In München wird schon bald das längste und leistungsfähigste supraleitende Kabel der Welt liegen.
Dieser Artikel wurde am 4. Januar 2021 veröffentlicht
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Die Stadt München verlegt zwischen dem Hauptumspannwerk Menzing im Westen der Stadt und dem Lastschwerpunkt München-Süd ein supraleitendes Kabel. Der Abstand zwischen diesen beiden Orten beträgt 12 Kilometer. Betrieben wird das Kabel mit einer Spannung von 110.000 Volt, die übertragbare Leistung beträgt 500 Megawatt. Das ist bis zu acht Mal mehr Leistung als über herkömmliche Erdkabel übertragen werden kann. Verglichen mit Kupferkabeln, welche auf Grund von Wärmeentwicklung nicht dicht bei einander liegen können, spart es auch Platz beim Verlegen. Die neuen Kabel werden in München durch vorhandene Rohre gezogen, denn sie sind einschließlich Kühlkanal und Isolierung nicht dicker als herkömmliche Kabel.

Supraleiter bestehen aus unterschiedlichen Materialkombinationen. Das Kabel, das in München zum Einsatz kommt, stammt von der Firma Theva und besteht aus Gadolinium-Barium-Kupfer-Oxid. Bisher mussten Supraleiter auf minus 269 Grad gekühlt werden, damit sie den Strom widerstandslos fließen lassen. Doch die Ingenieure von Theva haben einen Weg gefunden, um die benötigte Temperatur auf minus 196 Grad zu reduzieren. Auch wenn also weiterhin Kühlung benötigt wird, ist die Energiebilanz des neuen Kabels positiv, da bei der Übertragung keine Energie verloren geht. Insgesamt wurde eine Energieeinsparung von acht Millionen Kilowattstunden errechnet. Mit dieser Energiemenge können rund 2000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden.

Das Supraleiterkabel in München ist gleichzeitig als Testprojekt zu verstehen, denn die Technologie wird hier zum ersten Mal unter realen Bedingungen geprüft. Wenn sich das Theva Kabel bewährt, sollen schon bald weitere herkömmliche Kabel im innerstädtischen Bereich durch Supraleiter ersetzt werden. Doch auch der Einsatz an anderer Stelle ist denkbar, so könnten die platzsparenden Supraleiter beispielsweise auch in Windrädern zum Einsatz kommen. Dadurch wären schmälere Türme möglich, was bei der Konstruktion Kosten sparen würde. In Dänemark gab es bereits ein ähnliches Projekt, das gezeigt hat, dass dies prinzipiell möglich ist.


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