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Was ist für dich der Unterschied zwischen spielen und lernen?
Dieser Artikel wurde am 10. Juli 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wenn deine Antwort in etwa war „spielen macht Spaß, lernen nicht“, dann bist du genauso aufgewachsen wie viele von uns. Wir haben als Kinder gespielt und dadurch gelernt. Irgendwann wurde uns erklärt, dass wir aufhören sollen zu spielen und stattdessen lernen sollen. Lernen ist ernsthaft und nicht dafür da, Spaß zu haben. Aber stimmt das wirklich? Wie haben wir gehen gelernt? Wie sprechen? Oder all die anderen Fähigkeiten, die wir uns angeeignet haben, bevor wir in die Schule kamen? War da nicht immer das Lernen mit Begeisterung verbunden?

Was ist Begeisterung?

Aber was ist diese Begeisterung eigentlich? Bei „spielen“ assoziieren viele Menschen irgendetwas ohne höheres Ziel außer vielleicht zu gewinnen. Außerdem ist es meist repetitiv und wirkt dadurch ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr so als würde man etwas lernen.

Für mich ist Begeisterung ein Funkeln in den Augen. Eine Faszination über ein Thema, wo man so schnell wie möglich etwas so gut wie möglich können oder wissen will. Man spürt eine innere Notwendigkeit, ein Verlangen, einen Sog. Auch im begeisterten, spielerischen Lernen kann (und ist oft) sehr viel Ehrgeiz und Anspruch an hohe Leistung vorhanden. Dies ist aber vor allem ein inneres Gefühl, das nicht durch einen äußeren Druck erzeugt wird.

Aus der Wissenschaft

Die Gehirnforschung generell, und Gerald Hüther speziell, hat in den letzten Jahren einige spannende Erkenntnisse gesammelt. Zwei aus meiner Sicht sehr wesentliche Aspekte sind die, dass das Gehirn nicht irgendwann aufhört zu wachsen, und man auch im hohen Alter noch Neues lernen kann. Der aber vielleicht noch viel wesentlichere Aspekt ist, dass bei Begeisterung und Freude neuroplastische Botenstoffe im Hirn ausgesendet werden, die wie ein Dünger für die wachsenden Verbindungen im Gehirn wirken. Es zeigt also, dass man besser und schneller lernt, wenn man von dem Thema begeistert ist.

Keine Schule?

Seit dem Film alphabet ist Andre Stern der wohl bekannteste Mensch in Europa, der nie in der Schule war. Seine Eltern haben ihn beim Wachsen unterstützt wo es ging, und wo sie nicht mehr weiter wussten, haben sie ihn zu anderen Menschen gebracht. Er wurde also nicht einfach mit dem gleichen Stoff und Vorgaben des Schulplans zuhause von seinen Eltern unterrichtet, sondern hat das gelernt, was ihn zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben gerade begeistert hat. Das konnte sehr viel Selbststudium sein, war aber auch damit verbunden, jeweils zu den Menschen zu gehen, die genau diese Tätigkeit gemacht haben, bzw. das Wissen und die Erfahrung hatten. Egal ob es das Mähdreschen, Pizzabacken oder Gitarrenbauen war. Diese Art, heranwachsende Menschen beim Lernen zu unterstützen wendet er nun auch bei seinen eigenen Kindern an, und gibt sein Wissen auch an andere weiter.

Lernen und spielen ist etwas für Kinder…

Beim Thema Lernen und spielerischem Lernen wird meist nur von Kindern geredet. Aber betrifft es wirklich nur die Kinder? Was ich beobachtet habe – speziell durch die Entwicklungen der letzten paar Jahrzehnte – ist, dass das Lernen ein Thema für jede Altersgruppe ist. Und wieso sollten wir als Erwachsene nicht auch noch Spaß am Lernen haben dürfen? Ich für mich erkenne immer wieder, wie ich diese hilfreichen Informationen über das Lernen auch jetzt noch sehr oft und gut anwenden kann.

Fazit

Ich lerne sehr gerne bei unterschiedlichsten Themen dazu. Ich habe jedoch bemerkt, dass ich das Gelernte ganz anders behalten kann, wenn ich besonders dafür brenne, bzw. wenn es für mich wichtige Fragen beantwortet. Außerdem hilft es, wenn ich es am besten auch gleich ausprobieren und anwenden kann. Wenn ich den Raum habe, Fehler machen zu dürfen, wenn es keine Ansprüche gibt, die zu erfüllen sind, bekommt es einen spielerischen Charakter und ich lerne viel intensiver und auf allen Ebenen – nicht nur auf der kognitiven.

Das benötigt natürlich auch Geduld, wenn man sich daran hält, nur dann zu lernen, wenn man gerade begeistert ist. Das kann täglich und stündlich durchaus sehr unterschiedlich sein, auch wenn ich ein längerfristiges Ziel verfolge. Aber aus meiner Sicht ist es das absolut wert!

 

Weiterführende Quellen:

http://www.gerald-huether.de/
http://derstandard.at/2000025297218/Hirnforscher-Huether-Viel-wichtiger-als-Wissen-ist-Erfahrung
http://www.andrestern.com/de.html
http://derstandard.at/1381369725073/Ich-haette-keine-Zeit-gehabt-fuer-die-Schule
http://www.alphabet-film.com/

Bildquelle:

pixabay.com / cherylt23