Die Fähigkeit, sich wirklich fokussiert zu konzentrieren stirbt in der heutigen Zeit von ständigen Ablenkungen nach und nach aus.
Dieser Artikel wurde am 9. Juni 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Durch das Internet, Social Media, und unsere ständige Erreichbarkeit zeigt die Forschung, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne immer mehr abnimmt. Wirklich konzentriert für mehrere Stunden, Tage, aber auch Wochen und Monate an einem Thema zu arbeiten wird immer seltener. Gleichzeitig könnte es aber ein notwendiger Teil sein, der zu Lösungen für den Klimawandel oder ähnlichen dringenden Themen angeht. Der Beitrag Innovative Nachhaltigkeit braucht wahre Kreativität geht dabei auf die Förderung der Kreativität ein.

Was bedeutet wirklich konzentrieren?

Nachdem eine Zeit lang Multitasking voll im Trend lag, zeigt sich nun immer häufiger, dass wir gar nicht wirklich dazu fähig sind, mehrere Dinge die wir gleichzeitig machen, wirklich gut zu machen. Wir schaffen es, aber meist leidet die Qualität darunter.

Die meisten von uns kennen diese Momente, wo wir so in eine Aufgabe vertieft sind, dass wir alles um uns herum ausblenden. Wo wir so in ein Buch vertieft sind, dass neben uns zwei Leute streiten, und wir bekommen es nicht mit. Oder wir tun etwas und kommen so in einen Fluss, dass wir irgendwann Stunden später wieder auftauchen, und uns fragen, wo die Zeit hingekommen ist.

Wenn wir Kinder beobachten, wie so voll konzentriert etwas bauen, zeichnen oder sonst wie spielen, dann bekommen wir eine Idee davon, was konzentriert Arbeiten heißt. – Photocredit: pixabay.com/Design_Miss_C

Konzentriert arbeiten bedeutet aber nicht, dass wir uns zwingend von jeglichen äußere Impulsen abschotten, und die ganze Zeit nur voll fokussiert denken und tun. Cal Newport, der Autor von „Konzentriert arbeiten“ beschreibt es als eine „Fähigkeit, sich ohne Ablenkung auf eine kognitiv herausfordernde Aufgabe zu fokussieren“. Es geht darum, komplexe Themen zu behandeln, und bessere Resultate in kürzeren Zeitspannen zu produzieren.

Das muss aber nicht heißen, dass man sich die ganze Zeit versteift auf etwas konzentriert. Auch wenn es darum geht, im Grunde schnellere zu einem Ergebnis zu kommen, ist schneller relativ, und kann dennoch auch Zeiträume von Wochen, Monaten oder sogar Jahren bedeuten. Konzentriert zu arbeiten bedeutet also auch, sich dazwischen zu entspannen, um Antworten kommen zu lassen. Dieses Entspannen soll aber genauso ablenkungsfrei passieren.

Was bedeutet Ablenkung?

Wenn wir hören, dass wir ohne Ablenkungen konzentriert arbeiten sollen, dann leuchtet das vielen von uns noch ein. Aber dass wir auch unser Entspannen ohne Ablenkung gestalten sollen, könnte doch speziell bei kreativer Arbeit auch hinderlich sein, oder? Schließlich bekommen wir ja auch Inspiration durch Austausch mit anderen oder Impulsen von außen, oder?

Und da ist es, wo der Fokus auf die Aufgabe wieder ins Spiel kommt. Gehen wir gezielt in einen Austausch oder sammeln wir Impulse, während wir unsere Aufgabe, unsere Fragestellung weiterhin im Hinterkopf im Fokus behalten? Oder verlieren wir den Fokus, während wir die äußeren Eindrücke wahrnehmen?

Ablenkung ist also im Grunde vor Allem ein Verlieren von Fokus. Auch wenn es nur für ein paar Sekunden ist. Und Fokus ist wie ein Muskel, den wir trainieren können.

