Ein Schrottplatz ist ein trauriger Anblick: in Reih und Glied gestapelte, alte, kaputte Autos. Die Blech-Stapel ähneln dem schiefen Turm von Pisa. Irgendwas muss aber noch dran sein an diesem einen, da in der dritten Reihe, dem Gelben, sonst wäre er schon in der Schrottpresse gelandet. Eine Tür, die noch einen Käufer finden könnte, eine Rückscheibe mit gleichem Wunsch. Die einzigen, die einen Schrottplatz mit Interesse betreten, sind Bastler, die genau nach so einem Teil suchen. Und die Leute von Bicycled: sie sind auf der Suche nach allem, woraus man ein Fahrrad bauen kann.
Das Ziel von Bicycled: aus alten Autos ein hochwertiges, handgefertigtes, individuelles Fahrrad zu produzieren. Gefahrradet wird der Benzinfresser.
Aus dem Blech werden Röhren für den Diamant-Rahmen geformt und handverschweißt. Anstatt einer Kette gibt es einen Zahnriemen, der über passende Zahnräder läuft – der Riemen stammt auch aus dem Motorraum. Alte Blinker werden zu Rückstrahlern umfunktioniert. Die Polsterung des Sattels wird aus Autositzen gefertigt und neu überzogen mit den alten Lederbezügen. Aus denen wird auch die Wicklung für den Lenker geschnitten. Da auf Schnellspanner am Fahrrad niemand mehr verzichten möchte, nimmt man die Griffe zum Verstellen von Autositzen oder Türgriffe, um daraus Spannhebel zu bauen.
Damit ist jedes der Räder auch ein Unikat: die bunt zusammengewürfelten Teile stammen immer von anderen Autos.
Bicycled ist die Inkarnation von Upcycling: aus Weggeworfenem wieder etwas Neuwertiges zu produzieren. Eine Idee, die dem Fahrrad-Gedanken noch größerer Kraft verleiht, das umweltfreundlichste aller urbanen Transportmittel zu sein.
Das Konzept zu Bicycled hat die spanische Kreativagentur Lola Madrid ausgearbeitet. Über die Homepage kann man sich auch schon in die virtuelle Schlange stellen, um eines der ersten Räder sein Eigen nennen zu können. Direkt zu kaufen gibt es sie leider noch nicht.
Dafür gibt es ein Video als Vorgeschmack, wie das Rad aussehen kann.
- Alle Artikel von Martin Skopal