Rudi Konar (links) gemeinsam mit Alexander Kaiser, mit dem er die Herrmann Strandbar in Wien betreibt. Fotocredit: © Marlene Fröhlich
Rudi Konar (links) gemeinsam mit Alexander Kaiser, mit dem er die Herrmann Strandbar in Wien betreibt. Fotocredit: © Marlene Fröhlich
Wenn es um Nachhaltigkeit in Sachen Gastro geht, kommt man in Wien um Rudi Konar nicht umhin. Wir haben den Inhaber der Herrmann Strandbar zum Interview getroffen und den Profi in Sachen ressourcenschonender Gastro befragt, wie sein Umweltengagement zustande kam.
Dieser Artikel wurde am 20. August 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wer hier mit einem liebevoll zubereiteten Mojito in der Hand im Liegestuhl döst und dabei mit den Zehenspitzen verträumt Figuren in den Sand malt, der kann schon einmal leicht vergessen, dass er sich inmitten des Zentrums einer Millionenmetropole befindet. Hunderte Tonnen Sand sorgen in der Herrmann Strandbar für ein Strandfeeling direkt am Wiener Donaukanal – und das seit 2005. Es ist also schon über 15 Jahre her, dass Rudi Konar mit der von Conde Nast unter die Top Ten der internationalen Bars gewählten Strandbar den Wienerinnen und Wienern so etwas wie permanent verfügbares Urlaubsfeeling im Sommer bei köstlicher Kulinarik, hervorragenden Cocktails und einprägsamen Events ermöglicht hat. Jahre, in denen die Bar zahlreich Projekte gesehen und in denen sich ungemein viel entwickelt hat. Vor allem im Punkto Nachhaltigkeit. Wir haben mit dem Strandbar-Gründer und Gastro-Nachhaltigkeits-Profi Konar darüber gesprochen.

Herr Konar, sowohl sozial als auch umwelttechnisch und wirtschaftlich haben Sie sich mit der Herrmann Strandbar ganz dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben. Wie kam das eigentlich?

Konar: „Das hat schon 2012 angefangen. Da sind wir auf ÖkoBusiness Wien aufmerksam geworden. Das ist ein Umweltprogramm der Stadt, das Unternehmen dabei unterstützt, nachhaltige Schritte zu setzen und das Umweltschutz in Verbindung mit nachhaltigem Wirtschaften ims Fokus hat. Wir haben uns dann intensiv mit dem Thema Ressourcenschonung auseinander gesetzt und dann beispielsweise alle unsere Beleuchtungskörper auf LED umgestellt, Bewegungsmelder im Lager angebracht und auch eine Wärmerückgewinnung zur Warmwasserbereitung für die WC-Anlagen Installiert. Für diese Maßnahmen im Bereich der Energie-Effizienz sind wir auch schon zwei Mal als ÖkoBusiness Unternehmen ausgezeichnet worden.“

Seit 2012 liegt der Fokus der Strandbar Herrmann zunehmend auf dem Thema Nachhaltigkeit. Fotocredit: © Nitsch Wallner
Seit 2012 liegt der Fokus der Strandbar Herrmann zunehmend auf dem Thema Nachhaltigkeit. Fotocredit: © Nitsch Wallner

Das ist ja an sich schon eine sehr wertvolle Auszeichnung. Aber Sie haben es dabei nicht belassen, sondern das Thema weiterverfolgt. Warum?

Konar: „Wir haben uns entschieden, dass wir das Thema näher kennenlernen wollen. Mit den ersten ursprünglichen Maßnahmen waren wir insofern auch sehr erfolgreich, weil unsere Mitarbeitenden das von Anfang an mitgetragen haben. Seither hat sich das Bewusstsein für das Thema der nachhaltigen Gastro immer mehr im Betrieb entwickelt. Wir schauen sehr bewusst auf die Ressourcen, die wir verwenden. Im Sinne des Unternehmens, um Kosten zu sparen, und im Sinne der Umwelt, um Müll und Emissionen zu sparen.“

Deshalb ist ÖkoBusiness auch nicht Ihre einzige Auszeichnung in Sachen Umweltschutz,  richtig?

