Dieser Artikel wurde am 24. August 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Beim Nachdenken über eine nachhaltige Zukunft, die natürlich nur global gedacht werden kann, muss jeder von uns…
Dieser Artikel wurde am 24. August 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Beim Nachdenken über eine nachhaltige Zukunft, die natürlich nur global gedacht werden kann, muss jeder von uns Europäern kurz innehalten und einen Schritt heraustreten aus dem Chaos des Alltags, der täglichen Flut der Nachrichten und möglichst „neutral“ das Wirrwarr sortieren. Die Welt gerät scheinbar immer mehr aus den Fugen und alle netten Ideen, mit welcher Technologie, ob vegetarisch ernährt und in fair gehandelter Kleidung gewandet die Welt zu retten ist, ändern noch lange nichts an einem für eine wirklich nachhaltige Zukunft nötigen Bewusstsein. Es bleiben Maßnahmen, die ausschließlich in der Ebene der aktuellen und ganz spezifisch persönlichen Interaktion im Paradies Europa gedacht und in Wahrheit niemals wirklich konsequent und wirklich sinnvoll umgesetzt werden. Alle staatlich geförderten Maßnahmen – wie die „Energiewende“ – und alle kleinen persönlichen „Insellösungen“ scheitern gerade aktuell daran, dass sich der „Westen“ seit 2001 – mal wieder – im Krieg befindet.

Die harten Fakten: Klimawandel, Umweltzerstörung, Sklavenarbeit, Hunger

Auslöser der Krisen des 21. Jahrhunderts war das klamme spanische Königshaus Ende des 15. Jahrhunderts, das sein Söldnerheer bezahlen musste und einen Seeweg nach Indien – und China – suchte, der frei von den Zöllen in Arabien und der Kontrolle Venedigs war. Zufällig stieß dabei Christoph Kolumbus auf den bis dato unbekannten Kontinent Amerika und dessen unentdeckte Schätze. Bei der Jagd nach Silber und Gold begann hier die Geschichte bis dahin ungeahnter Brutalität und Grausamkeit, die sich bis heute fortsetzt und in Gestalt der IS gerade – scheinbar – auch die alten Imperialisten, die alten Kolonialmächte bedroht.
Endgültig global geworden ist der Kolonialismus in den letzten 150 Jahren, mit der Industrialisierung und dem unstillbaren Hunger nach Rohstoffen – insbesondere dem Erdöl. Waren es bis dahin noch die Mafia-Organisationen, die sich „Königshäuser“ nannten, die die treibende Kraft waren, sind es seither die immer gierigeren transnationalen Konzerne, die mit gesteigerter Brutalität nicht mehr nur die Menschen ausbeuten und zerstören, sondern auch die gesamte Mitwelt, letztlich den eigenen Planeten. Mit einer gnadenlosen Doppelmoral, ja einer offenbar völlig verdrehten Wahrnehmung nehmen die Menschen der alten Industrienationen diesen Terror, dessen Antreiber sie letztlich selbst sind hin. Die Gewalt, die ihnen aktuell entgegenschlägt, ist die Frucht, die sie selbst gesät haben (siehe u.a. Nacera Rech: Allahs Tränen, sowie alle Veröffentlichungen des gerade verstorbenen Journalisten Peter Scholl-Latour, Jean Zieglers uva). Dass sie selbst schon lange nicht mehr als Menschen in ihrem System leben, sondern zu „Humankapital“, also einem ökonomischen Faktor degradiert wurden, verschlimmert die Situation, nämlich das Gefühl der Verlorenheit und die unstillbare Sehnsucht, nach Anerkennung und wahrgenommen zu werden.

