Felix Kybart im Interview.
Dieser Artikel wurde am 2. Juni 2017 veröffentlicht
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In den kommenden Monaten testet die oberösterreichische Firma MAN für verschiedene Einsatzgebiete E-Lkw. Bis zu 200 Kilometer soll die Reichweite der Fahrzeuge laut Plan betragen. Felix Kybart, Leiter Alternative Antriebe bei MAN Truck & Bus spricht im Interview über Grenzen und Möglichkeiten der E-Lkw.

 

 

Die Firma MAN testet heuer noch neun E-Trucks im innerstädtischen Gebiet. Wie ist der Zeitplan für die Testläufe und für die Produktion?

MAN wird zum Ende diesen Jahres neun E-Trucks an das Council für Nachhaltige Logistik (CNL) übergeben. Vor der Übergabe werden die Fahrzeuge weitreichenden Tests unterzogen, sodass ein problemloser und zuverlässiger Betrieb bei den CNL Firmen ermöglicht wird. Der dann folgende Betrieb bei den CNL Firmen in Wien, Salzburg und Graz ermöglicht es den betreibenden Firmen und MAN, den Alltagseinsatz in sehr unterschiedlichen Varianten zu erproben. Einige Fahrzeuge werden mit einem Kühlkoffer ausgestattet sein und frische Lebensmittel transportieren, andere werden Güter zu Produktionsorten befördern. Einige Lkw werden auch mit Wechselbrücken ganz unterschiedliche Einsätze fahren. So lässt sich in vergleichsweise kurzer Zeit eine sehr breite Erfahrung in unterschiedlichen Anwendungen sammeln. MAN wird dies nutzen, um die Effizienz und damit auch die erzielbare Reichweite seiner E-Trucks noch weiter zu optimieren.

Welche Erkenntnisse erwarten Sie sich von den Tests? Wo könnte es „haken“, was läuft bereits gut?

Im Rahmen der Tests sind die Transportaufgaben auf den geplanten Routen zuverlässig zu erledigen. Gleichzeitig wird aber auch eine Rolle spielen, wie – dazu passend für die einzelnen Kunden – jeder eTruck geladen werden sollte. Natürlich kann man hierzu vorab eine Menge simulieren, aber im täglichen Einsatz in der Belieferung bietet so manche Verkehrslage Situationen, die die ursprünglich geplanten Strecken und Zeiten verändern können. Staus zum Beispiel können ja auch unerwartet auftreten. Strategien zu entwickeln, wie man hierauf flexibel und passend reagieren kann, ist mit Teil der erwarteten Erkenntnisse.

Welche Vorteile bringt die E-Mobilität im LKW-Sektor? Wie wird sich dieser Bereich in den kommenden Jahren weiterentwickeln?

Ähnlich wie beim E-Pkw bietet der E-Lkw zwei wesentliche Vorteile. Er fährt lokal emissionsfrei und er ist deutlich leiser. Dies bedeutet für Kunden, die MAN E-Trucks einsetzen, dass sie in Zonen, in denen nachts geräuschbedingt Einfahrten beschränkt sind, trotzdem beliefern können. Man kann den E-Truck in diesem Falle also pro Tag länger einsetzen, als konventionelle Lkw. Außerdem kann man mit den MAN E-Trucks z.B. auch direkt in Hallen fahren, in denen wegen der Abgase Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nicht zugelassen sind. Durch diese und andere neue Möglichkeiten kann sich natürlich auch jedes Unternehmen, das einen MAN E-Truck einsetzen möchte, Gedanken darüber machen, wie es zukünftig Transportaufgaben anders lösen möchte, denn diese Technik schafft neue Lösungsmöglichkeiten.

Welche Reichweite haben die E-Lkw von MAN? Mit welchen Batterien werden sie betrieben?

Je nach Ausführung werden die MAN E-Trucks eine Reichweite von bis zu 200 km ermöglichen. Wenn der Fahrer während seiner vorgeschriebenen Ruhepause die Möglichkeit zum Aufladen nutzt, kann er am Tag natürlich noch weiter kommen. MAN wird in den E-Trucks hausintern entwickelte Batterien einsetzen.

Ist bereits ausreichend Infrastruktur zum Nachladen der Lkw vorhanden? Inwieweit muss diese noch ausgebaut werden?

Durch eine Vielzahl von Programmen und Initiativen werden derzeit Lademöglichkeiten für Pkw geschaffen. Ladeinfrastruktur für E-Lkw ist aber derzeit noch kaum verbreitet. Hier liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Die Firmen des CNL und MAN gehen dies gemeinsam an und zum Start der MAN E-Trucks werden auch ausreichend Ladepunkte für einen reibungslosen Betrieb aller Fahrzeuge vor Ort installiert sein.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion

Fotos: MAN Truck & Bus Österreich GesmbH