Fast alle IT-Konzerne haben inzwischen Programme aufgelegt, um ihre Infrastruktur und ihre Produkte zunehmend mit Ökostrom zu betreiben und produzieren können. Großflächige Photovoltaik-Anlagen neben Rechenzentren, Beteiligungen an Windfarmen und ähnliches sind gang und gäbe.
In meinem letzten Artikel habe ich in einem Abriss über die Investorentätigkeit von IT-Managern in Firmen am Erneuerbare-Energie-Sektor geschrieben.
Den Schritt in die Produktion eigener stromproduzierender Systeme hat bisher aber noch kein Konzern gewagt.
Am 27.12.2012 hat das US-Patentamt einen Antrag veröffentlicht, den der Konzern Apple am 23. Juni 2011 eingereicht hat unter dem Titel: “On-Demand Generation of Electricity from Stored Wind Energy“; Erfinder: Jean L. Lee. Frei übersetzt: Bedarfsorientierte Stromproduktion aus gespeicherter Windenergie. Nichts weiter als eine Lösung des immer größer werdenden Problems: Wie erzeuge ich grundlastfähigen Strom aus erneuerbaren Quellen? Bisher war das – Wasserkraft und Geothermie ausgenommen – im wesentlichen Atom- und CO2-Schleudern vorbehalten.
In der Patentschrift geht Apple auf das Problem ein, dass die bestehende Technologie zur Windenergie-Erzeugung üblicherweise kinetische Energie (aka.: Wind) in mechanische Energie (die von Don Quixote gejagten Windmühlen) und oder Elektrizität wandelt. Durch die direkte Kopplung des Generators an das Windrad ist eine Speicherung der erzeugten Enerige nicht möglich, die Menge der Stromproduktion ist abhängig vom Wind, nicht vom Bedarf. Andere Energieformen mögen daher nötig sein, um die Schwankungen in der Produktion auszugleichen, schreibt Apple. “Hence, what is needed is a mechanism for mitigating variability and/or intermittency associated with the production of electricity from wind energy.” Was gebraucht wird, ist ein Mechanismus, der die Variabilität und oder Periodizität abmildert, der mit der Stromproduktion mit Windenergie assoziiert wird.
Apple löst das Problem, in dem die Rotationsenergie der Windmühle nicht direkt in Strom umgewandelt wird, sondern vorerst in Wärme. Die kann einfach gespeichert und erst bei Bedarf in Elektrizität konvertiert werden. Der Wind bewegt an das Windrad mechanisch gekoppelte Paddel, Impeller oder ähnliches in einer Flüssigkeit mit geringer Wärmekapazität. Die dabei entstehende Reibungswärme wird von der Flüssigkeit selbst aufgenommen und über einen Wärmetauscher an eine zweite Komponente abgegeben, die einen Generator betreiben kann. Da die Wärme in der ersten Komponente gespeichert werden kann, wird eine Stromproduktion relativ unabhängig von gerade herrschenden Windverhältnissen möglich.
Wie jede Patentschrift ist auch diese ziemlich vage gehalten und geht auf keine Spezifika in der Ausführung eines solchen Windrades ein. Schon garnicht, ob Apple plant, das Patent jemals auch in einem Produkt zu manifestieren oder auch nur für interne Zwecke zu nutzen.
Fest steht, dass das Konzept die Komplexität eines Windrades erheblich erhöht – wenn auch aus einem sehr guten Grund.
- Alle Artikel von Martin Skopal
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