Spread Indoor Farm © Spread
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Die erste voll automatisierte Gärtnerei soll 2017 in Japan die Salatproduktion aufnehmen.
Dieser Artikel wurde am 4. November 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich komme aus einer Wiener Gärtnerfamilie. Als Kind bauten meine Großeltern Gemüse an im Glashaus oder am Freiland, zogen im Frühjahr Setzlinge und pflanzten sie händisch aus. Immer verschiedenes Gemüse, um Preisunterschiede beim Verkauf abfedern zu können. Geliefert wurde an die LGV, Österreichs größtem Anbieter von Frischgemüse, keine 2km entfernt. Die Qualität war gut, bio war noch nicht einmal ein Thema.

In den 30 Jahren, die seither vergangen sind, hat sich enorm viel verändert. Nicht, weil die EU die Gurkenkrümmung geregelt hat (und 2009 die Regelung wieder aufhob); solche Regelungen gab es schon vorher. Die Produktion und ihre Bedingungen haben sich verändert. Die Glashäuser wurden größer und höher, die Heizperioden wurden länger, die Sortierung und Verarbeitung des Gemüses wird maschinell unterstützt. Man pflanzt nicht mehr in der Erde, das Nährsubstrat wird computergesteuert ideal dosiert direkt zur Pflanze gebracht.  Paradeiserpflanzen werden jetzt bis zu 10m lang. Der gelbe Regenmantel hat längst ausgedient, den mein Großvater beim Gießen immer anhatte.

Bei uns gibt es noch Glashäuser. Den nächsten Schritt in der Gemüseproduktion ist Japan schon gegangen: Salat wird nicht mehr nur am Freiland oder im Glashaus gezogen, Gemüsefabriken sind im Kommen, wie sie die Firma Spread betreibt. In sterilen Räumen wird in mehrstöckigen Regalen unter künstlichem Licht Salat gezogen. Die Vorteile: der Wasserverbrauch wird optimiert und Wasserrecycling ist ideal möglich und solange keine Schädlinge von außen eingeschleppt werden, ist die Verwendung von Pestiziden schlichtweg nicht erforderlich. Spread setzt ein Urban Farming-Konzept um, das keinem romantischen Ideal folgt, sondern versucht, die Stadtbevölkerung lokal bestmöglich und umfangreich zu versorgen. Vom Fabrikgedanken ist die Automatisation der Produktion der logische nächste Schritt. Jetzt kostet der Salat aus traditionellem Anbau und jener aus der Fabrik die KonsumentInnen gleich viel. Die Automatisation soll eine 50-prozentige Reduktion der Produktionskosten bringen. Man hofft, damit Salat in Zukunft umso günstiger anbieten zu können.

Ist die Roboterfabrik für Salat erstrebenswert?

Foto: © Spread