Es war der längste Klimagipfel der bisherigen Geschichte. Eineinhalb Tage nach dem geplanten Ende kam es zur Kompromisslösung: Kyoto lebt weiter, wenn auch der europäische Plan eines verbindlichen Abkommens auch mit den großen Schwellenländern gescheitert ist. Und auch wenn es noch dauert bis zu einem Nachfolgeabkommen.
Das wichtigste Ergebnis des Kompromisses von Durban: Der 1997 geschlossene Kyoto-Klimaschutzvertrag, dessen erste Phase 2012 endet, wird fortgeführt. Bis 2015 werden die Details ausgearbeitet – im Jahr 2020 soll die Nachfolge in Kraft treten. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgehen, dass der Zeitplan recht großzügig abgesteckt ist. Eile wird nicht verlangt.
Noch etwas: Es ist offen geblieben, was da nachfolgen soll. Ein Vertrag, ein Protokoll, ein Abkommen oder ein Rahmenabkommen? All das mus noch ausdiskutiert werden.
Was auch nicht verlangt wird oder auch nicht verlangt werden kann: dass die Schwellenländer sich zur Einhaltung allgemeiner Klimaschutzziele verpflichten. Oder, wie Greenpeace kritisierte, die USA, für die mit der Hilfe Indiens ein “Schlupfloch” geschaffen worden sei.
China gibt Gas
China ist mittlerweile nicht nur der zweitgrößte CO2-Emittent weltweit – auch beim pro-Kopf-Ausstoß hat das Reich der Mitte inzwischen europäische Wirtschaftsmächte wie Frankreich eingeholt. Im Jahr 2020 wird China voraussichtlich einsame Spitze beim CO2-Ausstoß sein.
China hat in Durban Verpflichtungen für sich selbst zurückgewiesen, ist aber dafür mit starken Ansagen gegenüber der “Ersten Welt” aufgefallen und hat sich so nicht nur den Beifall der Schwellenländer sichern können, sondern auch den Ruf eines Kämpfers für den globalen Umweltschutz.
IPCC ausgebremst
Noch ein Ergebnis von Durban: Der UN-Klimaschutzrat IPCC wird in Zukunft nicht mehr die Maßstäbe setzen können, nach denen die Klimaschutzziele festgeschrieben werden. Die Aufgabe der Forschung wird es in Zukunft sein, zu “informieren”.
Reaktion der Politik gespalten
Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) bezeichnete das Ergebnis des Klimagipfels als “historischen Durchbruch” und “Entscheidung für das Leben”. Es habe in Durban nach jahrelangem Stillstand “ein globales Zusammenrücken beim Klimaschutz” gegeben, zitieren die Medien den Minister. Auch die durch die globale Erwärmung besonders gefährdeten Inselstaaten seien mit den Beschlüssen von Durban “sehr zufrieden”.
Die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner, die an der Klimakonferenz in Durban teilgenommen hat, bedauert die Entwicklungen: “Es wurde einmal mehr vor den Klimasündern USA und Indien in die Knie gegangen.”
Dass inzwischen Kyoto weiterläuft, ist in den Augen von Grünen-Chefin Eva Glawischnig zumindest ein kleiner Erfolg. “Damit bleibt das Klimabemühen der Industriestaaten wenigstens aufrecht.”