Was verbindet die Rockbands Pink Floyd, The Who, die Rave Legende The Orb, Regiegroßmeister Alfred Hitchcock und Monty Python? Ja, sie sind alle Engländer, aber sie haben auch alle eines der größten Kohlekraftwerke Europas in ihre Arbeit eingebunden: die Battersea Power Station in London, bekannt und weithin sichtbar dank ihrer 110 Meter hohen weißen Türme.
Wie schon in unserem vorangegangenen Beitrag über die Elektrifizierung beschrieben war Anfang des 20. Jahrhunderts die Stromversorgung eine sehr individuelle Angelegenheit. Verschiedene Kraftwerke produzierten Strom in verschiedenen Spannungen und Frequenzen. Elektrische Maschinen mussten daher immer mit großem Aufwand an die verfügbare Versorgung angepasst werden. Ein vor allem für die Industrie teurer Prozess.
Die London Power Company übernahm ab den 1920ern die Standardisierung und Zentralisierung und beauftragte Sir Giles Gilbert Scott mit der Planung eines Kohlekraftwerks. Scott ist auch Architekt der Waterloo Bridge, der Bankside Power Station (heute Tate Modern) und der Kathedrale von Liverpool. Scott war es auch, der die Idee hatte, die berühmten britischen Telefonzellen (mittlerweile in vielen Städten durch “moderne”, graue ersetzt) rot anzustreichen.
Nach ca. fünf Jahren Bauzeit wurde 1933 Block A mit den ersten beiden 110m Rauchfängen eröffnet. 1948 wurde der baugleiche Block B mit wiederum zwei weißen 110m hohen Rauchfängen in Betrieb genommen. Auch im Inneren hatte das Kohlekraftwerk einiges zu bieten. Das Kontrollzentrum wurde im Art Deco-Stil gestaltet und die Turbinenhalle wurde mit italienischem Marmor ausgekleidet. Um auf 500 Megawatt Leistung zu kommen, wurden jedes Jahr eine Million Tonnen Kohle in elektrische Energie umgewandelt.
1975 wurde Block A und acht Jahre später wurde auch Block B abgeschaltet. Seitdem wartet die Battersea Power Station auf eine neue Aufgabe. Vergnügungsparks, Shopping Center, Hotels und Wohnungen wurden von verschiedenen Besitzern geplant und wieder verworfen.
Was auf jeden Fall bleibt, ist das legendäre Cover des Pink Floyd Albums „Animals“ von 1977. Es zeigt die Battersea Power Station mit einem riesigen fliegenden Schwein zwischen den Schornsteinen. Gleiches gilt wohl auch für den Auftritt des Gebäudes als „Ministerium für Wahrheit“ in der Verfilmung von George Orwell’s 1984 mit John Hurt und Richard Burton.