Nach 1998, 1999, 2003, 2005 und 2010 gibt es nun Anfang 2011 den SECHSTEN Dioxinskandal in Deutschland. Aber bereits jetzt, wenige Wochen nach Bekanntwerden des Skandals, verschwindet das Thema schön langsam wieder aus den Medien.
Erstaunlich, wie schnell das Volk sich beruhigen lässt… oder vergisst der Mensch so schnell was er nicht wahrhaben möchte und lässt den Alltag seine Ängste vertreiben?
Was sind Dioxine und wie wirken sie im Körper?
Dioxine sind Umweltgifte, die besonders langlebig sind. Sie reichern sich beim Menschen besonders im Körperfett an und schlummern dort mit bislang unklaren Folgen. Manche Dioxine stehen im Verdacht Krebs zu verursachen, manche wurden von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) bereits 1997 als humankanzerogen (krebserzeugend für den Menschen) eingestuft. 90-95 % der Dioxine werden über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel davon über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Fische sind zwar oft höher mit Dioxin belastet, werden jedoch hierzulande nur in kleinen Mengen konsumiert.
Die Dioxinaufnahme vor und nach der Geburt ist je nach der mütterlichen Belastung sehr hoch. Durch das kindliche Essverhalten ist der Dioxingehalt im Blut von Kindern weit höher als der im Blut Erwachsener.
Das Vertrauen der Konsumenten wurde neuerlich erschüttert. Vor allem in die Kontrollorgane, denn das giftige Dioxin wurde nicht von staatlichen Futtermittelkontrolleuren entdeckt sondern vom Fettlieferant selbst, der alle drei Monate Proben zieht und die Dioxinbelastung sofort gemeldet hat. Trotzdem vergingen weitere Tage und Wochen, bis das Problem offiziell wurde. Doch da war es bereits zu spät. Das Futter war verfüttert, die Tiere geschlachtet und somit Eier und Fleisch bereits verkauft oder sogar gegessen.
Laboruntersuchungen haben ergeben, dass der Grenzwert für das Gift Dioxin deutlich überschritten wurde. Das getestete Fett ist überhaupt nicht für die Futtermittelherstellung geeignet. Über 4700 Betriebe wurden von den Behörden vorsorglich geschlossen. Eier und Fleisch darf vorerst nicht mehr verkauft werden.
Noch vor ein paar Tagen hieß es, dass Dioxin sei über altes Frittierfett, ein Vorstoff zur Biodieselproduktion, in das Futtermittel gelangt. Kleines Versehen sozusagen… Wenn die Produktion von Futter- und Industriefetten im gleichen Betrieb nicht erlaubt wäre, könnte so etwas gar nicht passieren!
Vielleicht sollte man sich aber nicht Gedanken darüber machen, wie das Dioxin ins Futtermittel gekommen ist, sondern ob man Tieren vielleicht überhaupt keine Fettabfälle füttern sollte!
Wie kann es dazu überhaupt kommen?
Das Problem in nordwesteuropäischen Ländern, ist, dass es einfach zu wenige staatliche Kontrollen für Futtermittelhersteller gibt. Wie sich wieder einmal gezeigt hat, reichen stichprobenartige Überprüfungen einfach nicht aus.
Dioxintests sind zeitaufwendig, teuer und daher auch selten. Werden verunreinigte Futtermittel gefunden, kommt es meist nur zu Belehrungen oder Abmahnung. Nicht abschreckend genug, meinen Konsumentenvertreter und fordern hohe Geld- oder auch Freiheitsstrafen.
Die deutsche Mischfutterindustrie wird also mangelhaft überwacht. Nicht viel anders sieht es aber auch in anderen europäischen Ländern wie z.B. Belgien oder Irland aus, die ebenso schon von Dioxinskandalen erschüttert wurden. Grund ist, dass dort bei der Tiermast mit Fertigfutter ausschließlich industriell gefertigtes Futter eingesetzt wird. Welche Stoffe dem Fertigfutter beigemengt werden, obliegt der Futtermittelfirma. Was dabei herauskommt… siehe Überschrift dieses Artikels.
Anders in Österreich
In Österreich erzeugen die Bauern das Futter für die Schweinemast in der Regel selbst. Zu vier Fünftel besteht das Futter aus Getreide, welches auf den heimischen, meist sogar hofeigenen Feldern geerntet wird. Weil das Getreide auch am Hof gelagert und weiterverarbeitet wird, ist eine Kontamination mit Dioxin auszuschließen.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!
Wird der Bürger durch entsprechende staatliche Kontrollen nicht ausreichend geschützt, heißt es wie so oft selbst Augen und Ohren offen zu halten. Doch mangels Zugang zu entsprechenden Informationen ist das nicht so einfach und teilweise gar nicht machbar. Bei Fleisch, Milch und Eiern können wir die Herkunft nachvollziehen. Anders sieht es hingegen bei weiterverarbeiteten Produkten aus. Denn hier endet die Transparenz! Welche Butter wurde für meinen Kuchen oder die leckeren Kekse verwendet? Woher stammen die Eier in der Mayonnaise?
Fleisch überhaupt zu meiden, wäre ein großer Beitrag zum Klimaschutz, gegen den Welthunger, zur eigenen gesunden Ernährung und nicht zuletzt für den Tierschutz.
Skandal breitet sich aus
Britische Behörden versuchen Produkte ausfindig zu machen, die mit Eiern aus Deutschland hergestellt wurden, was sich als sehr schwierig erweist. Denn gutgläubig wurden in den Niederlanden Eier gekauft, die, wie sich nachträglich herausstellte, aus Deutschland importiert wurden. So geht’s auch…
Österreich hat kein Importverbot für deutsche Produkte erlassen. Laut Gesundheitsministerium ist “ein Importverbot aufgrund der derzeitigen Nicht-Betroffenheit nicht geplant” Ach ja! Wir warten erst, bis wir richtig betroffen sind!
Angeblich versorge sich Österreich mit Eiern ja großteils selbst. Großteils… hmmm! Und der Rest? Um sich eine Vorstellung von der “Restmenge” zu machen: Laut Daten von
“>Statistik Austria hat Österreich vergangenes Jahr allein von Jänner bis Oktober sage und schreibe 130 Millionen Eier aus Deutschland importiert! Ebenso fanden 27,9 Kilotonnen Geflügel ihren Weg von Deutschland in die österreichischen Regale.
Deutsche Produkte, österreichische Produkte… Sicher kann man sich leider nie sein, denn auch “österreichische Eier” kommen nicht immer aus Österreich wie der Fall der Schummel-Eier gezeigt hat. Vielleicht werde ich mir bald selbst ein paar Hühner im Garten halten…
Bildquellen:
Artikelbild Eier Hexe – Petra Hegewald, pixelio.de
Artikelbild Dioxin Fleisch: Gerd Altmann/dauni, pixelio.de
Artikelbild Dioxin Ei – Gerd Altmann/myself, pixelio.de
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