Wie können wir eine wirklich vielfältige Naturlandschaft schaffen durch gezieltes verwildern?
Dieser Artikel wurde am 7. Oktober 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Immer öfter wird vom Trend geredet, den Garten verwildern zu lassen, damit er mehr Lebensraum für Insekten und auch andere kleine Tiere bieten kann. Diese haben durch die Verbauung und starke „Zivilisierung“ der Gärten mehr und mehr an Rückzugsorten verloren.

Man könnte daher meinen, dass es zu 100% nachhaltig ist, jegliche Grünflächen und Gärten einfach sich selbst zu überlassen. Verwahrlosen ist aber nicht unbedingt mit verwildern gleichzusetzen. Was passiert, wenn wir Flächen ohne jeglichen menschlichen Einfluss sich selbst überlassen? Und wo ist es sinnvoll, vielleicht doch auch einzugreifen und wie?

Das Ziel

Bei der Frage, ob wir eine Grünfläche wieder mehr verwildern lassen wollen ist zunächst vor allem die Frage, was wir uns dadurch erhoffen oder wünschen.

  • Geht es darum, die Artenvielfalt zu unterstützen?

  • Wollen wir konkret seltenen einheimischen Pflanzen, die genau in dieser Gegend gut gedeihen die Möglichkeit geben, dass sich ihr Bestand wieder erholt?

  • Wollen wir die Pflanzenvielfalt auch nutzen für Tees, Salate oder sonstige Köstlichkeiten?

  • Oder wollen wir einfach nur wenig Arbeit mit unserem Garten, und dennoch einen schönen Anblick?

Je nach Wunschziel sind durchaus unterschiedliche Schritte notwendig.

Wenn wir im Herbst einen Laubhaufen im Garten liegen lassen, bieten wir dadurch den Igeln in der Umgebung eine Behausung. – Photocredit: pixabay.com/Alexas_Fotos

Beim Verwildern zu beachten

Zusätzlich zum Ziel ist auch zu beachten, welche Voraussetzungen wir auf einem Grund vorfinden. Im Beitrag So lässt du deinen Garten verwildern findest du einige praktische Tipps zur Umsetzung. Wenn aber etwa invasive, sich stark verbreitende Pflanzen auf der Fläche zu finden sind, ist ein reines „den Garten sich selbst überlassen“ nur mäßig sinnvoll.

Egal ob es sich um Neophyten handelt oder nicht. Wenn sie keine oder kaum natürliche Fressfeinde haben, die sich dort angesiedelt haben, so könnte mehr menschlicher Eingriff notwendig sein als wir denken.

Wofür ist Pflege notwendig?

Unabhängig welches Ziel wir mit einem renaturierten oder „verwilderten“ Garten verfolgen, sind einige Dinge zu berücksichtigen. Im Grunde geht es darum, dabei zu unterstützen, ein natürliches, sich selbst stützendes und stabilisierendes Ökosystem zu schaffen. Hier können einige Prinzipien und auch praktische Umsetzungstipps der Permakultur sehr gut weiterhelfen.

Wenn wir mit dem Rasenmäher einfach über alles drüberfahren, beschneiden wir uns selbst und den Pflanzen und Tieren durch weniger Artenvielfalt. – Photocredit: pixabay.com/Rudy and Peter Skitterians

Extensive Gartenpflege kann sich dabei in sehr unterschiedlichen Formen ausdrücken, und muss nicht zwangsweise wenig Aufwand für uns bedeuten. Es kann das bewusste Integrieren von einheimischen Arten sein, die sich in dem Boden besonders wohl fühlen. Oder wir setzen Pflanzen, die Fressfeinde anderer Pflanzen abwehren, oder auch Fressfeinde von Fressfeinden einladen, wie etwa den Marienkäfer.

Ein weiterer Aspekt der Pflege unserer natürlichen Grünfläche kann aber eben auch sein, dass wir aktiv beitragen beim regelmäßigen Schneiden der invasiven Pflanzen wie Robinie, Topinambur oder Essigbaum. Wenn wir uns aber genauer mit der Fläche und ihren aktuellen und zukünftigen Bewohnern beschäftigen, kann ein menschlicher Eingriff in einigen Fällen vermieden werden.

Gesetzliche Einschränkungen

So schön und romantisch diese Vorstellung klingt, so gibt es dennoch auch diverse gesetzliche Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen. Welche Pflanzen du auf deinem Grundstück hast, darfst du grundsätzlich frei wählen. Du musst etwa in einigen Gegenden dafür sorgen, dass die Pflanzen frei von Krankheiten und Schädlingen sind, falls sich diese auf Pflanzen der Nachbarn verbreiten könnten. Samenflug bei „Unkraut“ muss von den Nachbarn jedoch meist geduldet werden.

Efeu ist eine rankende Pflanze, die sich schnell verbreitet, und auch mal bis zum Nachbarn wachsen kann, wenn wir nicht darauf achten. – Photocredit: Elisabeth Demeter

Breiten sich Kletterpflanzen, Büsche oder Bäume zu weit aus und wandern zum Nachbarn, kann dies jedoch Probleme geben. Genauere Vorgaben müssen beim jeweiligen Bundesland eingeholt werden.

Fazit

Einen Garten oder eine Grünfläche bewusst renaturieren und verwildern zu lassen kann durchaus auch in einiger Arbeit ausarten. Vor allem wenn einem Artenvielfalt und ein gesundes Ökosystem wichtig ist. Daher ist ein reines „den Garten vollständig sich selbst überlassen“ nur in den seltensten Fällen wirklich zielführend. Stecken wir jedoch zu Beginn ein wenig Arbeit in das bewusste verwildern, und achten darauf, dass eine gesunde Balance der Arten sich entwickelt, wird über die Jahre immer weniger Eingriff und Pflege notwendig sein, und können wir unseren wilden, vielfältigen Garten mehr und mehr genießen.

Quellen

energieleben.at: Mit diesen Tipps lässt du deinen Garten verwildern
mein-schoener-garten.de: Verwilderter Garten der Nachbarschaft
oesterreich.gv.at: Störungen durch Nachbarn
gaius.legal: Unkraut im Garten wenn alles wächst wie es will