Jeder einzelne Flüchtling, der sich im Bewusstsein, sein Leben aufs Spiel zu setzen, in ein Boot im Mittelmeer setzt, ist ein Beweis dafür, wie weit diese Welt von einer nachhaltigen Zukunft entfernt ist. Diese Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil sie dort nicht leben können. Dieses können sie deshalb nicht, weil das westliche Wirtschaftssystem entweder korrupte Systeme stützt, die wie in Syrien mit Waffengewalt ihre Macht verteidigen, oder im Nahen Osten und in ganz Afrika die Menschen von ihrem Land, das sie eigentlich ernähren könnte, vertreiben. Die Summe – 114 Millionen Euro – die das Projekt „mare nostrum“ – gekostet hat und die Europa nun „nicht mehr bezahlen kann“, wird in jedem Jahr für den absolut irrwitzigen Umzug – für eine Sitzungswoche – der Parlamentarier von Brüssel nach Straßburg bezahlt.
Hochachtung vor Menschen, die einfach handeln
Es ist letztlich egal, welche Aussichten das kleine Boot „Sea-Watch“ hat, wirklich Menschen zu retten. Es zählt, dass Menschen sich spontan entschließen, etwas zu tun. Jetzt müssten eigentlich sofort die europäischen gewählten Vertreter der Menschen ihre zahllosen Schiffe der Marine in Bewegung setzen und statt unsere wirtschaftlichen Interessen am Horn von Afrika zu verteidigen unsere einfachen menschlichen Interessen, ja Verpflichtungen vor der Küsten Libyens und Italiens wahrnehmen.
Der nächste Schritt, der seit Jahrzehnten überfällig ist, ist, den Menschen in all den Ländern, in denen sie keine Heimat mehr haben, diese sofort zurückzugeben. Letztlich wurde ihnen diese nicht von ihren Korrupten lokalen Herrschern gestohlen, sondern von westlichen Konzernen und Banken. Dass diese Vertriebenen nun vor unseren Türen stehen, ist nur die logische Konsequenz aus der westlichen skrupellosen Finanzpolitik, die inzwischen auch die südlichen Länder Europas zerstört. Zu den 630000 Flüchtlingen, die bis heute in Deutschland aufgenommen wurden, sind diejenigen, die aus anderen EU-Ländern zu uns fliehen, noch gar nicht hinzugerechnet.
Mit einer Fortführung unseres kannibalischen Wirtschaftssystems erreichen wir keinen Frieden
Sämtliche Konflikte, Kriege und die damit ausgelösten Flüchtlingsströme sind Folgen des kapitalistischen Wirtschaftssystems der letzten 200 Jahre. Die Ausbeutung des Nahen Ostens und Afrikas hat den dortigen Menschen Heimat und Lebensmöglichkeiten genommen. Es ist absurd und perfide, an den Nordafrikanischen Küsten ein neues Ellis Island errichten zu wollen, wo die Heimatvertriebenen ihre Not, ihre Bedürftigkeit nachweisen müssen, bevor sie, handverlesen eine Fähre nach Europa besteigen dürfen. Die Fortsetzung der „Entwicklungspolitik“ der EU, der weitere Land- und Wasserraub der internationalen Konzerne, werden die Flüchtlingsströme weiterhin anschwellen lassen und diese dann andere Wege finden, auch die neuen Auswanderer-Auswahl-Stationen zu umgehen. Selbst der immer aufwändiger gesicherte Zaun an der spanischen Enklave Mellila kann auf Dauer die Menschen nicht abhalten und ein Zaun entlang der gesamten nordafrikanischen Küste kann wohl nicht geplant sein. Die Reichen und Superreichen leben ohnehin bereits in Hochsicherheitszonen, Europa derartig einzumauern kann nicht die Lösung sein.
Der zweite Schritt der entwurzelten Menschen wird in die Gewalt führen. Der Islamische Staat wartet global auf Zulauf wütender heimatloser Menschen. Die weitere Abschottung der eigentlich Schuldigen an dem Desaster führt also unweigerlich zu einem weltweiten Krieg und einer nie dagewesenen Zunahme des internationalen Terrors.
Fast alle Bürger Europas stammen von Flüchtlingen ab
Europa war in den letzten 2000 Jahren ein Kontinent, in den Flüchtlinge aus aller Welt zogen und den Millionen Menschen als Flüchtlinge verließen. Keine europäische „Nation“ kann sich auf eine homogene Zusammensetzung angestammter Bürger berufen, alle sind immer „Multi-Kulti“ gewesen. Die aktuell nach Europa strömenden Menschen wollen nicht einmal auf Dauer hier siedeln. Die Mehrheit hofft allein auf eine vorübergehende Ruhephase, Sicherheit und die Chance, die in der Heimat verbliebene Familie kurzzeitig über Wasser zu halten. Sobald die eigentliche Heimat befriedet ist und sich auch dort die westlichen Konzerne wieder zurückgezogen haben, sobald die dortige Heimat also wieder bewohnbar ist und die Menschen auch ernähren kann, werden die meisten Menschen sofort wieder dorthin zurückkehren. All diejenigen, die allerdings in der Zwischenzeit in Europa eine neue Heimat gefunden haben, sollten willkommen sein. Jeder Zugang einer anderen Kultur, einer anderen Sicht auf das Leben ist eine Bereicherung und hilft, aus den alten, versteinerten Strukturen eine neue Kultur wachsen zu lassen. Der Status Quo ist auch in Europa schon lange unerträglich, was ja auch von hier Millionen Menschen aufbrechen lässt. Das zusätzlich und eigentlich zwingend das uns und die Welt zerstörende System aufgegeben und grundsätzlich geändert werden muss, ist ohnehin die Grundvoraussetzung dafür, dass die Menschen überall auf der Welt überhaupt eine nachhaltige Zukunft planen können.
Das Nachdenken über Nachhaltigkeit, wie es bisher in den Industriestaaten geschieht, ist daher eine Spielerei im Garten der Seligen, was uns das Drama im Mittelmeer täglich vor Augen führt.
https://www.energieleben.at/nachhaltigkeit-ist-frieden/
https://www.energieleben.at/auf-der-flucht-%E2%80%93-die-volkerwanderung-beginnt/
https://www.facebook.com/seawatchprojekt?ref=profile
http://sea-watch.org/
http://taz.de/TV-Talk-Guenther-Jauch/!158451/
http://taz.de/Flucht-ueber-das-Mittelmeer/!158433/
http://www.spiegel.de/politik/ausland/australien-schickt-alle-fluechtlingsboote-zurueck-loest-aber-das-problem-nicht-a-1029454.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-auf-dem-mittelmeer-die-eu-sucht-nach-einem-ausweg-a-1029436.html
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-04/mittelmeer-fluechtlinge-mare-nostrum-deutsche-debatte
https://www.energieleben.at/warum-ist-der-hunger-so-nachhaltig/