Schweden ist bekannt für seine Nadelwälder und vielen großen und kleinen Seen. Jeder kennt die Fotos aus der Tourismuswerbung von glitzernden Seen und bewaldeten Ufern mit grünen Kiefern und Fichten. Genau diese Kombination schein laut einer aktuellen Studie der Limnologin Emma Kritzberg aber nicht ideal zu sein. Die Limnologie beschäftigt sich mit der Struktur, dem Stoff- und Energiehaushalt von Binnengewässern. In Untersuchungen der Wasserqualität mehrerer Seen in Südschweden und dem Vergleich mit Messwerten aus den 1930er Jahren hat Kritzberg festgestellt, dass das Wasser heute eine viel dunklere Braunfärbung aufweist und weniger klar ist.
Es ist an sich keine neue Erkenntnis, dass das Wasser in den letzten Jahrzehnten immer dunkler wird, was aber neu ist, ist der Vergleich mit den 1930er Jahren, denn bisher hatte man keine Daten aus dieser Zeit. Kritzberg fand diese in der Limnologischen Feldstation in Aneboda wo sie jahrzehntelang unbeachtet und vergessen lagen. Bisher hatte man nur Vergleichswerte aus den 1970er und 80er, als man mit systematischen Messungen begann. Dass das Wasser seit diesem Zeitraum viel brauner geworden ist, führte man darauf zurück, dass seither die Versauerung des Bodens zurückgegangen ist. Eine Minderung der Industrieemissionen, vor allem von Schwefel, brachte eine Abnahme von saurem Regen, was allgemein natürlich positiv ist. Allerdings geht man davon aus, dass der früher saurere Boden mehr der braunen Farbstoffe die durch verrottendes organisches Material von Bäumen und andern Gewächsen entsteht binden konnte. Auch die Klimaerwärmung spiel hier eine Rolle, denn durch das wärmere, trockenere Klima ist mehr organisches Material vorhanden, das langsamer verrottet.
Doch was Kritzberg aus den wiederentdeckten Zahlen auslesen konnte, ist, dass die Schwedischen Seen in den 1930ern, bevor die Versauerung einsetzte, viel klarer waren. Die sogenannte Versauerungshypothese kann die immer stärkere Braunfärbung also nicht erklären. Kritzberg hat eine neue Theorie aufgestellt, warum das Wasser immer dunkler wird. Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden immer mehr Nadelbäume von der Schwedischen Holz- und Forstwirtschaft gepflanzt; machten Nadelbäume früher rund 15 Prozent des gesamten Baumbestandes in Südschweden aus, sind es heute 65 Prozent. Vor allem das Anpflanzen von Nadelhölzern in Gewässernähe führt laut Kritzberg zu zunehmender Verfärbung des Wassers. Die Braunfärbung könnte somit gelindert werden, indem die Holzindustrie zumindest in einem Gewissen Umkreis von Gewässern keine Nadelbäume mehr pflanzt.
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Bild: Nina Kusche