Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Mit großer Euphorie sind viele gut meinende Menschen losgestürmt, als es hieß man müsse nun Energie nachhaltig…
Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Mit großer Euphorie sind viele gut meinende Menschen losgestürmt, als es hieß man müsse nun Energie nachhaltig nutzen und könne damit sogar Geld verdienen. Viele Pleiten, nicht nur bei Firmen, sondern auch bei Landwirten, die Energiewirte werden wollten und bei Solarparkbetreibern haben die Bürger ernüchtert. Nachhaltigkeit verlangt ökonomischen, ökologischen und sozialen Nutzen, der langfristig wirkt.

 

Solarenergie ist bisher am wenigsten Nachhaltig

 

Es sieht so schön einfach aus, wenn man nur eine glänzende Platte aufs Dach schrauben muss und schon Strom aus dem Sonnenlicht bekommt. Leider ist es nur das Paneel, das so schön glänzt – anfänglich.

Es beginnt damit, dass die Herstellung eines Fotovoltaischen Moduls sehr aufwändig ist und viel Energie benötigt. Auch die Bauteile, die Materialien sind nicht immer regional vorhanden und müssen importiert werden. Da die europäischen Hersteller nun auch langsam von der asiatischen Konkurrenz vom Markt gedrängt werden, schlägt der Transport der Module zum Montageort in der Klimabilanz auch zu Buche. Insgesamt sieht diese mit 50 bis 100 g/KWh und Jahr CO2-Aquivalent von allen erneuerbaren Energiewandlern (Energie kann nicht erzeugt, sondern nur aus einem Zustand, in dem sie sich befindet in einen anderen versetzt werden) am schlechtesten aus. Hinzu kommt das bisher ungelöste Problem der Entsorgung. Die einzige Pilotanlage in Deutschland, in Freiberg bewältigt gerade einmal 200 Tonnen pro Jahr. Es fielen in aber 2010 bereits 3500 Tonnen zu entsorgender Paneele an. Die Energieagentur rechnet für das Jahr 2030 mit bis zu 130000 Tonnen im Jahr. Diese sollen auf keinen Fall als Elektroschrott nach Afrika verbracht, sondern vor Ort, also möglichst regional recycelt werden. Hier gibt es noch enormen Handlungsbedarf.

Der Wirkungsgrad der Module ist auch der Schlechteste, zumal die anfallende Wärme nicht genutzt wird. Hier gäbe es einfache Möglichkeiten, die auch die Effizienz steigern könnten, weil ein wasserdurchflossener Unterbau die Paneele gleichzeitig kühlen würde. Dann wäre endlich die Solarthermie mit der Fotovoltaik gekoppelt und der Wirkungsgrad könnte weit über 50% liegen.

Wenn dann die Paneele noch nach dem Grätzel-prinzip aus regionalem Material, wiederverwendbar hergestellt würden und heimische Betriebe diese fertigen könnten, wäre die direkte Nutzung der Sonnenenergie endlich auch sinnvoll machbar und könnte langsam nachhaltig genannt werden.

Die utopischen Träume von „Desertec“, der Umwandlung der Sonnenwärme über Spiegel, erhitztes Wasser und Dampfturbinen in der nordafrikanischen Wüste scheinen ausgeträumt zu sein. Bisher hat keiner der vollmundig aufgetretenen Investoren auch nur einen Cent in das Projekt gesteckt. Alle Banken lehnen ebenfalls dankend ab. Das ist ein Glücksfall für die nachhaltige Entwicklung.

 

Windkraft scheint ihre beste Zeit gehabt zu haben

 

Windkraft hat grundsätzlich, wie die Fotovoltaik auch, das Problem, nicht Grundlastfähig zu sein. Nach dem ersten Boom stehen nun auch bereits an den deutschen Küsten Windparkbetreiber immer öfter vor dem Problem, dass ihr Strom nicht „bedarfsgerecht“ erzeugt wird, sondern oft dann, wenn die Netze „voll“ sind. Sie müssen ihre teuren Anlagen dann abschalten.

Außerdem formiert sich immer mehr ein Widerstand in der Bevölkerung gegen die „Verspargelung“ der Landschaft. Ob nun Atomkraftwerke ästhetischer sind, als eine Armada von Windrädern, ist eine Frage, die mit Nachhaltigkeit nichts zu tun hat. Solange Firmen in der Region von dem Bau, der Montage und Bürger von dem Betrieb profitieren, ist nichts gegen Windräder einzuwenden. Wo sie zu stehen haben, ist natürlich Sache der Bürger, die ja immer dann, wenn es „ihre Windmühlen“ sind, nicht mehr dagegen kämpfen.

Windstrom auf hoher See in großen Mengen zu erzeugen und dann mit riesigen Hochspannungsleitungen an Land und in die Industriezentren zu leiten ist jedenfalls nicht nachhaltig. Der Eingriff in die Umwelt, die Landschaft sollte schon Grenzen haben und die starken Magnetfelder, die die Leitungen erzeugen sind nachgewiesener Maßen schädlich. Windparks von angemessener Größe an geeigneter Stelle mit vernünftigem Wirkungsgrad und vielleicht sogar einem sinnvollen Speicher für die Überschüsse können Windkraft zu einer nachhaltigen Energiequelle machen.