Die weichen Fakten: der Mensch sucht Harmonie und möchte in Frieden leben

Der Mensch möchte gekannt werden. Er braucht die Wahrnehmung und die Anerkennung in einer Gemeinschaft. Diese wird ihm in der „Ellbogengesellschaft“ der Industrienationen nicht mehr gewährt, zumindest nicht grundsätzlich und vorurteilslos. Vom Kindergarten an wird er genötigt, sich Anerkennung, Lob, ja einfache wahrgenommen zu werden zu erkämpfen, mit welchen Mitteln auch immer. Es gibt zwar – offiziell – Regeln, zum Beispiel in den Ideologien, den Religionen und aufgeschrieben auf Gesetzestafeln, von dem „Codex Hammurabis“ über die Bibel, den Koran und den Talmud oder eben eine inzwischen unübersehbare Flut von Gesetzestexten, Vorschriften und Verordnungen. Aber selbst die Vertreter der Ideologien und Religionen missachten ihre eigenen Regeln überall, wo es möglich ist, allen voran das „Christentum“.
Von all diesen Ideologien ist die lyrischste und im Grunde toleranteste der Islam, der in einem Text zur „Erschaffung“ der Frau und dem Respekt ihr gegenüber ganz anders klingt, als der in vielen Punkten ähnliche aber banale Stoff der christlichen Bibel: „Sei vorsichtig, wenn du eine Frau zum Weinen bringst, denn Allah zählt ihre Tränen. Die Frau wurde aus der Rippe eines Mannes erschaffen! Weder aus seinem Fuß, damit man über ihr laufen kann, noch aus seinem Kopf, damit sie über ihm steht. Aber von seiner Seite, damit sie gleich sind! Unter seinem Arm, um beschützt zu werden und neben seinem Herzen, um geliebt zu werden.“ Natürlich sind all diese Texte als Metaphern zu verstehen, als Bilder. Da das Denken in erster Linie über Bilder erfolgt, sollen diese an die ursprünglich harmonische, also friedliche und tolerante, eben altruistische Gemeinschaft erinnern, in der gerade wir Hominiden, als Verwandte der Primaten, in sozialer Hinsicht der Bonobo-Schimpansen über Millionen Jahre erfolgreich und nachhaltig gelebt haben.

Ist in Kriegszeiten keine nachhaltige Entwicklung möglich?

Etwa 20 Prozent der Menschen befinden sich derzeit in Kriegen oder bewaffneten Konflikten, müssen in „Staaten“ oder Regionen leben, in denen es nicht wirklich möglich ist, eine friedliche Zukunft zu planen. Das sind rund 1,5 Milliarden Menschen. Von diesen sind 50 Millionen auf der Flucht. Gleichzeitig werden über 20 Prozent der potenziellen Agrarflächen durch die Rohstoffgewinnung zerstört, während alle 3 Sekunden ein Mensch – hauptsächlich Kinder – an Hunger stirbt. Aber um die Rohstoffgebiete – natürlich um das damit zu verdienende Geld – wird letztlich gekämpft.
Wo und wann sollen also Menschen in diesen Ländern, in diesen Regionen eine Gelegenheit finden, ihr Leben zu ordnen und Konzepte umzusetzen, wie sie wirklich langfristig in Frieden miteinander und mit ihrer Mitwelt leben sollen? Die negative Energie, die die Ursache für all die Konflikte ist, kommt von außen und „zehrt“ an der positiven Kraft der Menschen. Ob es die Taliban sind, Afghanistans verlorene Generation (siehe: Sika Shakib: „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“), die aber nur mit Unterstützung vieler „Warlords“, also regionaler Stammesführer überhaupt ihren Krieg führen können, finanziert aus dem Drogenhandel mit den „Industrienationen“, oder die IS, genauso verlorene „Seelen“, aus vielen europäischen Ländern, Palästina und anderen arabischen Staaten, die genauso auf die Unterstützung regionaler „Fürsten“ angewiesen, ihre Kriegskasse aus dem Erdölhandel füllt. Die Wurzeln dieser blinden Wut liegen in Europa und den USA.
Wenn niemand mehr Drogen kaufen würde, wenn die Welt endlich auf Erdöl komplett verzichten könnte, müssten sich auch die Warlords, die Emire des Irak und natürlich auch Saudi Arabien und Katar auf ihre Regionen konzentrieren und ganz neue Konzepte zulassen. In Afghanistan sind bereits Projekte sehr erfolgreich, die Opiumbauern zu Ökolandwirten werden lassen. Regionale Gemeinschaftsprojekte in Europa und den USA geben der dortigen Jugend nachhaltige Perspektiven, bieten ihnen eine Heimat mit einer sicheren Zukunft und „Beachtung“.
Die Menschen können allen Kriegen selbst, ohne auf ihre „Herrscher“ und besonders die Konzerne Rücksicht zu nehmen, die Energie entziehen, sie einfach „im Regen stehen lassen“. Sie müssen sich nur zusammenschließen und ihre Heimat so autark wie möglich gemeinsam gestalten, ohne Drogen, ohne Öl und am Ende auch ohne eine dogmatische Ideologie oder Religion.
Stellen wir uns also – wieder einmal – vor, es sei Krieg, aber niemand geht hin!