderen gegenüber gerade aufkommt. Hier ist jedoch eine regelmäßige innere Reflexion notwendig, ob wir auch tatsächlich daran denken, oder ob es eventuell doch zu kurz kommt.

Fazit

Das Zusammenleben auf engem Raum kann herausfordernd sein, speziell in Zeiten wenn wir wenig Kontakt zu anderen Menschen haben. Es kann aber auch die Möglichkeit eröffnen, dass wir noch näher zusammenrücken. Wir lernen uns besser kennen und entwickeln Gefühle der Achtung, Zuneigung und Wertschätzung. Vor allem weil wir genau sehen, welche Herausforderungen jeder und jede einzelne von uns tagein und tagaus hat.

In meinen Erfahrungen vor allem auch beim Leben in kleinen Gruppen für längere Zeit in der wilden Natur haben mir gezeigt, dass selbst ein großer offener Raum sich sehr klein anfühlen kann. Außerdem sind all diese Tipps des besseren Zusammenlebens auf engem Raum ident für jegliches Zusammenleben. Sie werden auf kleinem Raum und beim engen Zusammenleben in kleinen Gruppen lediglich stärker sichtbar und relevanter.