 

Vorsicht mit der Wasserkraft

 

Aus einem See tritt immer wieder, manchmal plötzlich als Blase und in großer Menge Methan aus. Dieses entsteht dadurch, dass organische Ablagerungen am Boden faulen. Methan ist ein erheblicher Klimakiller, aber wenn es aus bestehenden Seen austritt nicht zu vermeiden und letztlich ein normaler Bestandteil unserer Atmosphäre. Wenn nun aber zusätzlich riesige Stauseen entstehen, durch das Aufstauen von Flüssen, wird zum Einen die gesamte Landschaft eines Tales, mitsamt dem üppigen Bewuchs überschwemmt, zum Anderen liefert der Fluss immer weiter organisches Material, dass sich am Fuß der Staumauer ablagert. Im Ergebnis gibt es eine zusätzliche, menschengemachte Methanbelastung. Diese ist zum Beispiel an dem Saarstaudamm über lange Zeit gemessen worden und beträgt dort rund 110 Tonnen im Jahr, also so viel wie 3000 Tonnen CO2.

Zusätzlich zu der enormen Veränderung einer Landschaft, mit allen Auswirkungen auf Flora und Fauna, dem Fischsterben an den Turbineneinlässen ist also die Klimabelastung der Wasserkraft zu bedenken, wenn man diese als nachhaltig einstufen möchte. Der Betrieb, der volkswirtschaftliche Nutzen so eines Großprojekts kann nachhaltig sein, wenn die Anlage einer regionalen Genossenschaft gehört.

 

Biomasse ist ein Alleskönner mit Risiken

 

Strom und Wärme aus Biomasse sind eine sehr gute Lösung, da diese bedarfsgerecht eingesetzt werden kann. Werden die Anlagen regional von Genossenschaften errichtet und betrieben ist diese Alternative zu zentralen Großanlagen die beste Lösung. Dazu sind aber auch einige Bedingungen zu erfüllen.

Vorrangig sollte Biomasse gewählt werden, die als Abfall sonst nicht genutzt wird. Hier ist jede Art von organischer Masse nutzbar. Müssen Energiepflanzen angebaut werden, muss dieses ökologisch geschehen, ohne Einsatz von Chemie jeder Art und mit einer großen Vielfalt an Pflanzen. Die Aussaat sollte als Direktsaat erfolgen, so dass keine weitere Erosion möglich ist. Es können alle Flächen genutzt werden, die für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion nicht benötigt werden, das sind in Europa immerhin 50% aller Ackerflächen. Werden dann auch noch Kurzumtriebsplantagen, als Alternative zu steigendem Holzeinschlag, könnte mit Biomasse der gesamte Energiebedarf in Europa gedeckt werden.

Auch hier muss bei jedem Konzept, jedem Projekt sehr sorgfältig vorgegangen werden, unter Beachtung aller ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte. Gerade die beiden Letzteren lassen sich bei dieser Alternative am besten erfüllen, da alle Bürger – als Genossenschaftsmittglieder, Rohstofflieferanten und Nutzer – eingebunden werden können.

Auch bei der Art der Nutzung der Biomasse muss sorgfältig aus vielen möglichen Alternativen ausgewählt werden. Diese sind allerdings bereits sehr vielfältig.

 

Für Städte muss Mutter Erde Energie liefern

 

Bei einem Einzugsbereich von etwa 20000 zu beheizenden Wohnungen oder entsprechendem gewerblichem Wärme- und Strombedarf ist die beste Lösung das Loch in die Erde. In Tiefen ab 4000m ist eigentlich überall auf diesem Planeten die erforderliche Temperatur vorhanden, mit der sowohl eine Dampfturbine zu betrieben, als auch ausreichend Restwärme zu erhalten ist. Projekte in der norddeutschen Tiefebene, im rheinischen Graben, den Voralpen und in den Bergen zeigen dies seit Jahrzehnten.

Eine sorgfältige Sondierung des Untergrundes sollte verhindern, dass Probleme während des Bohrens auftreten. Die Bürger profitieren von diesen Anlagen langfristig, als Betreiber und als Nutzer, weil die Energie – sobald die Bohrlöcher und das Wärmenetz bezahlt sind – kostenfrei ist. Die Ergiebigkeit der Wärme sollte bei mindestens 40 Jahren liegen, Anlagen in Italien und natürlich in Island laufen aber schon wesentlich länger. Bei normalen Bedingung sind die Kosten nach längstens 10 Jahren erwirtschaftet.

 

Fazit: Es gibt eine Vielzahl möglicher Alternativen zu den bisher genutzten, keinesfalls nachhaltigen Formen der Energienutzung. Wenn diese immer in vernünftigen Einheiten, regional begrenzt und von den Bürgern errichtet und betrieben werden, kann eine nachhaltige Zukunft erreicht werden. Dabei muss fachübergreifend und respektvoll mit der Mitwelt umgegangen werden. Bisherige Wege, im Alleingang oder in der Hand der Energiekonzerne können nicht nachhaltig werden.