Dieser Artikel wurde am 20. März 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Der Umweltdachverband entlarvt “Dreckschleudern”, die mit billigem Atomstrom Neukunden locken wollen. Und es gibt auch Lob: Wien…
Dieser Artikel wurde am 20. März 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Der Umweltdachverband entlarvt “Dreckschleudern”, die mit billigem Atomstrom Neukunden locken wollen. Und es gibt auch Lob: Wien Energie und EVN sind atomstromfrei.

Zu gut um wahr zu sein – das gibt es nicht nur bei Angeboten im E-Mail-Spamordner. Mit billigem Import-Atomstrom aus Nachbarländern locken sogar einige Stromanbieter. Während nach dem Erdbeben und dem drohenden Super-GAU in Japan die Diskussion um Österreichs Atomstrom-Importe voll angelaufen ist, deckt der Umweltdachverband auf, wer billigen Atomstrom unters heimische Volk bringen will.

Die Quelle der Informationen des Umweltdachverbandes ist der Stromkennzeichnungs-Bericht der E-Control. Die größten Atomstrom-Importeure waren demnach 2010 das Tiwag- und Salzburg-AG-Gemeinschaftsprojekt „MyElectric“ und die Verbund-Tochter „Austrian Power Sales“. Diese beiden Stromanbieter vermitteln zu 84 bzw. 83% Strom mit UCTE-Anteil. Und der europäische UCTE-Mix enthält zu rund 30% Strom aus Kernenergie.

Der Umweltdachverband kritisiert in geringerem Ausmaß auch Energie Klagenfurt und Energie Graz, Kelag, Tiwag und die Innsbrucker Kommunalbetriebe.

Lob für Wien Energie und EVN

Die Oberösterreichische Energie AG kommt auf einen UCTE-Anteil von vier Prozent. Das ist sehr wenig. Ganz ohne Atomstrom kommen die großen Regionalanbieter für Wien und Niederösterreich aus. Die Wien Energie und die niederösterreichischen EVN kommen auf einen UCTE-Anteil von Null.

Dem Präsidenten des Umweltdachverbandes, Gerhard Heilingbrunner, zufolge, geht es beim Import des UCTE-Mixes nicht um die Deckung des Strombedarfs in Österreich, sondern darum, die Konkurrenz auf dem Strommarkt auszustechen: “Dieser Billigatomstrom aus dem europäischen UCTE-Mix wird nicht wegen der Versorgungssicherheit Österreichs importiert, sondern ausschließlich, um neue KundInnen mit billigerem Strom zum Umstieg zu bewegen. Die Werbeaktionen zum Stromanbieterwechsel von Verbundchef Wolfgang Anzengruber, wo von der staatlichen Verbundgesellschaft mit einem Bonus von zwei Monaten Gratisstrom geworben wird, sind daher ungeheuerlich”, sagt Heilingbrunner.

„Wohlstandsverlust“-Argument nur Propaganda?

Der Umweltdachverband ärgert sich auch über die immer wieder verbreiteten Behauptungen, wir seien auf Atomstrom angewiesen, um unseren Lebensstandard zu halten. Das sei unwahr: “Die ÖsterreicherInnen sollen nicht mit Behauptungen verunsichert werden, Energieeinsparung würde zu einem Wohlstandsverlust führen. Im Gegenteil: Ressourcenknappheit war auch in der Vergangenheit immer wieder der Treiber für technische Innovation und Modernisierung.

Die Rahmenbedingungen dafür sind zu schaffen. Was wir jetzt brauchen, ist daher eine wirksame Modernisierungsoffensive für die Energiepolitik, Rahmenbedingungen, die nachhaltige Einsparungen ermöglichen, Effizienzsteigerung und Optimierung bestehender Anlagen. Gleichzeitig muss der Ausbau von Solar, Photovoltaik, Biomasse und Wind forciert werden.

Österreich ist seit 10 Jahren Nettostromimporteur und die staatliche Verbundgesellschaft setzt alles daran, dass jedes Jahr noch mehr Strom verkauft und verbraucht wird. Atomstromimporte und zügelloser Energieverbrauch führen nicht in eine nachhaltige Energiezukunft”, stellte Heilingbrunner klar.

Serie:
Alternativen zur Atomkraft, Teil I: Wasser
Die Teile II und III folgen im Lauf der kommenden zwei Wochen auf www.energieleben.at