Fotocredit: Pixabay/geralt
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Sie können schmerzhaft sein und bergen für Viele die Angst einer Niederlage in sich. Dabei steckt in Kompromissen eine große Chance für ein gutes Miteinander.
Dieser Artikel wurde am 9. Dezember 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Unser ganzes Leben beruht auf zwischenmenschlichen Beziehungen. Da es zu einer Beziehung aber meist zumindest zwei Partner bedarf und jeder Mensch ein Individuum ist, befinden wir uns ständig in einem Dilemma. Jede:r hat andere Bedürfnisse, eine andere Meinung und individuelle Empfindungen. 

Natürlich ist es hier möglich immer genau nur das zu machen, was einem zum persönlichen Vorteil verhilft. Doch auf die Dauer ist das nicht wirklich ratsam. Viel mehr Sinn macht es da, das Maximum aus einem gemeinsamen Weg herauszuholen. Denn dann kann aus dem Dilemma etwas ganz neues entstehen, ein ganz neuer Weg, auf dem nicht der individuelle Wille durchgesetzt wird. 

Fotocredit: Pixabay/Fxq19910504
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WAS IST EIGENTLICH EIN KOMPROMISS? 

Genau gesehen, ist es eine mögliche Lösung, bei der versucht wird allen Beteiligten im gleichen Maße ein Stück ihres Willens zuzuschanzen. Ich gebe ein bisschen von meinem Willen ab, dafür bekomme ich aber auch ein bisschen meines Willens. Oft es aber einfach so, dass gar kein echter Kompromiss gefunden wird, sondern eine Seite nachgibt und somit die andere vollständig ihren Willen bekommt. 
Der Wortstamm kommt aus dem lateinischen von “cum” und “promissum” – wörtlich übersetzt “zusammen Versprechen” also ein gemeinsames Versprechen, bei dem die Beteiligten einander versprechen, dass die jeweiligen Interessen respektiert werden. 

“Der Klügere gibt nach, der Esel fällt in den Bach” ist ein bekannter Spruch, bei dem es genau darum geht. Statt ein bisschen vom Willen abzugeben wird von einer Seite alles aufgegeben – damit das nicht zu schmerzhaft ist, rettet man sich mit damit, dass man als Klügere:r aus der Konfrontation heraus geht. 
In Beziehungen, in denen eine Seite dominiert, sagt die andere Seite vielleicht dann: “Ich muss in meiner Partnerschaft so viele Kompromisse eingehen, mein Partner aber bekommt immer seinen Willen”. Dabei ist das am Ende des Tages kein Kompromiss, weil nur eine Seite alles bekommt. 

Fotocredit: Pixabay/geralt
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Beispielsweise möchte eine Seite gerne einen Spaziergang machen, die andere Seite würde lieber ein Buch lesen. Ein Kompromiss wäre, dass ein gemeinsamer Spaziergang gemacht wird, der beispielsweise auf einer Bank mit einem guten Buch endet – oder noch feiner in einem gemeinsamen Picknick mit Lektüre. Jeder bekommt dann etwas von seinem Wunsch und beide Seiten haben gewonnen. Niemand muss sich benachteiligt oder dem anderen gegenüber überlegen fühlen. 

Aber wenn ein Kompromiss zur Folge hat, dass jede Seite das bekommt, was sie will, wieso scheuen wir diese Möglichkeit dann so sehr? 

Kompromisse haben wirklich einen sehr schlechten Ruf in der heutigen Gesellschaft, denn oft werden ihre Chancen nicht gesehen. Dazu kommt, dass ein Kompromiss auch immer ein Stück weit mit einem über den Tisch ziehen gleichgesetzt wird. In der heutigen Gesellschaft bekommen wir vorgezeigt, dass es total wichtig ist uns ständig gegen unsere Konkurrenz durchzusetzen. Der Gedanke, dass man in einer Gemeinsamkeit einen ganz neuen Weg entdecken kann, ist sehr weit weg. 

Eigentlich ist es so, dass wir Menschen alle aus einem sehr gleichen Stoff gemacht sind und alle das Bedürfnis nach Gemeinschaft haben, in Kooperation zu sein, gesehen und gehört zu werden. Wenn wir uns diese gemeinsamen Wahrheiten gegenseitig anerkennen, anerkennen wir einander auch Menschlichkeit.