Die Benachrichtigungen am Handy sind wohl die größte Ablenkung von allem. Jedes mal, wenn das Handy piept oder vibriert, reißt es uns kurz aus unserer Konzentration. – Photocredit: pixabay.com/FotoRieth

Vorteile von tiefer Konzentration

Die kognitiven Vorteile, sich zutiefst zu konzentrieren, sind wie schon erwähnt die Qualität, und die Geschwindigkeit. Wir können qualitativ hochwertigere Arbeit in kürzerer Zeit liefern, weil unser Hirn nicht ständig damit beschäftigt ist, zu einem anderen Thema zu wechseln und wieder zurück.

Zusätzlich gibt uns die Fähigkeit, uns wirklich fokussiert konzentrieren zu können, und dadurch schnell gute Arbeit zu leisten, in weiterer Folge verstärkt das Gefühl von Zufriedenheit, weil wir unsere Zeit sinnvoll, effektiv und effizient eingesetzt haben.

Das wirklich fokussiert an einem Thema arbeiten hat aber auch den Vorteil, dass wir den Raum schaffen, ganz neue, kreative Lösungsansätze und -möglichkeiten zu finden bzw. zu erforschen. Wenn wir uns den Raum geben, ein Thema auch mal während einem Spaziergang, beim Kochen, oder gezielten anderen Aktivitäten zu behandeln, können völlig neue, kreative und innovative Ansätze entstehen.

Auch die Dinge im Raum, in dem wir arbeiten, können eine Ablenkung darstellen. – Photocredit: pixabay.com/SnapwireSnaps

Herausforderungen

Die größte Herausforderung für die meisten von uns in der heutigen Zeit ist wohl, dass wir so viele Informationen, so viele Möglichkeiten haben, uns abzulenken. Unsere Neugierde und Angst, irgendetwas zu verpassen, oder dass wir durch unsere fehlende Erreichbarkeit unseren Chef, unsere Kollegen oder unsere Kunden vergraulen, bringt uns dazu, dass es uns oft sehr schwer fällt, wirklich für eine Zeit mal das Handy abzudrehen und unsere E-Mails nicht abzurufen.

Und wenn wir es endlich mal geschafft haben, wirklich den Ablenkungen zu entsagen, dann merken wir plötzlich, dass wir schon so auf diese Ablenkungen, diese Abwechslung gewöhnt sind, dass unser Konzentrationsmuskel total erschlafft ist. Es kann sogar sein, dass wir zu Beginn etwas rastlos werden, weil uns der Kick des ständig Neuen und Anderen fehlt.

Yoga oder Meditation kann uns beim konzentriert Arbeiten unterstützen, wenn wir es bewusst und gezielt einsetzen. – Photocredit: pixabay.com/yogabelloso

Tipps

Bei all den Herausforderungen hilft es, wenn wir physisch den Ort wechseln. Idealerweise an einen Ort, wo wir keinen Internetzugang haben, das Handy nicht mit dabei ist, oder nur ein altes, nicht internetfähiges Telefon.

Es hilft auch, dass wir den Menschen, die uns möglicherweise in der Zeit erreichen wollen, ganz klar sagen, dass wir in diesem Zeitraum nicht erreichbar sind, und sie nicht mit einer prompten Antwort rechnen können. Das nimmt die Sorge, bzw. die Gedanken, ob eventuell jemand geschrieben hat, auf den wir „unbedingt“ antworten müssen. Hierzu können wir „out of office“-Benachrichtigungen auch verwenden, wenn wir zwar grundsätzlich arbeiten, aber für die nächsten paar Stunden oder Tage nicht erreichbar sind.

Fazit

Die Fähigkeit, wirklich konzentriert zu arbeiten droht vor allem deshalb auszusterben, weil wir uns ein Umfeld geschaffen haben, wo dies immer schwieriger ist, zu trainieren und umzusetzen. In vielen Kreisen wird außerdem genau das Gegenteil erwartet. Wir sollen ständig erreichbar sein, uns unsere Aufmerksamkeit auf mehrere Dinge gleichzeitig richten.

Und auch wenn auch diese Fähigkeit seinen Wert hat, ist vor allem die Balance von beiden Formen wichtig. Weil wenn wir verlernen, wirklich fokussiert zu arbeiten, leidet unterm Strich sehr häufig auch unsere Zufriedenheit darunter, weil wir genau wissen, dass wir bessere Arbeit leisten könnten, wären wir in jedem Moment nur auf eine Aufgabe fokussiert.

Quellen

calnewport.com: deep work