Fotocredit: Pixabay/suju
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Bei dem Wort “bitter” verzieht es vielen schon das Gesicht, alleine beim Gedanken daran. Doch wusstest du, dass bitter auch sehr gesund ist und gleichzeitig – richtig zubereitet – sehr fein schmecken kann?
Dieser Artikel wurde am 4. Juni 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Was bitter im Mund, ist innerlich gesund.

So lautet schon eine alte Volksweisheit. Enzian, Wegwarte, Schafgarbe und Löwenzahn zählen schon seit dem Altertum zu den gebräuchlichen Heilpflanzen. Und das nicht nur in unserer Kultur, das Einsatzgebiet reicht vom Ayurveda in Indien bis zur traditionellen Chinesischen Medizin und darüber hinaus. Bei uns ist zu diesem Thema Hildegard von Bingen eine grundlegende Vertreterin. 

BITTER FÜRS IMMUNSYSTEM 

Der regelmäßige Genuss von Bitterstoffen wirkt sich besonders positiv auf den Magen-Darm-Trakt aus und kurbelt die Produktion unserer Verdauungssäfte an. Außerdem wird durch sie die Darmtätigkeit angeregt, die somit eine leichtere Verdauung – besonders von Fettstoffen – angeregt. 

Was das nun mit unserem Immunsystem zu tun hat? Unsere Gesundheit beginnt im Darm, denn wer einen gesunden hat, der ist allgemein zufriedener und verspürt mehr Wohlbefinden. Eine gesunde Darmflora ist also der Schlüssel zur allgemeinen Gesundheit und auch zu einem starken Immunsystem. 
Neigst du zu Darmträgheit, solltest du schon vor dem Essen zu einer Tasse Schafgarbe- oder Löwenzahntee greifen, um deiner Verdauung einen kleinen Kickstart zu geben. 

Vom Kräuterbitter mit Alkohol nach dem Essen ist jedoch eher abzuraten, denn Alkohol bremst die Verdauung. Hier ist es besser einen Espresso oder einen alkoholfreien Bitter zu genießen. 

Top Benefits von Bitterstoffen 

  • Bestes Mittel zur Anregung unserer Verdauung 
  • Bitterstoffe helfen unsere Darmflora zu verbessern 
  • Sie harmonisieren unseren Säure-Basen-Haushalt 
  • Regen unseren Speichelfluss an 
  • Säuren werden durch sie besser abgebaut und ausgeschieden
  • Schaffen Abhilfe bei Atemwegserkrankungen 
  • Hilfreich bei Harnwegsinfektionen 
Fotocredit: Pixabay/aitoff
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DIE BESTEN QUELLEN FÜR BITTERSTOFFE 

Für Bitterstoffe braucht es keine exotischen Lebensmittel und auch keine weiten Transportwege. Bitter geht auch regional und am Wegesrand wunderbar. 
Chicoree, Radicchio und Endivie machen sich wunderbar als kleine Beigabe im Salat. Wilder Löwenzahn ist nicht nur reich an Bitterstoffen, er liefert auch noch jede Menge Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und macht Lust auf mehr. 

Grünes Gemüse wie Fenchel, Paprika, Sellerie oder grüne Kohlsorten bringen reichlich Vitamin C auf deinen Speiseplan. Mit Kohl und Co. hast du so auch im Winter (und zum üppigen Weihnachtsmenü) die besten Chancen auf Bitterstoffe auf deinem Teller. 

Auch Orangen und Grapefruit bzw. Pomelo liefern dir – vor allem in ihrer weißen Haut – sehr viele Bitterstoffe. 

SO WIRKEN BITTERSTOFFE

Bittere Lebensmittel regen unsere Verdauung an, indem sie über die Geschmacksknospen unserer Zunge und den Vagusnerv die Bildung von Speichel, Magensaft und Gallenflüssigkeit erhöhen. 
Das wiederum verbessert die Aufspaltung unserer Nahrung und optimiert deinen gesamten Stoffwechsel.

Bitter bedeutet nicht Verzicht auf Genuss 

Denn sogar ein Espresso oder dunkle Schokolade mit mindestens 75% Kakaoanteil liefern dir die gewünschten Bitterstoffe. Sogar Bier zählt zu den Lieferanten und lässt sich zwischendurch als kühles Blondes (zum Essen besser alkoholfrei, da sonst der gewünschte Effekt ausbleibt) genießen. 

Fotocredit: Pixabay/AlexanderStein
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Dass wir bitter eher nicht mögen, ist übrigens evolutionär bedingt. Denn bitteren Geschmack hat man früher immer einer Warnung vor giftigen Pflanzen und Gemüsen zugeschrieben. Sauer und bitter warnte außerdem vor unreifen Früchten und so ebenso vor Vergiftungen. 
Süß hingegen verbinden wir schon immer mit Genuss und nährstoffreichen Lebensmitteln.

Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass wir rein aus Instinkt dazu neigen, zu süßen und salzigen Lebensmitteln ja zu sagen. Die Lebensmittelindustrie macht sich das übrigens genau zunutze und versetzt viele Lebensmittel daher extra mit Zucker, Hefeextrakten oder Natriumglutamat. Deshalb sind wir auch hohe Dosen an genau diesen Geschmäckern gewohnt und es fällt uns umso schwerer, unsere Gewohnheiten hier zu ändern. 

Teilweise werden Bitterstoffe sogar aus Gemüsesorten weggezüchtet, weil sie sich so besser verkaufen und eine breitere Masse ansprechen. Zum Glück wächst mit mehr Bewusstsein für unsere Ernährung und Gesundheit auch wieder die Liebe zu Bitter. 
Wenn du den vollen Genuss suchst, ist es ratsam zu Wildkräutern oder alten Sorten von Obst und Gemüse zu greifen. Abgesehen davon, dass dadurch unsere Artenvielfalt und Diversität am Leben erhalten wird und du diese am besten regional beim Biobauern deines Vertrauens einkaufst.