Neue Arbeitsformen? Was heißt das?
Dieser Artikel wurde am 7. November 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Mag. Cornelia Gerdenitsch arbeitet am Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft an der Universität Wien. Sie beschäftigt sich hier mit dem Thema Arbeit im Wandel und führte unter anderem bereits eine Studie zum Thema Coworking Spaces durch. Arbeit im Wandel ist ein aktuelles Thema, das uns immer wieder beschäftigt. Wie werden wir in Zukunft unseren Tag gestalten? Von wo aus werden wir arbeiten und was werden wir dazu benötigen? In welche Richtung wird eine Weiterentwicklung gehen? Zu all diesen Themen haben wir in unserem heutigen Profi-Interview mit Cornelia gesprochen.

Du beschäftigst Dich mit neuen Arbeitsformen, was genau darf man sich darunter vorstellen?

Konkret beschäftige ich mich mit flexiblen Arbeitsformen bei WissensarbeiterInnen. Das beinhaltet Arbeitsformen, die zeitlich und/oder örtlich flexibel sind und reicht von simplen Gleitzeitmodellen bis zu Formen in denen der Zeitpunkt und der Ort der Arbeit vollkommen frei wählbar ist. Innerhalb dieser Arbeitsformen gibt es weniger Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, aber auch mehr Selbstbestimmtheit wann und wo Arbeit verrichtet werden kann.

Es ist das Gegenteil von einer Arbeit in einem fixen Büro von neun bis 17 Uhr. Ein zentraler Punkt dabei ist die Rolle von neuen Technologien, die ein zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen.

Weiters beschäftige ich mich nicht nur mit der flexiblen Arbeit an sich, sondern auch mit Arbeitsumgebungen, die für diese neue flexibleren Arbeitsformen unterstützend sein könnten. Derzeit gibt es dazu einige Versuche wie z.B. sogenannte activity-based flexible office concepts (deutsch: flexibles Bürokonzept) oder Coworking Spaces. Ich versuche nun zu erforschen, inwieweit diese Konzepte für flexible ArbeiterInnen wirklich unterstützend sind.

Wie nachhaltig sind für Dich Coworking Spaces, sprich werden da auch Ressourcen geschont?

Aus arbeitspsychologischer Sicht ist eine zentrale Arbeitsressource die wahrgenommene oder erfahrene Unterstützung von KollegInnen oder Vorgesetzten. Coworking Spaces haben das Potential das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit zu erfüllen. Innerhalb einer Studie konnte ich auch den positiven Effekt der soziale Unterstützung in Coworking Spaces bestätigen. Die Ergebnisse zeigen, dass umso mehr soziale Unterstützung wahrgenommen wird, umso stärker ist die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung.

sektor5 – Coworking Space in Wien

Gibt es einen perfekten Arbeitsplatz?

Ja. Ein perfekter Arbeitsplatz soll mich einerseits unterstützen meine Arbeit ohne Unterbrechungen oder sonstigen Störfaktoren auszuführen. Andererseits soll mir der Arbeitsplatz Räume geben in denen ich mit anderen Personen interagieren kann. Das beinhaltet Möglichkeiten für Meetings, aber auch für informelle Gespräche.
Für mich ist es sehr spannend zu erforschen wie neue Arbeitsmodelle (Coworking Spaces, activity-based flexible office concepts) versuchen diese beiden Grundbedürfnisse von Arbeitenden zu erfüllen.

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