Science Fiction oder Wissenschaft? Eine Art Chem-Trails schlagen Forscher:innen vor, um die Temperatur und damit die Eisschmelze an den Polen zu reduzieren.

Angesichts der wachsenden Bedrohung durch die Erderwärmung tüfteln Wissenschaftler:innen weiterhin an neuen Konzepten zur Stabilisierung der Erdtemperatur. Die jüngste Idee klingt wie aus einem Science-Fiction Roman. Flugzeuge sollen Aerosolpartikel über die subpolaren Regionen der Erde sprühen. Die Aerosole können die einfallende Sonnenstrahlung ablenken und die Polarkappen damit kühlen.

Der Plan wurde in Environmental Research Communications veröffentlicht. Dabei sollen Düsenjets die Aerosole in einer Höhe von 13.000 Metern strategisch verteilen. Diese stratosphärischen Aerosolinjektionen (SAI), wie sie in der Studie genannt werden, haben das Ziel, die globale Erwärmung abzuschwächen, indem sie das Reflexionsvermögen der oberen Erdatmosphäre leicht erhöht.

Das Konzept von SAI ist nichts Neues und dieser Vorschlag fordert, Aerosole auf jene Orte zu richten, an denen schmelzendes Eis am dramatischsten zu einem Anstieg des Meeresspiegels auf dem gesamten Planeten führen kann. Die Studie schlägt Injektionen von Schwefeldioxid vor, die zu Schwefelsäure (H2SO4) oxidieren und sich nach einem Monat in der Stratosphäre zu flüssigen, unterkühlten Aerosolen entwickeln.

Die Erwartung ist, dass so die Temperatur an den Polen um 2 Grad Celsius sinken könnte. Das ist genug Kühlung, um die Polarkappen wieder einzufrieren und die Durchschnittstemperaturen wieder auf den Stand vor dem Industriezeitalter zu bringen. Dadurch könnte der Anstieg des Meeresspiegels verzögert werden. Um die größtmögliche Menge an Sonneneinstrahlung zu blockieren, müsste eine spezialisierte Flotte von etwa 125 Flugzeugen an den extra langen Frühlings- und Frühsommertagen einer Hemisphäre arbeiten, bevor sie zum anderen Pol fliegt, um dort weiter zu machen.

Bislang gibt es aber kein Flugzeug, dass die Freisetzung der erforderlichen Aerosol-Nutzlast bewältigen kann. Die Wissenschaftler:innen schlagen dazu ein spezielles „Lofter“-Flugzeug vor, dass aber noch entwickelt werden muss.

Ein weiteres Problem soll nicht unerwähnt bleiben: Niemand kann prognostizieren, was passiert, wenn eine so große Menge Partikel in die Atmosphäre geleitet werden. Werden die Aerosole unerwartete ökologische Auswirkungen auf die Erde haben, weil die Schwefelsäure-Partikel zu einem weiteren Abbau des Ozons führen? Es besteht die Gefahr mit einem derartigen Eingriff ungewollte Wechselwirkungen auszulösen.


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