Die vielgerühmte Energiewende in Deutschland scheint einen unerwünschten Nebeneffekt zu haben.
Dieser Artikel wurde am 6. November 2014 veröffentlicht
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Immer mehr Wind- und Solarenergie wird in die Netze eingespeist, dennoch steigt der CO₂-Ausstoß. Dafür verantwortlich ist ein Braunkohle-Boom.

In ihrem Länderbericht für das Jahr 2013 hat die Internationale Energieagentur (IEA) die deutsche Energiepolitik als fortschrittlich bezeichnet. Die Bundesrepublik sei nach dem nationalen Atomausstieg „auf dem richtigen Weg“, stellte die traditionell atomfreundliche Organisation fest. Als eines von wenigen Ländern reduziere Deutschland seine CO2-Emissionen. Bedenklich sei allerdings die klimaschädliche Renaissance von Kohle als Energielieferant.

Die Energiewende hat Deutschland eine Renaissance des Braunkohle-Abbaus beschert. Neben dem Ausbau von Solar- und Windparks hat die Stromproduktion aus Braunkohle stark zugenommen, im Jahr 2013 um 0,8 Prozent, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen feststellt. Seit 1990 wurden nicht mehr so viele Kilowattstunden Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt. Aus keinem anderen Energieträger wurde 2013 in Deutschland mehr Strom produziert.

Die deutschen Medien schlagen Alarm: „Der Spiegel“ warnt vor der riskanten Billig-Energie, die „Süddeutsche“ stellt eine „gravierende Fehlentwicklung“ fest. Es ist eine Fehlentwicklung, die sich vor allem in einem drastischen Rückgang klimafreundlicherer Gaskraftwerke bemerkbar macht. Das schwankende Angebot von Wind- und Solarenergie wollen die Energiemanager weiterhin durch verlässlichere Energieformen ausgleichen. Die Co2-Zertifikate des EU-Emissionshandels sind allerdings so günstig zu haben, dass teuer produzierende Gaskraftwerke eher aus dem Markt gedrängt werden als die Braunkohlemeiler. Hinzu kommt, dass der Braunkohleabbau in Deutschland in die Gruppe der „energieintensiven Betriebe“ fällt und damit von der Erneuerbaren-Energie-Umlage befreit sind.

ZDF Mediathek: Braunkohle Boom in Brandenburg

Doch es regt sich Widerstand gegen den Ausbau der Braunkohleförderung. Der schwedische Energieriese Vattenfall (dt. Wasserfall) wollte den Tagebau in Welzow-Süd erweitern. Der Ausbau des Braunkohletagebaus würde insgesamt etwa 25.000 Arbeitsplätze sichern. Rund 800 Menschen sollten dafür umgesiedelt und Naturlandschaften verwüstet werden.  Naturschutz gegen Arbeitsplätze lautet das Dilemma, das die deutsche Politik bisher nicht gelöst hat. Hilfe für die Braunkohle-Gegner kommt aus Schweden. Die Regierung in Stockholm will als Eigentümerin die Braunkohle-Pläne Vattenfalls stoppen.