Die Weltbevölkerung wächst. Bis zum Jahr 2050 wird sie auf mindestens 10 Milliarden anwachsen. Dies stellt uns vor einige Herausforderungen. Wie ernährt man alle Menschen, versorgt sie mit sauberem Wasser und schafft sichere Wohnmöglichkeiten auf möglichst nachhaltige Weise? Eine Antwort auf diese Frage könnten autarke Dörfer sein. Dorfgemeinschaften, die sich fast komplett selbst versorgen, die ihre eigenen Nahrungsmittel produzieren, ihre eigene Energie produzieren und über ein geschlossenes System für Wasser- und Abfallmanagement verfügen. Was wie eine schöne Zukunftsvision klingt, wird in den Niederlanden in den nächsten Jahren bereits Wirklichkeit.
In Almere, einer 200.000 Einwohner-Stadt, rund 35 Kilometer von Amsterdam entfernt, soll schon bald ein sogenanntes ReGenDorf entstehen. Hier soll teils in Gewächshäusern, teils im Freiland das von den Dorfbewohnern benötigte Gemüse selbst gezogen werden und Vieh und Fisch gezüchtet werden. Die Energie, die die Dorfgemeinschaft benötigt, soll ausschließlich aus erneuerbaren Quellen und eigener Produktion kommen. Wasser wird direkt in der unmittelbaren Umgebung gesammelt und aufbereitet. Bereits in den nächsten Jahren soll dieses Dorf, das von der Weltwirtschaft unabhängig funktioniert, entstehen. Insgesamt haben sich mehr als 6.500 Personen für die Dorfgemeinschaft beworben.
Die Idee zum Konzept für die ReGenDörfer stammt vom US-Amerikaner James Ehrlich und wurde gemeinsam mit dem dänischen Architekturbüro EFFEKT entwickelt. Damit es funktioniert, müssen verschiedenen Zyklen in einem komplexen, autarken System integriert werden. Die vier Hauptbereiche im System sind Nahrungsmittel-, Wasser- und Energieversorgung sowie Abfallentsorgung. Pflanzliche Nahrungsmittel werden in Gewächshäusern und Gärten produziert, Viehzucht und Aquaponik decken die Versorgung mit tierischen Lebensmitteln. Die Tiere werden mit organischen Abfällen der Dorfgemeinschaft und aus der eigenen Landwirtschaft versorgt, somit überschneiden sich hier die Kreisläufe Lebensmittelproduktion und Abfallwirtschaft. Was nicht kompostiert oder an Vieh verfüttert werden kann, wird verbrannt und in Energie umgewandelt. Es überschneiden sich also auch die Kreisläufe der Abfallwirtschaft und Energieproduktion.
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Im ReGen Konzept werden nicht nur verschiedene Kreisläufe miteinander verbunden, es werden auch moderne Technologien, wie etwas das Internet der Dinge (IoT) eingesetzt, um die Autarkie eines gesamten Dorfes möglich zu machen. Durch die smarte Integration verschiedener Zyklen und moderne Technologie erreicht man einen Ernteertrag, der rund zehn Mal höher ist als gewöhnlich und benötigt gleichzeitig 90 Prozent weniger Wasser. Auch der Flächenbedarf ist äußerst gering, mit circa 640 Quadratmetern Land, kann man eine dreiköpfige Familie versorgen. Normalerweise benötigt man für vergleichbare Ertragsmengen mehr als 8.000 Quadratmeter. Das Projekt in Almere ist das ReGen-Pilotprojekt, doch auch für Schweden, Norwegen, Dänemark, in Asien und in den USA sind bereits weitere Projekte angedacht.
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Bild: EFFEKT