Andrea Lunzer hat eine Greißlerei eröffnet, wie es sie früher einmal gab. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: In Lunzers Maß-Greißlerei, in der Heinestrasse 35, zwischen Praterstern und Augarten gelegen, werden alle Lebensmittel unverpackt angeboten und nach Gewicht oder Menge verkauft. Unnötiger Verpackungsmüll wird damit vermieden. Die Kunden bringen ihre eigenen Gefäße mit, um die gekauften Waren nach Hause zu transportieren. Auf Regionalität wird auch geachtet, die meisten angebotenen Waren kommen aus Österreich.
London – Wien – Berlin
Die Vorreiterrolle dieser Entwicklung hat Catherine Conway mit ihrem Lebensmittelgeschäft namens Unpackaged inne. Sie war im Jahr 2007 die Erste, die mit ihrem Geschäft in London auf ein solches Konzept setzt. Die Idee scheint viele Nachahmer zu finden. Ein paar Monate nach Andrea Lunzer hat auch in Berlin ein vergleichbares Geschäft eröffnet. „Original unverpackt“ nennen zwei Jungunternehmerinnen ihren Supermarkt. Zehn Mitarbeiter zeigen dort den Kunden, wie man Lebensmittel, Körperpflegeprodukte und Haushaltswaren ohne Plastikverpackung kaufen kann. Laut den beiden Gründerinnen war es einfach, die Kunden vom Verzicht auf Verpackungen zu überzeugen. Viel schwieriger waren die Verhandlungen mit den Lieferanten, denn selbst Biogroßhändler packen ihre Waren in Plastik ab. Für den Supermarkt ohne Verpackungen werden die Lieferungen nur mit Gurten festgehalten.
Zuerst Müll vermeiden, dann trennen
Warum die Unternehmerinnen in Berlin, London und Wien wichtig sind, macht ein Blick in die Statistiken deutlich. Österreicherinnen und Österreicher gelten zwar als Abfalltrennweltmeister, viel wichtiger wäre es aber, Müll grundsätzlich zu reduzieren bzw. im Sinne der Zero-Waste-Philosophie gänzlich zu vermeiden. Im Jahr 2011 hat das jährliche kommunale Abfallaufkommen in Österreich pro Kopf rund 550 kg betragen, Tendenz steigend.
Um diesen Trend entgegenzuwirken, genügt es ein paar kleinen Richtlinien zu folgen:
- Geschäfte unterstützen, die auf Verpackungen verzichten;
- Einwegartikel vermeiden;
- Die Art und Menge des Verpackungsmaterials zu einem Entscheidungskriterium beim Einkauf machen;
- Den eigenen Verbrauch analysieren, um künftig Müll besser zu vermeiden;
- Alternativen entwickeln, wie z. B. Stofftücher in der Küche statt Küchenrolle aus Papier.