Konar: „Richtig. 2019 haben wir auch das Umweltzeichen der Republik Österreich erhalten. Das war auch deshalb möglich, weil wir schon recht früh mit dem Thema Nachhaltigkeit begonnen haben und deshalb viele weitere Maßnahmen sukzessive implementieren konnten. Da gab es laufend Optimierungen. Wir haben beispielsweise unsere Einweg-Karton-Tabletts durch wiederverwendbare ersetzt, wodurch wir jährlich 60.000 solcher Einweg-Tabletts eingespart haben. Durch den Umstieg auf Ketchup- und Mayonnaise-Portionierer haben wir rund 75.000 Einzelpackungen pro Jahr gespart und wir haben von Plastik- auf Holzbesteck sowie von Einweg- auf Mehrwegbecher umgestellt.“

War das teuer? Man hört ja oft, dass die Umstellung auf nachhaltige Unternehmensstrukturen so kostenaufwändig wäre. Wie sieht das aus Ihrer unternehmerischen Sicht aus?

Konar: „Das ist ein Argument, das ich nicht nachvollziehen kann. Ich weiß nicht, wie man darauf kommt, dass die nachhaltige Variante immer die teurere sein muss. Aus meiner Erfahrung ist es meistens nicht so. Man spart sich im Gegenteil oft sogar noch etwas. Kürzlich hat ein Mitarbeiter beispielsweise eine geniale Konstruktion vorgeschlagen, mit der unsere Toiletten künftig mit dem Wasser gespült werden, das beim Händewaschen als Abwasser anfällt. Das ist nicht nur im Sinne der umweltbetreffenden Ressourceneinsparung eine wertvolle und nachhaltige Maßnahme, sondern dadurch reduzieren sich sogar noch unsere Kosten. Dass die nachhaltige Variante nicht die teurere sein muss, zeigt sich auch bei den Handtüchern. Als ich mir einmal ganz bewusst angeschaut habe, dass wir jedes Jahr eine Tonne Papierhandtücher verbrauchen, hat mich diese Vorstellung fertig gemacht. Da musste einfach was geschehen und da sind die elektrischen Händetrockner jetzt die deutlich ressourcenschonendere Variante, vor allem, da wir ohnehin ausschließlich Öko-Strom beziehen.“

Ein wundervoller Sonnenuntergang, Zehen im Sand: So lässt sich das Gastroleben nachhaltig genießen. Fotocredit: © Robert Nitsch
Ein wundervoller Sonnenuntergang, Zehen im Sand: So lässt sich das Gastroleben nachhaltig genießen. Fotocredit: © Robert Nitsch

Gibt’s dann trotzdem auch noch Varianten, wo Sie sagen, da hat die Nachhaltigkeit durchaus ihren Preis?

Konar: „Ja tatsächlich, da gibt es manchmal schon wiederum sehr überraschende Themen. Ich wollte eigentlich unser altes Betriebsauto, das wir für Lieferfahrten brauchen, ganz ersetzen und habe mir CarSharing-Modelle für Lieferautos angesehen. Das hat mich ehrlich gesagt geschreckt, mit welchen Summen man da rechnen muss, wenn man sich ein Lieferauto für die Zeit ausleiht, die wir benötigen. Das geht in die Tausende von Euros. Das wäre wirtschaftlich alles andere als nachhaltig. Darum müssen wir da jetzt anders denken und ich prüfe gerade, ob wir den Firmenlieferwagen durch ein Elektroauto ersetzt könnten, das vielleicht durch unseren eigenen Solarstrom aufgeladen werden kann.“

Eigener Solarstrom? Wie ist das gemeint?

