Rayon oder Viskose wurde früher auch Kunstseide genannt. Diese Bezeichnung ist heute nicht mehr zulässig. Fotocredit: © Frank Winkler/Pixabay
Rayon oder Viskose wurde früher auch Kunstseide genannt. Diese Bezeichnung ist heute nicht mehr zulässig. Fotocredit: © Frank Winkler/Pixabay
Rayon (Viskose) gilt als die erste industriell erzeugte Faser. Sie wird für ihre Weichheit, für ihren Glanz sowie für ihren Faltenwurf geschätzt. Obwohl sie aus einem nachwachsenden Rohstoff gewonnen wird, ist sie im Hinblick auf Nachhaltigkeit umstritten.
Dieser Artikel wurde am 1. Februar 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Rayon – oder auch Viskose genannt – wird gelegentlich als nachhaltige Faser bezeichnet. Für die Herstellung nachhaltiger Kleidung eignet sie sich allerdings nur bedingt. Aber schauen wir uns zuerst einmal die Geschichte dieses Stoffes an. Rayon gilt als die erste industriell hergestellte Faser. Entwickelt wurde sie im späten 19. Jahrhundert. Rund um das Jahr 1910 wurde sie in den USA zum ersten Mal kommerziell hergestellt. Rayon-Viskose galt damals als äußerst beliebt. Immerhin wurde sie für ihre Weichheit, den schönen Faltenwurf und ihren Glanz geschätzt. Deshalb hat man den Stoff auch als – im Gegensatz zur echten Seide deutlich günstigere – Kunstseide vermarktet. So gewann Viskose schnell an Beliebtheit. Als Kunstseide darf Rayon heute aber nicht mehr bezeichnet werden. Warum wird Rayon nun allerdings auch heute noch gelegentlich als nachhaltiger Stoff bezeichnet? Das liegt daran, dass seine Faser aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Hauptsächlich wird Rayon aus Eukalyptus-, Fichten- und Kiefernholz hergestellt. Das Problem dabei: Damit aus dem Holz eine Faser entstehen kann, braucht es für Rayon einen meist intensiven chemischen Prozess. 

Rayon stammt zu einem Drittel aus gefährdeten Wäldern

Für die Herstellung von Rayon-Fasern wird also nicht nur eine erhebliche Menge an Wasser benötigt. Oft bedeutet der Prozess auch große Mengen an Säure und giftigen Chemikalien. Diese Chemikalien sind für die Arbeitenden gefährlich und werden von den Produktionsstätten oft nicht recycelt. So können sie sowohl für Luftverschmutzung als auch für Verunreinigungen das Wasser sorgen. Ein weiteres Problem: Das benötigte Holz kann zwar nachhaltig gewonnen werden. Allerdings wird das in einem Drittel der Fälle nicht getan. „Canopy Planet“ gibt beispielsweise an, dass ein guter Teil der verwendeten Hölzer aus alten und gefährdeten Wäldern stammt. Diese Abholzung wirkt sich auf wertvolle Ökosysteme aus und gefährdet bedrohte Tierarten. Gleichzeitig wird damit Menschen zum Teil ihre Lebensgrundlage genommen. Indigene Völker verlieren so den Zugang zu ihren traditionellen Landnutzungsformen. Mehr als 150 Millionen Bäume werden für die Produktion von Zellulosefasern jedes Jahr gefällt. Eine Zahl, die du dir gar nicht vorstellen kannst? Wir auch nicht. Daher verdeutlichen wir diese Menge gerne in einem Bild: Würde man die gefällten Bäume aneinanderreihen, würden wir damit die Erde siebenmal umrunden können.

Umweltzertifikate und Alternative zu Rayon

Was ist aber nun mit Rayon das aus aus schnell nachwachsendem Bambus oder Baumwoll-Linters – einem oft als Abfallprodukt bezeichneten Stoff der Baumwollproduktion – hergestellt wird? Nun ja: Auch wenn die Herstellung von Rayon aus diesen Stoffen durchaus nachhaltiger geschehen kann, braucht es in der Regel dennoch einen chemikalienintensiven und umweltschädlichen Prozess. Und Baumwoll-Linters werden zu Unrecht als Abfallprodukt der Baumwollindustrie bezeichnet. Denn diese kurzen Baumwollfasern sind ein Rohstoff, der tatsächlich einen eigenen Markt hat und aus dem beispielsweise Papier oder Karton gewonnen wird. Fashionistas verzichten aber nicht nur deshalb oft bewusst auf Rayon. Neben seinen eingangs erwähnten positiven Eigenschaften gilt der Stoff nämlich auch als wenig robust. Darüber hinaus knittert er, verliert leicht die Form und geht überdies in der Waschmaschine ein. Trotzdem wird der Stoff weiterhin von vielen geschätzt. Was also tun, wenn man die Faser als Kleidungsgrundlage dennoch liebgewonnen hat? Du kannst zum Beispiel darauf achten, dass das Rayon zumindest aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Vertrauenswürdige Zertifizierungen sind hier beispielsweise das FSC Siegel, das EU Ecolabel, das als Europäisches Umweltzeichen umweltverträgliche Produkte kennzeichnet, oder auch der Öko-Tex Standard 100. Oder du schaust gleich nach Alternativen zu herkömmlichem Rayon. Wie wäre es beispielsweise mit Tencel?

Quellen: cfda.com, fairlis.de / Fotocredit: © Frank Winkler/Pixabay


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