Nachdem wir bereits generell das Sammeln von Wildpflanzen, die Kräuter Giersch und Gundelrebe, die Bäume Buche und Eiche, sowie die Sträucher Sanddorn, Weißdorn und Schlehdorn in dieser Artikelreihe „Essbares aus Wald und Wiese“ behandelt haben, gibt es als Abschluss nochmal weitere Kräuter: Waldmeister und Rotklee.
Die Kräuter Waldmeister und Rotklee sind wahrscheinlich zumindest einigen Menschen ein Begriff. Wir können sie erkennen und bestimmen. Aber was was wir darüber hinaus noch alles mit diesen Pflanzen tun, wie wir sie nutzen können und was wir beachten müssen, werde ich hier näher beleuchten.
Waldmeister
Diese mehrjährige Pflanze finden wir hauptsächlich in Laubwäldern mit humösen, kalkhaltigen Böden. Außerdem mag der Waldmeister es nicht zu trocken, und benötigt im Sommer einen schattigen Ort. Er verbreitet sich nicht nur über Samen, sondern auch über Wurzelausleger, wodurch man ihn meist in größeren Mengen auf einem Fleck findet.
Erkennen
Der Waldmeister hat einen vierkantigen Stengel und wird etwa 20-25 cm groß. Seine Blüten sind klein, weiß, intensiv nach Heu duftend, und im Mai anzutreffen. Er wird als Frühblüher des Laubwaldes bezeichnet, da er zur Blüten- und Samenbildung auf Licht angewiesen ist, das zu einer späteren Zeit im Jahreslauf durch die Laubblätter der Bäume verwehrt wird.
Nutzung
Wohl die bekannteste Nutzung ist die Mai- oder Waldmeisterbowle oder die Zugabe bei Likören. Wir können ihn aber in genauso kleinen Mengen auch für Puddings, Gelees, Mischsirupe, Obstsuppen und Obstsalate verwenden. Nutzen können wir dabei sowohl die Blätter als auch den ganzen überirdischen Teil der Pflanze – vor und während der Blüte geerntet.
Generell ist bei dieser Pflanze zu beachten, dass das im frischen Waldmeisterkraut enthaltene Cumarin Kopfschmerzen verursachen kann. Im verwelkten bzw. getrockneten Kraut hat sich der Stoff großteils verflüchtigt und vor der Blüte gesammelt ist der Cumaringehalt generell niedriger. Dennoch müssen wir sehr genau auf die Dosierung achten.
Beim Verarbeiten von Waldmeister gibt es diverse Rezepte. Ihnen ist jedoch gemein, dass wir das Kraut nur relativ kurz oder gar nicht in der Flüssigkeit ziehen lassen sollen. Hier unbedingt die Quellen gut prüfen und das Rezept genau lesen.
Wirkung
Wir sollten nicht zu viele Gerichte hintereinander mit Waldmeister essen, da er die Blutgerinnung hemmt, und bei Frauen die Regelblutung auslösen kann. Auch innerhalb einer Bowle oder einem Waldmeister-Tee ist es wichtig, dass wir auf die Dosierung achten.
Gezielt eingesetzt, hat er jedoch vielseitige Verwendung als Heilkraut, wenn man weiß, wie man ihn verarbeiten und in welchen Dosen man ihn einsetzen muss. Außerdem kann er zum anlocken von Motten (für eine Falle) oder als Tabak (gemischt mit anderen Kräutern) verwendet werden.
Rotklee
Der Rotklee ist ebenfalls eine mehrjährige Pflanze, die sogar bis zu 50 cm hoch werden kann. Er mag wenig gedüngte, sonnige bis halbschattige Wiesen, die nicht zu trocken sind. Die Besonderheit ist, dass er – wie alle Schmetterlingsblütengewächse – mit Hilfe der Knöllchenbakterien an seinen Wurzeln den Boden mit Stickstoff anreichert.
Erkennen
Die Blätter sind eiförmig und meist in Dreiergruppen angeordnet, wobei sie häufig eine hellere, pfeilartige Färbung in der Mitte des Blattes besitzen. Ab Mai trägt der Rotklee zahlreiche Blütenstängel, wobei die Blüte rosa gefärbt ist, und mit seiner außergewöhnlichen Form sehr einfach zu bestimmen ist.
Nutzung
Hauptsächlich verwenden wir beim Rotklee die aus dem Blütenkopf gezupften Einzelblüten, da sie reich an Nektar und daher süß schmeckend sind. Sie können für Salate, Aufstriche, belegte Brote verwendet werden, und sind sowohl optisch als auch kulinarisch eine wunderbare Ergänzung.
Auch die Keimlinge und Sprossen, sowie die ganz jungen, gerade entfaltenden Kleeblättchen im frühen Frühjahr sind essbar und können ebenfalls für Salate oder ähnliches verwendet werden.
Wirkung
Rotklee enthält unter anderem Gerbstoffe und Isoflavone. Letztere werden etwa bei Wechselbeschwerden eingesetzt. Beim normalen Verzehr (in nicht übermäßig großen Mengen) ist jedoch nichts spezielles zu beachten was die Dosierung angeht, da keine speziellen Nebenwirkungen bekannt sind.
Fazit
Die gesamte Artikelreihe „Essbares aus Wald und Wiese“ hat mich nochmal daran erinnert, wie vielfältig auch die Natur in unseren Breitengraden ist. Sobald wir uns wieder ein bisschen mehr damit beschäftigen, was wir essen und wie, öffnen sich so einige Türen zu einer reichen Auswahl an Geschmäckern, die wir großteils vergessen hatten. Und nebenbei ist es meist auch noch ein Augenschmaus.
Quellen
Essbare Wildpflanzen aus dem Hausgarten (Marlies Ortner)
Nahrhafte Landschaft 2 (Michael Machatschek)
https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Rotklee.html