Konar: „Ich habe tatsächlich gerade den Einreich-Antrag für eine hauseigene Solaranlage vor mir liegen. Wir möchten eine Photovoltaikanlage auf dem Pavillon installieren und eine weitere Anlage mit innovativen, flexiblen Modulen auf der Hauptbar errichten. Weil wir vorhin von teuer gesprochen haben: Bei den Solaranlagen ist es wie mit einigen anderen nachhaltigen Anschaffungen auch – man muss schon zu Beginn manchmal etwas investieren, um sich letztlich etwas zu sparen. Gerade bei den Solaranlagen habe ich das noch einmal im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit neu prüfen lassen. Angeblich soll sich die Investition schon innerhalb von neun Jahren amortisieren.“

Das klingt alles nach sehr viel Einsatz für einen nachhaltigen Gastrobetrieb. Was ist da Ihr Beweggrund? Alles fürs Image? 

Konar: (lacht) „Natürlich ist Image für einen Betrieb immer ein wichtiger Faktor. Aber für mich als Mensch ist Nachhaltigkeit eine Art von Selbstverständlichkeit. Und klar würden wir uns freuen, wenn wir in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein Vorbild sein könnten. Aber ob wir das nun auch wirklich sind, das müssen andere beurteilen. Was mich persönlich im Sinne der Nachhaltigkeit noch besonders freut, ist, dass wir das ganze Gelände der Herrmann Strandbar grün aufgewertet haben. Es schaut jetzt bei uns schon deutlich grüner aus als noch vor zehn Jahren. Da war vorher gar nichts. Wir haben das, was die Biber übrig gelassen haben, gehegt und gepflegt, haben uns um Bäume und Planzen gekümmert und damit jetzt eine grüne Oase am Donaukanal geschaffen.“ 

„Grüne Oase am Donaukanal“ – so nennen die Betreiber die Bar gelegentlich auch. Fotocredit: © Amelie Chapalain
„Grüne Oase am Donaukanal“ – so nennen die Betreiber die Bar gelegentlich auch. Fotocredit: © Amelie Chapalain

Nachhaltigkeit ist bei der Herrmann Strandbar ja nicht nur auf Umweltschutz beschränkt. Auch soziale Nachhaltigkeit scheint ein großes Thema für Sie zu sein.

Konar: „Ja, das ist uns auch ein großes Anliegen. Wir haben beispielsweise seit jeher soziale Dienste für die Strandreinigung engagiert, wie beispielsweise Jugend am Werk. Und wir haben insgesamt schon rund 18.500 Euro an karitative Einrichtungen gespendet, die wir mit unserer Aktion Chair-ity sammeln konnten. Da muss ich aber vor allem auch unseren Gästen danken, die uns unsere Liegestühle für den guten Zweck am Ende der Saison abkaufen. Und unsere Gäste können uns künftig quasi auch zwingen, noch mehr Geld für den guten Zweck auszugeben. Mit unserer entwickelten App können Kundinnen und Kunden jetzt Punkte in Form von Sandkörnern sammeln, mit denen man Freigetränke bekommt. Sie können sich aber auch entscheiden, ihre Punkte stattdessen zu spenden. Dann lösen wir sie ihnen ab und spenden den Wert an wohltätige Organisationen und Projekte.“ 

Die Herrman Strandbar, die nach Emmanuel Herrmann – dem Erfinder der Postkarte – benannt ist, hat unter der Woche von 14:00 Uhr bis 02:00 Uhr geöffnet und öffnet an Samstagen, Sonn- sowie Feiertagen von 10:00 Uhr bis 02:00 Uhr. Am Samstag, Sonntag und Feiertag gibt’s in der Strandbar auch einen Brunch, der in Büffetform von Habibi&Hawara zubereitet wird. Inklusive Kasperltheater für die Kleinen. Welche Veranstaltungen von Yoga bis Musik die Herrmann Strandbar im Sommer sonst noch bietet, könnt ihr direkt auf der Website verfolgen: https://www.strandbarherrmann.at 

Fotocredits: © Marlene Fröhlich, Nitsch Wallner, Robert Nitsch, Amelie Chapalain


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