Bis 2050 wird sich der Nahrungsmittelbedarf weltweit verdoppeln. Vor allem die Nachfrage nach tierischen Produkten wird stark zunehmen. Dies ermittelten kürzlich Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Sie entwickelten eine statistische Methode und ein Online-Tool, mit dem sich die Ergebnisse visualisieren lassen.
Wie entwickelt sich der weltweite Nahrungsmittelbedarf?
Mit dem Online-Tool zum globalen Nahrungsmittelbedarf kann man sich anschaulich die zukünftige Entwicklung der Nachfrage nach pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln pro Kopf, Tag und für den jeweiligen Kontinent anzeigen lassen. Das Modell kann dazu verwendet werden, Langzeitszenarien zum zukünftigen Nahrungsmittelbedarf in verschiedenen Ländern zu erstellen. So dient es als hilfreiches Tool zum Abschätzen von Nahrungssicherheit und Treibhausgasemissionen aus der Nahrungsmittelproduktion beim Durchspielen verschiedener Zukunftsszenarien.
Diabetes statt Hunger?
Für Ihre Berechnungen zogen die Forscher vier anerkannte sozioökonomische Entwicklungsszenarien des Weltklimarates heran und veröffentlichten die Ergebnisse im frei zugänglichen Online-Magazin PLOS One. Laut ihrer Berechnungen könnte Unterernährung,
wie sie als Massenphänomen in vielen Ländern existierte, bis zur Mitte des Jahrhunderts stark zurückgehen. In manchen Regionen der Erde, wie einigen Regionen Afrikas südlich der Sahara, würde Unterernährung wahrscheinlich jedoch auch in den folgenden Jahrzehnten fortbestehen.
Im globalen Durchschnitt verursachte eine ungesunde Ernährungsweise mit einem hohen Anteil roten Fleischs, Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln, schon heute eine höhere Sterblichkeit als Unterernährung und Hunger. Denn mit dem ungesunden Ernährungsstil steigt das Risiko für Krankheiten wie Diabetes II, Krebs oder Herz-Kreislaufkrankheiten. Die Rückkehr zu einer klima- und gesundheitsbewussten Ernährung ist in den entwickelten Ländern dringend notwendig und wohl schon im Bewusstsein vieler Menschen angekommen, denn die Nachfrage nach tierischen Produkten ist hier bereits rückläufig.
Link zum Online-Tool
http://www.pikpotsdam.de/~bodirsky/demand_scenarios/#page1
Das Online-Tool ist ein Open Source-Projekt, das ständig weiterentwickelt werden kann. Weitere Informationen dazu unter: https://www.pik-potsdam.de/research/projects/activities/land-use-modelling/food-demand-model/visualization-and-determination-of-demand-scenarios
Artikel
Bodirsky, B.L., Rolinski, S., Biewald, A., Weindl, I., Popp, A., Lotze-Campen, H. (2015): Global food demand scenarios for the 21st century. PLOS One. DOI: 10.1371/journal.pone.0139201 Link zum Artikel: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0139201