Zoonosen, so nennt man Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Bei AIDS beispielsweise ging der Erreger von Affen auf den Menschen über, der Ebola-Erreger kam ursprünglich bei Fledermäusen vor. Forscher wie Professorin Simone Sommer und Professor Marco Tschapka vom Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm gehen der Frage nach, wie es zu Zoonosen kommt. Sie fanden heraus, dass der Mensch nicht ganz unschuldig an der Entstehung solcher Infektionskrankheiten ist. Die zunehmende Umweltzerstörung fördere das Aufkommen dieser Krankheiten.
Der Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Infektionskrankheiten
Viren kommen in jedem Ökosystem vor. Dabei beschränken sie sich meist auf kleine Tiergruppen und beeinträchtigen die Tiere unter normalen Umständen nicht weiter. Wie beim Menschen reagiert dann ihr Immunsystem allerdings auf Stress und kann die Viren nicht mehr richtig bekämpfen. Dieser Stress wird für die Tiere etwa ausgelöst, wenn ihr Lebensraum zerstört wird. Werden die Viren nicht mehr ausreichend bekämpft, vermehren sie sich. Mit der steigenden Vermehrung steigt auch die Mutationsrate der Viren. Und je höher die Mutationsrate, desto wahrscheinlicher ist eine mögliche Mutation, die es den Viren erlaubt, auch auf den Menschen übertragen zu werden.
Prof. Sommer und Prof. Tschapka führten ihre Feldforschung im Regenwald rund um den Panamakanal durch. Dort untersuchten sie, wie sich die Veränderungen des Regenwaldes auf den Gesundheitszustand der Tiere dort, wie Fledermaus oder Opossum, auswirkt. Die Ergebnisse der Ulmer Forscher zeigen genau diesen Zusammenhang zwischen dem Infektionsgrad einer Tierart und den jeweiligen Umweltbedingungen. Naturschutz hieße demnach nicht nur Tierschutz, sondern auch Gesundheitsschutz für den Menschen. Umweltschutz helfe, Infektionskrankheiten wie Ebola zu vermeiden.
Wie gelangen die Erreger vom Tier auf den Menschen?
Nicht nur das Verständnis über die Entstehung von Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, ist wichtig, sondern auch das Wissen um die Übertragungswege. Um diese kümmern sich etwa Forscher der Universität Bonn, wie Dr. Isabella Eckerle, die im Rahmen des Projektes in Ghana unterwegs war. Ihrer Theorie nach führen Ausscheidungen von Fledermäusen auf Lebensmittel oder auf Gras, das wiederum von Nutztieren gefressen würde, zur Übertragung der Infektionskrankheiten auf den Menschen.
An der Universität Bayreuth untersucht man währenddessen, wie sich Infektionskrankheiten wie Ebola durch den Klimawandel auch in Europa ein Problem werden könnten. Hier spielten neue Mückenarten als Überträger eine Rolle.
Ein Fernseh-Team des ZDF hat die Forscher bei ihrer Suche nach dem Ursprung von Zoonosen begleitet und eine interessante Reportage (etwa 30 Min.) für die Sendereihe planet e erstellt.
Zur Reportage geht es hier.
Quellen:
Universität Ulm: AIDS, Ebola, SARS: Umweltzerstörung begünstigt Infektionskrankheiten. ZDF-Team begleitet Ulmer Forscher bei der Spurensuche im Regenwald. 03.11.15. https://www.uni-ulm.de/home/uni-aktuell/article/aids-ebola-sars-umweltzerstoerung-beguenstigt-infektionskrankheitenbrzdf-team-begleitet-ulmer-f.html (zuletzt aufgerufen: 21.12.15).
Planet-e – Fünf Dokus im November: Gelber Sack, Virenjäger, Arktis, Big Data, Erdklima. Bearbeitungsstand: 23.10.15
https://presseportal.zdf.de/pm/planet-e-fuenf-dokus-im-november/
Bildquelle: clipdealer.com
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