Das mobile, autarke und stylische Tiny House von Wohnwagon hat es ja bereits einige Male in einen Blogbeitrag von energieleben.at geschafft. Es ist das Flaggschiff des genialen wiener Unternehmens, das nicht einfach nur Wohnen neu überdenkt, sondern wesentlich am Aufbau der Tiny House Szene in Österreich beteiligt ist. Das Team von Wohnwagon beschäftigt sich zusätzlich mit den Themen Autarkie auf mehreren Ebenen (Energie, Heizen und Wasser), aber auch generell mit der Frage, wie das Leben und Wohnen in Zukunft neu gestaltet werden kann.
Nach dem Wohnwagon, dem Autarkie-Webshop und dem ersten komplett wasserautarken Einfamilienhaus in der Schweiz, ist das nächste größere Projekt nun das Wohnwagon Minihaus. Die Idee dahinter ist es, auch Menschen mit ein bisschen höherem Platzbedarf als den 30 m² des Wohnwagons, sowie Familien, eine Möglichkeit zu bieten, sowohl das Design, als auch all die ausgeklügelten autarken Systeme des Wohnwagon nutzen zu können.
Die Idee
Das Wohnwagon Minihaus ist aber nicht einfach nur eine etwas größere Variante des Wohnwagon ohne Rädern. Es ist ein ausgeklügeltes System eines modularen Holzhauses das erweiterbar, reduzierbar, und auch wieder abbaubar ist. Man kann also genau genommen das Minihaus zerlegen, und an einem anderen Ort wieder aufbauen – auch wenn es natürlich nicht so einfach ist wie beim Wohnwagon, und sehr wohl mit einigen zusätzlichen Kosten und Aufwänden verbunden ist. Das Minihaus ist derzeit für Größen von 50, 70 und 90m2 gedacht, wobei durch die Modularität natürlich auch hier Flexibilität besteht.
Eine weitere Besonderheit ist die auch beim Wohnwagon bereits eingesetzte Nutzung spezieller Holzverbindungen, wodurch die Verwendung von Schrauben stark reduziert werden kann. Hierzu werden alte Zimmermannstechniken modern umgesetzt. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass beim Rückbau des Hauses auch die einzelnen verwendeten Materialien wieder getrennt werden können, um sie so besser dem Kreislauf wieder rückführen zu können.
Flexibilität besteht außerdem beim Wandaufbau, der entweder aus Vollholz oder als Holzständer-Konstruktion mit Schafwoll-Dämmung umgesetzt ist. Vollholz hat hierbei den großen Vorteil, dass es eine höhere Speichermasse darstellt, sehr gute Dämmwerte aufweist, und zusätzlich ein angenehmes Raumklima schafft.
Die Planung
Es gibt beim Minihaus keine spezielle Größenbeschränkung nach oben, aber der wesentliche Aspekt bei der Planung ist es, die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner so genau wie möglich zu erheben, um so die kleinstmögliche Form zu finden, die aber so groß wie notwendig ist. Die Herausforderung hierbei ist es, so viel mehrfache Nutzung in die Einrichtung, Zimmeraufteilung, etc. einzubauen, um hier unnötigen zusätzlichen Raum einzusparen. Dafür ist es jedoch notwendig, sich für die Planung genug Zeit zu nehmen, wirklich zu erarbeiten wie man das Haus nutzen möchte, welche Aktionen gleichzeitig stattfinden, welche Interessen ihren Platz benötigen.
Das kann z.B. sein, dass eine Musikerin ihren eigenen Raum für ihre Kunst benötigt, ein Vater, der von zuhause aus arbeitet einen extra Arbeitsraum braucht, während die Kinder im Nebenzimmer spielen, etc. Wichtig ist es hier, sich nicht unnötig stark einzuschränken, was leicht dazu führt, dass man irgendwann dann doch unglücklich ist und es in das Gegenteil umkippen kann (z.B. übertriebener Konsum in anderen Bereichen).
Autarkie
Die unterschiedlichen Systeme der Autarkie, die auch beim Wohnwagon schon eingesetzt werden, finden auch beim Minihaus Verwendung. Das bedeutet, dass je nachdem welcher Level an Autarkie gewünscht und/oder vom Aufwand her sinnvoll ist, umgesetzt werden kann. Das Minihaus ist – wie der Wohnwagon – mit einem Flachdach umgesetzt, das mit speziellen Sumpfpflanzen ausgestattet ist, um das eingespeiste Wasser zu klären. Es gibt die Möglichkeit für Solarzellen, die für die Stromerzeugung und zur Erhitzung des Warmwasserspeichers genutz werden. Reicht die Sonne für das Warmwasser und die Heizung nicht aus, kann mit einem Holzofen nachgeholfen werden, der ebenfalls am Pufferspeicher angeschlossen ist. Wen die Systeme im Detail interessieren, der kann durch die Seiten von Wohnwagon schmökern.
Die unterschiedlichen Systeme, die für die Autarkie eingesetzt werden sind so umfangreich und komplex, und dann aber doch wieder mit dem Fokus, es so einfach und reduziert wie möglich zu halten, dass es kein Wunder ist, dass sich das Unternehmen immer mehr als Spezialist im Bereich Autarkie etabliert.
Fazit
Wohnwagon ist für mich ein perfektes Vorzeigebeispiel, wie man nachhaltiges Wohnen und Leben innovativ und kreativ neu denken kann. Es zeigt, dass man sich nicht nur das Wohnen so gestalten kann, dass es lebenswerter wird, sondern zusätzlich auch noch die Mitwelt damit entlastet, da nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, man sein Hab und Gut, und auch sein Leben als ganzes auf das Wesentliche reduziert, um genau davon mehr zu haben. Ich bin jedes Mal wieder aufs neue fasziniert, welche neuen Ideen und Konzepte hier nicht nur gedacht, sondern auch konkret getestet und umgesetzt werden.
weiterführende Quellen:
http://www.wohnwagon.at
https://www.wohnwagon.at/der-wohnwagon/wohnwagon-minihaus/
Bisherige Beiträge über Wohnwagon:
Probewohnen in einem Tiny House
Topliste: 5 Minihäuser aus Österreich
Profis am Wort: “Der Luxus des Weniger”
Der Wohnwagon – autark und nachhaltig
Bildquellen: