Vier osteuropäische Länder planen derzeit den Bau von Atomkraftwerken, diese Länder sind Polen, Ungarn, die Slowakei und Tschechien. Die gemeinsame Nettoleistung der in Planung befindlichen AKW-Projekte in diesen Ländern beläuft sich auf 15,6 GW. Dies entspricht der Leistung aller Atomkraftwerke, die in unserem Nachbarland Deutschland zwischen 2011 und 2022 abgeschaltet wurden und werden. Laut einer Studie die von Greenpeace Energy beim Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool in Auftrag gegeben wurde, könnten diese vier Länder die gleiche Versorgungssicherheit mit erneuerbaren Energien erreichen und das sogar zu geringeren Kosten.
In der Studie werde die Kosten für die geplanten AKWs mit denen eines steuerbaren Produktionssystem für erneuerbare Energien verglichen. Ein verlässliches und smartes System besteht aus einer Kombination aus Wind- und PV-Anlagen. Diese sollten auch mit Elektrolyseuren gekoppelt sein, welche Überschussenergie in Wasserstoff umwandeln und speichern (Power to Gas). Der Wasserstoff kann bei späterem Bedarf wieder in Energie umgewandelt werden. Um Versorgungsicherheit gewährleisten zu können, würden die vier osteuropäischen Länder circa 85 GW an Energieleistung benötigen, die optimal aufgeteilt sein sollten. In allen Ländern, außer der Slowakei, wäre ein Anteil von 70 bis 80 Prozent Windenergie ideal, die restlichen 20 bis 30 Prozent sollten aus Solarenergie gedeckt werden. In der Slowakei hingegen wäre ein Solaranteil von knapp über 40 Prozent ideal.
Laut der Brainpool Studie ist auch der Einsatz von Elektrolyseuren und Gaskraftwerken zur Steuerung der Versorgung notwendig. Wenn die vier Länder ein grenzüberschreitendes Gasnetz aufbauen und das Elektrolysegas je nach Bedarf verteilen, würden daraus große Kostenvorteile für alle erwachsen. Es könnten Stromerzeugungspreise von rund 100 Euro je Megawattstunde erreicht werden. Diesen Kosten werden in der Studie nun die der geplante AKW-Projekte gegenübergestellt. Die Länder selbst gehen von rund 80 Euro pro MWh aus, doch das ist laut der Brainpool Studie deutlich zu niedrig. Zieht man Hinkley Point in Großbritannien oder Flamanville in Frankreich als Referenzprojekt heran, kommt man auf einen Preis von bis zu 126 Euro pro MWh für die in Osteuropa geplanten AKW-Projekte. Berücksichtigt man nun auch noch die Kosten die bei AKW-Störfällen und durch die Entsorgung und Lagerung von Atommüll entstehen, haben erneuerbare Energien einen deutlichen Kostenvorteil. Mit der Studie appelliert Greenpeace Energy an die Regierungen der vier Staaten, ihre Kraftwerkspläne noch einmal einer genauen Prüfung zu unterziehen und sie zu überdenken.
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