Als die Mode-Expertin Katrin Haumer Allergien gegen Chemikalien in Kleindungsstücken bekam, machte sie sich auf die Suche nach Alternativen. Das Ergebnis ist ihr Shop Green Ground, in dem sie zertifizierte ökologische und fair produzierte Mode anbietet. Im Interview spricht sie über den Zertifikate-Dschungel und über schwarze Schafe.
Was ist Green Ground?
Green Ground ist ein Shop für nachhaltige Mode für Männer und Frauen. Alle Materialien sind ökologisch, alle Kleidungsstücke sind sozial fair produziert. Das bedeutet: keine Kinderarbeit, es dürfen Gewerkschaften gegründet werden, Entlohnung und Arbeitsbedingungen sind fair.
Warum wurde der Green Ground gegründet?
Ich komme aus der Modebranche und habe vom Design bis zum Verkauf alle Bereiche beruflich kennengelernt. Da bekommt man einiges mit, wie das in der Branche so läuft. Besonders bei der Fast Fashion sind die Produktionsbedingungen und der Einsatz von Chemikalien erschreckend. Als ich mit Anfang 20 eine Hautallergie gegen die Chemikalien in der Bekleidung bekam, habe ich zu recherchieren begonnen, wo ich Textilien herbekomme, die die Haut nicht reizen und die fair produziert werden. Dabei ist mir aufgefallen, dass man solche Bekleidung nur online bestellen, in Wien aber nirgends anprobieren kann. Und auch, dass der Stil, der angeboten wurde, nicht unbedingt dem entsprach, was mir mit Anfang 20 gefallen hat. 2008 habe ich deshalb mein eigenes Geschäft eröffnet. Damals noch mit einigen wenigen ausgewählten Marken. Mittlerweile ist die Verkaufsfläche auf 100 Quadratmeter angewachsen und das Sortiment sehr viel breiter.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Marken aus?
Wir hören sehr stark auf die Rückmeldungen der Kunden. Ich schaue, dass auch neue Marken im Sortiment sind, neue Produkte, neue Entwicklungen bei den Materialien, wie etwa Tencell, und auch Recycling. Der Großteil der Kleidungsstücke ist alltagstaugliche Mode für Büro und
Worauf legen die Kunden wert?
Vor allem auf die Qualität. Derzeit ist die Nachfrage nach Jacken und Mäntel aus Naturmaterialien sehr groß. Gerade in diesem Bereich gibt es ja oft einen gewissen Polyester-Anteil. Das ist bei unseren Kunden nicht so beliebt, selbst, wenn es sich um Recycling-Polyester handelt.
Warum sieht ökologisch und fair produzierte Mode oft so „Öko“ aus? Wäre nicht das Ziel, dass idealerweise sämtliche Mode unter diesen Voraussetzunge produziert wird?
Das ganze ist ein Entwicklungsprozess. Bio-Mode ist bereits sehr weit entwickelt. Dennoch ist es eine recht junge Nische. Junge Menschen fangen ja gerade erst damit an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das dauert noch, bis die Marken ihre Zielgruppen erschließen. Das ganze ist schwierig, aber es wird sich entwickeln.
Wie kommt man als Konsument im Zertifikate-Dschungel bei Kleidung zurecht?
Es gibt einige Zertifikate, die von NGOs allgemein für gut befunden werden und auf die man sich verlassen kann. Das GOTS-Zertifikat hat zum Beispiel einen guten Ruf. Mode mit dem deutschen IVN-Siegel erfüllt ebenfalls sehr strenge Standards. Für den Konsumenten ist es aber extrem schwierig, den Überblick darüber zu bewahren, wo was wie produziert wird. Deshalb stellen wir uns als Zwischenhändler zur Verfügung und schauen, dass das alles passt. Natürlich kann ich nicht für alle Marken meine Hand ins Feuer legen.
Es wird mehr Bio-Baumwolle als solche verkauft, als produziert wird. Wie viel Vertrauen kann man in Zertifikate haben?
Das kennen wir doch auch aus der Lebensmittelbranche, dass nicht alles Bio ist, wo Bio draufsteht. Grundsätzlich ist es einmal eine gute Sache, dass sich die Anbieter mit dem Thema beschäftigen. Wo die Nachfrage steigt, steigt auch das Angebot. Die Entwicklung ist prinzipiell gut. Schwarze Schafe gibt es überall.
Wie soll es in der Branche weitergehen?
Ich wünsche mir, dass das Angebot gerade bei der Herrenmode noch größer wird. Dass es generell weiter bergauf geht, denn der Weg ist der richtige. Und natürlich wünsche ich mir, dass ich Green Ground noch lange habe.
Quelle: Energieleben Redaktion
Fotos: Green Ground
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