Andrea Lunzer
Andrea Lunzer
Andrea Lunzer über ihre Maß-Greißlerei.
Dieser Artikel wurde am 8. April 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Seit Jänner 2014 betreibt Andrea Lunzer ihre Maß-Greißlerei in der Heinestraße in 1020 Wien, in der Lebensmittel „offen“ angeboten werden. Im Interview spricht sie über das Konzept des verpackungsfreien Lebensmitteleinkaufs und über den Aufwand bei den Bestellungen.

Wie kam es zur Idee eines verpackungsfreien Ladens?

Für mich war ganz offensichtlich, dass es so etwas braucht. Bio-Lebensmittel sind allgegenwärtig – auch im Diskont. Überall steht zu lesen, wie gut das ist, was in den Produkten drin ist. Diese Botschaften sind aber auf die Verpackung gedruckt, die alles andere als gut ist. Das Produkt, hinter dem ein Bauer steht, der sich viel Mühe dafür gegeben hat, wird für ein paar Tage in eine Folie gewickelt, für die fossile Energieträger verwendet worden sind. Genau das wollte ich anders machen.

Wie kommt die Maß-Greißlerei bei den Kunden an?

Sehr gut. Das Feedback ist extrem positiv – und bei der Größe des Ladens auch sehr unmittelbar. Die Leute mögen es, die Verpackung los zu sein. Die Verpackung und das Handling – gerade das ist in Österreich ja sehr teuer – zahlt letztlich der Konsument. Zusätzlich muss er sich um die Entsorgung kümmern. Eigentlich ist das ja ein wenig unfair, das alles auf den Konsumenten abzuschieben.

Ist den Kunden der Umstieg auf den verpackungsfreien Einkauf schwergefallen?

Es gab Kunden, die waren extrem gut vorbereitet und sind vom ersten Tag an mit einer Kiste mit eigenen Verpackungen gekommen. Und es gab die, die zufällig in der Nähe wohnen und Bio kaufen wollten, und sich nach langer Zeit fragen trauten, ob sie auch ihre eigenen Aufbewahrungsboxen verwenden dürfen. Unsere Kunden sind vor allem junge Leute und Pensionisten. Für Letztere ist das Konzept ja alles andere als innovativ. Gerade für kleine Haushalte und bei niedrigen Pensionen ist es großartig, Lebensmittel einzeln zu kaufen. Diese Leute leiden regelrecht darunter, Reste wegzuwerfen.

Wie verteilen sich Stammkunden und Laufkundschaft?

Wir haben viele Stammkunden. Bei einem Nahversorger war das schon immer so, dass man dort einkauft, wo man wohnt. Wir haben aber auch Kunden, die aus der ganzen Stadt kommen, und sogar aus Niederösterreich. Und Kunden aus allen Ländern, die zufällig vorbeikommen. Durch die Gastronomie, die wir anbieten, mischt sich das ganz gut durch.

Welche Voraussetzungen müssen die Lieferanten erfüllen?

Die Maß-Greißlerei wird von 30 Lieferanten beliefert. Das ist extrem viel, und ein extremer Aufwand bei den Bestellungen. Kleine Produzenten haben immer eine kleine Auswahl. Alle Lieferanten müssen biologisch zertifiziert sein und in ein verpackungsfreies Konzept passen. Wir sind große Befürworter von Mehrweg- und Pfandgebinden. Gewisse Produkte sind aber auch nicht zertifiziert. Bärlauch kommt zum Beispiel immer aus Wildsammlung. Die Produkte kommen, wenn möglich aus Niederösterreich und aus dem Burgenland. Manchmal geht das aber nicht. Kein Haushalt möchte zum Beispiel auf Zitronen oder Pfeffer verzichten. Und den guten Bergkäse produziert im flachen Burgenland auch keiner…

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Quellen: Energieleben Redaktion
Foto: Maß-Greißlerei

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